Garten des Lebens
war, dass die Kissen auf dem Sofa nicht mehr so lagen, wie sie sie zurückgelassen hatte. Ihre Mutter hatte sie stets gegen die Sofalehne gelegt. Und bevor Susannah zu Carolyn gefahren war, hatte sie die Kissen oben auf die Couch gestellt. Und nun lagen sie wieder so, wie ihre Mutter sie normalerweise drapierte.
Sie verspürte dasselbe unheimliche Gefühl wie an dem Tag, als sie entdeckt hatte, dass Dougs Highschool-Trophäen fehlten.
Susannah rührte sich nicht, während sie im Zimmer nach weiteren Hinweisen auf einen Eindringling Ausschau hielt. Ihre gelöste Stimmung war wie weggewischt, all ihre Sinne waren in Alarmbereitschaft. Sie horchte konzentriert in die Stille hinein, aber es war nichts zu hören.
Abgesehen von den Sofakissen schien alles an seinem Platz zu sein. Täuschte sie sich? Doch sie konnte sich noch genau erinnern, die Kissen woanders hingelegt zu haben. Es war ein kleiner Akt des Aufbegehrens gewesen, dumm eigentlich. Aber er bewies, dass jemand ins Haus eingedrungen war. Während Susannah bei Carolyn und ihren Freundinnen gesessen, in Erinnerungen geschwelgt und Wein getrunken hatte, war ein Fremder ins Haus gekommen. Und ein weiterer Gedanken überfiel sie.
Wer immer es gewesen war, konnte noch im Haus sein.
Ein kaum wahrnehmbares Geräusch – das Knarren einer Bodendiele – drang aus dem Flur an Susannahs Ohr. Ihr Herz hämmerte wie wild gegen die Rippen. Ihr Mund fühlte sich mit einem Mal staubtrocken an.
Wer immer ins Haus eingedrungen ist,
war
noch immer hier.
Ihre Hände zitterten, während sie in ihrer Handtasche nach dem Handy suchte. Dann fiel ihr ein, dass sie es zum Aufladen im Auto gelassen hatte. Lautlos stöhnte sie auf.
Bevor sie entscheiden konnte, was zu tun war, wurde die Schlafzimmertür geöffnet.
Panik ergriff sie. Susannah rannte zur Tür und hatte mit ihrer Hand bereits die Klinke erfasst, als sie hinter sich eine schlaftrunkene Stimme vernahm.
“Mom?”
Susannah wirbelte herum. “Chrissie?”
Es war ihre Tochter!
“Wo bist du gewesen?” Chrissie rieb sich den Schlaf aus den Augen. “Warum bist du nicht ans Telefon gegangen?”
Susannah ging zu ihrer Tochter, um sie zu umarmen. Doch auch sie hatte einige Fragen. “Was machst du hier?”
“Ich bin gekommen, um dir mit Grandma zu helfen”, erwiderte ihre Tochter und legte die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu verbergen. “Wie spät ist es überhaupt?”
“Mitternacht.”
“Wo warst du so lange?”
“Bei Freunden.” Susannah stellte ihre Tasche ab, ging in die Küche und machte das Licht an. Das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte. “Ich denke, wir müssen uns zusammensetzen und uns unterhalten.”
“Ich wollte Bescheid sagen, dass ich komme”, sagte Chrissie.
Das blinkende Licht am Anrufbeantworter war Beweis genug.
“Du bist nicht ans Handy gegangen.”
“Es liegt im Auto.”
“Du hast nicht mal einen Blick auf das Handy geworfen, als du eingestiegen bist?”
Susannah schüttelte den Kopf. Es war ihr gar nicht in den Sinn gekommen. Mit Joe hatte sie an diesem Tag bereits telefoniert, und andere Anrufe erwartete sie nicht.
“Wie bist du überhaupt nach Colville gekommen?”, fragte Susannah. Sie war mit ihrem Auto hier, Joe benutzte den anderen Wagen und Brian brauchte seinen ebenfalls, um zur Arbeit zu fahren.
Chrissies Lächeln fiel etwas unsicher aus. “Carley Lyons rief heute Morgen an und erzählte, sie würde rüber nach Spokane fahren. Ich dachte, wenn ich schon mal so nah bin, komme ich sicher irgendwie nach Colville. Carley bot an, dass ich mit ihr fahren könne, wenn ich Benzingeld zahle.”
“Und wie bist du dann von Spokane nach Colville gekommen?” Susannah ahnte bereits, dass ihr die Antwort ihrer Tochter nicht gefallen würde.
Chrissie hob die Schultern. “Es war nicht so einfach. Carley ließ mich an einem Busbahnhof raus. Da standen ein paar echt finstere Typen herum. Und der nächste Bus nach Colville sollte erst am Wochenende gehen.”
Susannah nickte und wartete auf den Rest der Geschichte.
“Dann fiel mir John Mussetter ein. Es ist vor einiger Zeit nach Spokane gezogen. Du erinnerst dich doch noch an ihn, oder? Ich dachte: Wie viele Mussetters können schon in diesem Telefonbuch stehen? Und so rief ich ihn an und bat ihn, mich nach Colville zu fahren. Natürlich würde ich für das Benzin und seine Zeit bezahlen. Als wir ankamen, habe ich ihm all das Geld gegeben, das ich noch bei mir hatte, aber das hat nicht gereicht. Ich habe ihm
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