Garten des Lebens
Sie konnte nicht genau sagen, was nicht stimmte, aber sie wusste es. “Jemand war in diesem Zimmer und ist verschwunden, als ich kam.”
“Sind Sie sicher?”
“Ja …”
“Was ist hier los?”, rief Chrissie und kam ins Schlafzimmer gestürmt. Sie hielt abrupt an, als sie die beiden Polizisten sah.
“Wir hatten einen Einbrecher”, sagte Susannah. Sie fühlte sich zittrig und schloss ihre Tochter in die Arme.
“Mom, geht es dir gut?”
Susannah schüttelte den Kopf und brach in Tränen aus.
30. KAPITEL
A m Dienstagmorgen um kurz nach elf Uhr kam Carolyn bei Susannah an. Sie wollten gemeinsam zu dem Termin mit der Privatdetektivin aufbrechen. Nach den Ereignissen der vergangenen Nacht war Susannah nervös und gereizt. Jedes kleinste Geräusch, selbst das Knarren einer Bodendiele ließ sie zusammenzucken aus Angst, der Einbrecher würde zurückkommen. So unangenehm die letzten Tage und Wochen für sie auch gewesen sein mochten, nichts hatte sie bisher so sehr mitgenommen wie dieser Einbruch – vielleicht, weil der Eindringling noch in einem der Zimmer war, als sie nach Hause zurückkam. Chrissie hatte Joe angerufen und ihm davon erzählt. Natürlich hatte er sich furchtbar aufgeregt – als hätte Susannah den Einbrecher absichtlich ins Haus gelockt.
Nachdem Susannah noch einmal in Ruhe prüfend durch alle Räume gegangen war, hatte sie entdeckt, dass einige Dinge fehlten, vor allem im Büro ihres Vaters: Scheinbar aufs Geratewohl ausgewählte Papiere, eine kleine Uhr, ein alter Füller und – seltsamerweise – der kleine Taschenkalender, in dem ihr Vater die Kurzreisen und die Geldbeträge notiert hatte. Der Dieb hatte offenbar alles durchsucht, was auf dem Schreibtisch lag.
Joe bestand darauf, eine Alarmanlage zu installieren. Susannah war dagegen, denn sie würden sowieso nicht mehr lange in dem Haus sein. Eine Woche oder zehn Tage vielleicht noch. Zu gerne wollte sie nach Seattle und zu ihrem Mann zurück, um sich von Angesicht zu Angesicht mit ihm auszusprechen. Die Sache mit Jake, die Suche nach ihm, all das kam ihr nun falsch vor und bereitete ihr Unbehagen. Die Gefühle für ihn schienen mit einem Mal lang, lang zurückzuliegen. Sie bedauerte es, sich auf diesen Weg in die Vergangenheit begeben zu haben. Sie bedauerte alles. Eigentlich wünschte sie sich im Augenblick nichts sehnlicher, als zu ihrem Ehemann, zu ihrer Familie zurückzukehren und wieder ihr sicheres und vertrautes Leben zu leben.
“Du siehst furchtbar aus”, sagte Carolyn, die am Fuße der Treppe stand.
“Danke vielmals”, erwiderte Susannah. Doch sie wusste, dass es keine Übertreibung war. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Jedes Mal, wenn sie beinahe eingeschlafen wäre, hatte ein Geräusch sie wieder aufschrecken lassen. Den ganzen Morgen hatte sie sich vollkommen übermüdet, wie in einer Art Nebel, gefühlt. Außerdem machte sie sich Sorgen um Chrissie. Sie hatte noch nicht mit Joe darüber gesprochen, aber Chrissie hatte die Bombe platzen lassen …
“Ich hole meine Tasche.” Susannah ging zurück ins Haus, prüfte jedes Fenster und jede Tür und kam dann zur Straße, wo Carolyn geparkt hatte.
Carolyn hatte angeboten, zu fahren, und Susannah war ihr unsagbar dankbar dafür. Erschöpft nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz und schloss sie die Augen. Doch sie konnte nicht aufhören, an Chrissie zu denken. Nachdem Susannah sich letzte Nacht ein wenig beruhigt hatte und die Polizei gegangen war, hatte Chrissie verkündet, das College schmeißen und nach Colville ziehen zu wollen.
Susannah war außer sich gewesen. Zuerst hatte sie Chrissie zurück nach Seattle schicken wollen. Aber sie sah ein, dass das nichts bringen würde. Ihre Tochter war zuvor ganz allein nach Colville gekommen, und sie würde es wieder schaffen. Chrissie wollte nach Colville ziehen, um bei ihrer Großmutter zu sein, doch Susannah glaubte, dass eher Troy der ausschlaggebende Punkt war. Die Situation musste ganz behutsam geklärt werden, und Susannah war sich nicht sicher, ob sie in der Lage sein würde, dieses Problem mit ihrer Tochter zu besprechen – vor allem, wenn sie an die Auseinandersetzungen dachte, die beide wegen Troy bereits geführt hatten.
Susannah spürte, wie Carolyn ihr ab und zu einen Blick zuwarf, doch keiner von ihnen sagte etwas, bis sie die Vororte von Spokane erreichten und Carolyn Susannah bat, ihr den Weg zu der Privatdetektivin zu weisen.
Als sie vor Shirl
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