Garstige Gnome
Sand versickerten, bemerkte Sam, dass es im Sandboden der Kampfstätte unzählige Farbschattierungen gab, als hätte jemand willkürlich Dutzende Farbeimer darüber ausgekippt. Es war Blut, wurde ihm bewusst, das Blut vieler, vieler unbekannter Geschöpfe, die hier der Tod ereilt hatte.
Sam stolperte über etwas – sein Schwert. Er hob es auf, während der Käfer über ihm kreiste und schließlich in halsbrecherischem Tempo auf ihn zuflog. Als er nahe genug war, täuschte Sam einen Schwerthieb an und sprang zur Seite. Während der Käfer an ihm vorbeisauste, verpasste er ihm einen kräftigen Tritt in den Rücken, so wie Slouch es ihm beigebracht hatte. Der Käfer knallte mit voller Wucht an die Mauer, zerplatzte und bespritzte die unteren Zuschauerreihen mit seinem klebrigen gelben Schleim.
Nun jubelten die Gnome wieder ihm zu. Diesmal jedoch sonnte Sam sich nicht in seinem Ruhm. Er eilte zu seinem offenen Tor zurück, wo Slouch wartete.
»Das Ding hat versucht mich umzubringen!«, keuchte Sam und verließ den Platz.
»Du musst das Schwert erhoben halten«, sagte Slouch seelenruhig, während er Sams Rüstung inspizierte.
»Ich bin um mein Leben gerannt«, bekräftigte Sam.
»Du hast die Konzentration verloren«, murmelte Slouch.
»Ich hatte Todesangst!« Sam schüttelte den Kopf. »Hör zu, ich habe keine Lust mehr auf das Spiel.«
»Ich halte dich so lange, wie ich kann, am Leben«, sagte Slouch, »aber deine Gegner werden immer größer, bis du auf einen triffst, den du nicht besiegen kannst.«
Sams Mund stand offen, während er die beunruhigende Neuigkeit verarbeitete.
Slouch deutete auf eine Schüssel mit trübem Wasser. »Du siehst durstig aus. Trink etwas, während sie deinen nächsten Kampf vorbereiten. Und merk dir, halte dein Schwert hoch, hoch, hoch! Die nächste Runde wird nicht so leicht wie die bisherigen.«
23
Unterwegs
T racker betrachtete den Boden, wählte die Tunnel mit Bedacht. Bree und Toady folgten dicht hinter ihm, während PJ Mühe hatte, mit den dreien Schritt zu halten. Sie hatten sich erst vor zehn Minuten für ihren Marsch nach Argh von der anderen Gruppe getrennt, und PJ war jetzt schon erschöpft.
Bald erreichten die drei Wächter eine Felswand, die, weiter als sie sehen konnten, senkrecht in die Finsternis aufragte. Als PJ aufschloss, erblickte er die Wand und ging sofort davon aus, dass sie umkehren würden.
Zu seiner Überraschung fasste Tracker einfach in einen Felsspalt über seinem Kopf und zog sich nach oben. Die Fußspitze stellte er in eine andere Ritze und hievte sich rasch hinauf zum nächsten Spalt. Kurz darauf hing er zehn Meter über PJ am Fels.
Als Nächstes begann Bree die Wand zu erklimmen und war noch flinker als der Veteran.
Selbst Toady entdeckte mühelos die Stellen, wo seine Hände und Füße Halt fanden.
PJ tastete nach den Felsspalten, an denen die drei sich so locker hinaufhangelten, aber es gelang ihm kaum, die Fingerspitzen hineinzuschieben. Er blickte auf. »Äh, Leute, das schaffe ich nie im Leben.«
Im nächsten Moment entrollte sich von oben ein langes dickes Seil und fiel ihm auf den Kopf. »Aua!«
»Binde dich fest«, seufzte Bree.
Bald schon baumelte PJ dreißig Meter über dem Boden. Toady kam ein Stück herabgestiegen, um ihm zu helfen. »Normalerweise benutzen wir nach unserem fünften Geburtstag keine Seile mehr«, sagte er.
Mühsam hangelte PJ sich eine weitere Armlänge nach oben.
»Mit fünf konnte ich auch ziemlich gut klettern«, keuchte er, »aber ich bin aus der Übung, okay?« Er schloss zu Toady auf. »Was bist du eigentlich für einer, Sportskanone?«
»Ich bin Toady, der Nachrichtenkurier.« Er half PJ auf einen Felsvorsprung und starrte den älteren Jungen mit seinem treuen Hundeblick an. Toady war ein großer schmaler Bursche, der erst noch in seinen Körper hineinwachsen musste. »Ich gebe dem Rest der Gruppe Bescheid, falls ihr sterbt«, sagte er nüchtern.
»Falls wir sterben ?«
»Ja. Zu versuchen, nach Argh hineinzugelangen, ist wahrscheinlich Selbstmord … ganz zu schweigen davon, wieder rauszukommen.«
»Warum?«, fragte PJ stirnrunzelnd. »Was ist denn dieses Argh?«
»Na, die Gnom-Stadt«, sagte Toady. »Ich persönlich würde lieber nur mit einer Steinsocke bewaffnet die große Mauer stürmen, als zu versuchen, Argh zu betreten.«
PJ war sprachlos. Er schaute hinter sich. Es war ein weiter Weg bis nach unten.
»Es ist sehr tapfer von dir, uns zu begleiten«, fuhr Toady fort. »Vielleicht bist du ja
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