Garten des Lebens
Remingtons Haus hielten, bemerkte Susannah, dass ihre Handflächen feucht wurden. Sie hatte Angst vor dem, was die Detektivin ihr erzählen würde. Sie wusste nicht einmal, ob sie die Informationen überhaupt hören wollte. Zu viele ihrer Illusionen waren bereits zerstört worden.
Die Eingangstür war nicht abgeschlossen. Susannah und Carolyn klingelten, öffneten die Fliegengittertür und gingen hinein. Shirl kam auf sie zu. Diesmal trug sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Susannah stellte Carolyn vor, und die Detektivin schüttelte ihr die Hand.
“Kommen Sie bitte herein.” Sie deutete auf die Flügeltür, die in ihr Büro führte.
Während Susannah und Carolyn sich auf zwei Stühle vor dem Schreibtisch setzten, ging Shirl um ihren Arbeitsplatz herum und lies sich schwungvoll in ihren Sessel fallen. “Ich danke Ihnen, dass Sie heute gekommen sind”, sagte sie und nahm die oberste Akte aus einem Ablagekorb auf dem Tisch.
Susannah rutschte angespannt auf die vordere Kante des Stuhls. Die unterschiedlichsten Gefühle prasselten auf sie ein – Schuld und Besorgnis, Furcht und Panik.
Shirl öffnete ihre Unterlagen, beugte sich vor und verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch. Alles, was sie tat, schien in Zeitlupe zu geschehen. “Ich habe gründlich recherchiert”, sagte sie und sah Susannah an. “Und soweit mir bekannt ist, gibt es keine Aufzeichnungen von Jake Presley, nachdem er aus Colville weggegangen ist. Seine Sozialversicherungsnummer lässt keine Schlüsse zu. Auch Einkommenssteuern wurden nicht fällig.”
Carolyn warf Susannah einen finsteren Blick zu.
“Und für einen Gefängnisaufenthalt gibt es ebenfalls keine Hinweise.”
“Könnte es sein, dass er in ein anderes Land gegangen ist?”
“Möglicherweise Kanada. Aber auf den Namen Jake Presley wurde auch kein Pass ausgestellt. Ich fand heraus, dass gegen ihn eine Anklage wegen Drogenhandels aussteht. Darum habe ich in Kanada nach ihm gesucht. Aber wenn er dorthin gezogen sein sollte, dann nicht unter dem Namen Jake Presley.”
“Drogenhandel?”, flüsterte Susannah. Also hatte Sharon die Wahrheit gesagt, was das betraf. Dann stimmte alles andere, was sie erzählt hatte, vielleicht auch. Susannah war entsetzt.
“Was ist mit der Verjährungsfrist?”, fragte Carolyn, als Susannah schwieg. “Das Verbrechen liegt doch schon Jahre zurück.”
Shirl schüttelte den Kopf, sodass ihr Pony hin und her schwang. “Bei Verbrechen auf Bundesebene gibt es keine Verjährungsfrist.”
“Oh.”
“Ich denke, dass er in Schwierigkeiten mit dem Gesetz kam und nach Kanada floh, sich dort einen anderen Namen zulegte und ein neues Leben begann. Ich habe bei einigen Kollegen Erkundigungen eingeholt und sie um Mithilfe gebeten, aber es kann noch eine Weile dauern, bis wir Ergebnisse haben.”
Susannah fühlte sich wie betäubt, wie in Trance. Das erklärte auch, warum Jake keinen ständigen Kontakt zu Sharon hatte. Jedes Mal, wenn er in die USA einreiste, setzte er seine Freiheit aufs Spiel.
Carolyn sah die Detektivin an. “Susannah und ich haben eine ehemalige Schulfreundin von uns und Jake aufgesucht. Eine Frau namens Sharon Nance. Sie hat zwei Dinge behauptet – dass Jake sie in Colville besucht hat, und dass Susannahs Bruder, Doug Leary, mit ihm und dem … Drogenhandel zu tun gehabt haben könnte.”
Shirl machte sich eine Notiz in der Akte. “Geben Sie mir etwas Zeit, damit ich mehr darüber herausfinden kann.” Sie straffte die Schultern und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. “Haben Sie noch etwas herausgefunden, was mir bei meinen Recherchen helfen könnte?”
“Susannah hat gestern in ihrem Haus einen Einbrecher gestört”, erzählte Carolyn.
Susannah zuckte abwehrend mit den Schultern. “Ich glaube nicht, dass ein Zusammenhang besteht.”
“Im Augenblick sind alle Vorfälle wichtig und möglicherweise bedeutsam für den Fall”, sagte die Detektivin und machte sich abermals eine Notiz. “Ist irgendetwas gestohlen worden?”
“Ein Taschenkalender und einige andere Unterlagen. Eine Uhr und ein Füller. Nichts von Wert für jemanden, der nicht zur Familie gehört. Aber sonst …”
“Was noch?”
“Also, ich wohne zurzeit im Haus meiner Mutter”, erklärte sie, “und ich habe einige Kartons gepackt, die ich einlagern wollte. Ohne durch jeden einzelnen Karton zu gehen und alles nachzuschauen, ist es fast unmöglich zu sagen, ob sonst noch etwas fehlt.” Alles, was in den Kartons lag, war von
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