Garstige Gnome
werden will, dann muss ich Eww-yuk in einem Kampf auf Leben und Tod besiegen, Gnom gegen Gnom. Aber er ist verschlagen, und ich bin nicht so klug, wie es scheint.«
»Keine Sorge«, sagte PJ. »So klug kommst du gar nicht rüber. Weißt du, Eww-yuk mag ja ein großer Brocken sein, aber ich wette, er ist verweichlicht, seit er nur noch rumsitzt und sich von seinen Untergebenen bedienen lässt. Er ist nicht mehr draußen an vorderster Front, stürmt keine Mauern mehr, prügelt sich nicht mehr selbst herum, sondern lässt die Drecksarbeit von seinen Leuten erledigen. Verstehst du, was ich meine?«
Slurp warf ihm einen leeren Blick zu.
PJ versuchte es noch einmal. »Wann hat er zum letzten Mal gegen jemanden gekämpft, ohne seine Leibwächter dazugerufen zu haben?«
Slurp neigte den Kopf zur Seite, wurde plötzlich hellhörig.
»Ich habe dich kämpfen sehen«, sagte PJ. »Du hast deine Gnome nichts tun lassen, was du nicht auch selbst tun würdest.«
»Natürlich nicht«, blaffte Slurp.
»Genau. Du bist jemand, der sein Leben selbst in die Hand nimmt, statt andere für sich schuften zu lassen.«
»Du bist genauso.« Slurp nickte.
PJ hielt inne. »Äh, na ja, nicht ganz.«
»Aber du warst sehr mutig und klug, als es darum ging hierherzukommen«, sagte Slurp. »Und du machst Musik. Du musst unter den Menschen großen Respekt genießen.«
PJ lachte, dann verfiel er einen Moment lang in Schweigen. »Nein«, sagte er schließlich, »man gewinnt nicht den Respekt seiner Mitmenschen, nur weil man ab und zu etwas Kluges tut. Man muss sich beweisen, wenn die anderen wirklich auf einen zählen.«
»Arrgh … und das werde ich!«, knurrte Slurp. Er begann wieder, rhythmisch mit den Füßen auf den Boden zu stampfen.
»Wow«, sagte PJ. »Gute Energie. Aber ich glaube, wir müssen uns an diesem Punkt die Realität vor Augen führen. Vergiss nicht, wir sind Gefangene, wir haben keine Waffen, wir sind angekettet, und Eww-yuk ist viel zu schlau, um sich auf einen Kampf mit dir einzulassen.«
»Realität? Ja. Genau. Du bist … ein Freund.«
»Ich fühle mich geehrt.«
»Und ich habe noch viele andere Freunde«, sagte Slurp.
»Freunde, die man sich einbildet zu haben, zählen nicht«, entgegnete PJ.
»Ich habe aber viele Freunde!«, beharrte Slurp.
»Beruhig dich«, sagte PJ. »Ich behaupte doch gar nicht, dass deine Soldaten dich nicht mögen. Mir ist nur nicht klar, wie uns das im Moment weiterhilft.«
Kling!
In dem Moment schwang die Tür auf, und ein stämmiger Gnom kam herein. Er trug ein großes, scharfes gebogenes Werkzeug, das an eine Sense erinnerte. Im Halbdunkel der Zelle sah der Neuankömmling aus wie eine zottelige Version des Sensenmanns.
45
Gar nicht so verschieden
I n der Weite der riesigen Halle wüteten Tracker und der Große Gnom zwischen den Steinsäulen, trugen einen wilden Kampf aus.
Trackers wirbelnde Klinge webte einen Vorhang aus glitzerndem Stahl, den scheinbar nichts durchdringen konnte. Er umkreiste seinen größeren, langsameren Wider sacher und überwand dessen Deckung mit blitzartigen Stößen, gegen die selbst das Zuschnappen einer Kobra wie in Zeitlupe gewirkt hätte.
Aber die Kraft des Großen Gnoms überraschte ihn, während dieser mit seinem schweren Zepter ein ums andere Mal machtvoll zuschlug. Jeder diese Hiebe stieß Trackers Schwert zur Seite, so dass der alternde Krieger mehrfach ins Taumeln geriet und zurückweichen musste, um sich von dem Schlag zu erholen, während das metallische Klirren der Schlacht in der riesigen Kammer nachhallte.
Keiner der beiden konnte einen entscheidenden Treffer landen. Der Große Gnom konnte Tracker nicht in die Enge treiben, der tänzelte und parierte und seinerseits mit blitzartigen Schwertstößen konterte. Dennoch kam der Veteran nicht näher an den Gnom heran, als dessen lange Arme und das riesige Zepter es zuließen. Sie waren völlig verschiedene, aber einander ebenbürtige Kämpfer.
Der Große Gnom rief keine Hilfe herbei. Tracker fand das sonderbar. Das Oberhaupt hätte nur ein kurzes Gnom -Kreischen auszustoßen brauchen, und gewiss wären Augenblicke später Dutzende seiner haarigen Untertanen in die Halle gestürmt. Tracker dachte an Bree. Anscheinend hatte sie den Wachposten an der Tür erledigt, denn weder sie noch der Gnom waren hereingestürmt, um sich ins Kampfgetümmel zu stürzen. Er war stolz auf sie und wünschte ihr im Stillen viel Glück, denn er war sich sicher, dass er sterben würde, sobald einer von ihnen einen
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