Garten des Lebens
damit zu tun?”
Melody zögerte, und ihre fröhliche Fassade begann zu bröckeln. “Tatsächlich”, sagte sie stockend, “habe ich Ihren Namen von der Firma, die die Lagerräume vermietet. Sie geben mir manchmal solche Hinweise.”
Das erklärte einiges, und Susannah war empört, wie ungeniert ihre persönlichen Daten herumgereicht wurden. “Also, ich fürchte, ich bin noch nicht bereit, das Haus zum Verkauf anzubieten.”
“Vielleicht könnte ich Ihnen auf eine andere Art und Weise behilflich sein?”
“Danke, aber nein.” Susannah wollte sich nicht drängen lassen.
“Behalten Sie bitte meine Karte. Ich weiß, dass ich diese Immobilie mit einem guten Gewinn veräußern kann.”
Susannah nickte und schob die Visitenkarte in ihre Hosentasche. “Danke für Ihren Besuch, aber wir müssen uns jetzt wirklich wieder an die Arbeit machen.”
“Nein, ich habe Ihnen zu danken”, erwiderte Melody Highland. “Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit in naher Zukunft.”
Susannah und Chrissie gingen zum Haus.
“Darf ich mich in einer oder zwei Wochen bei Ihnen melden?”, rief Melody, gerade als Susannah die Vordertreppe erreicht hatte.
“Ich würde es vorziehen, wenn ich mich bei Ihnen melde, sobald es etwas Neues gibt.”
“Kein Problem”, entgegnete Melody und ging über die Straße zu ihrem Wagen.
Susannah wartete, bis sie abgefahren war, und ließ sich dann auf eine der Kisten sinken. “Meine Güte. Die war wirklich hartnäckig, findest du nicht?”
“Kann sein”, murmelte Chrissie und wirkte amüsiert. “Ich wette, sie hat mit ihren Kunden schon Termine vereinbart, um das Haus zu besichtigen.”
Sie gingen hinein, und Susannah hatte das Gefühl, sie sei noch einmal davongekommen. Sie fragte sich, wie viele Immobilienmakler sie noch würde abwimmeln müssen, bevor diese ganze Angelegenheit überstanden wäre.
“Wo soll ich anfangen?”, fragte Chrissie, die mitten im Wohnzimmer stand. Die Hände in die Hüften gestemmt, blickte sie sich um. Vivian war schon vor fünf Tagen ausgezogen, und dennoch hatte Susannah erst einen Bruchteil dessen geschafft, was getan werden musste.
“Wie wäre es mit dem Bücherschrank im Wohnzimmer?”, schlug sie vor. Wenn sie Zeit hätte, würde Susannah sich die Bücher noch einmal genauer ansehen. Ihr Vater war ein begeisterter Leser gewesen, und es war gut möglich, dass sich unter seinen Büchern einige wertvolle Erstausgaben befanden. Über diese Bücher würde sich Brian eines Tages sicher freuen.
“Okay.” Chrissie nahm einen Karton. “Ich fange da an.”
Das Büro von Susannahs Vater war bislang unangetastet geblieben. Susannah hatte es vermieden, dort hineinzugehen, aber sie würde es nicht ewig vor sich herschieben können.
Wie sie ihren Vater kannte, hatte er bestimmt über alles, über jeden Vorgang, jede Entscheidung, die ihn und seine Familie betraf, peinlich genaue Aufzeichnungen gemacht. Susannah würde jede Akte und jede Schublade gründlich untersuchen müssen. Vielleicht sollte sie es verschieben, bis sie emotional stabil genug war, um damit umzugehen. Nein – es konnte nicht mehr warten. Sie zog einen Stapel Akten zu sich heran und hatte gerade begonnen, sie durchzusehen, als Chrissie nach ihr rief.
“Mom!”, schrie sie. “Komm schnell her.”
Susannah lief ins Wohnzimmer. “Was ist los?”
“Schau!”, rief Chrissie und schwenkte eine Fünfzigdollarnote durch die Luft. “Es fiel aus diesem Buch, als ich es vom Regal nahm.” Sie hielt die Geschichte des Zweiten Weltkrieges hoch.
“Du meine Güte.” Susannah wurde klar, dass sich möglicherweise noch mehr Geld in den anderen Büchern befand.
Chrissie zog den nächsten Band hervor. Sie hielt das Buch hoch und schüttelte es leicht – zwei weitere Scheine segelten auf den Teppich. “Zwanzigdollarscheine”, stellte Chrissie fest. “Diese Bücher sind voller Geld.”
Susannah stöhnte auf. Sie wusste nicht, wer das Geld dort versteckt hatte. Es hätte entweder ihre Mutter oder ihr Vater sein können – vielleicht sogar beide. In letzter Zeit war ihre Mutter so misstrauisch geworden, dass sie überall im Haus Dinge versteckt hatte.
“Sieh lieber in jedem Buch nach”, sagte Susannah. “Vielleicht sollte ich dir helfen.” Jedes einzelne Buch zu untersuchen würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
“Das ist wie eine Schatzsuche”, sagte Chrissie aufgeregt und zog eine Ausgabe von
Vom Winde verweht
aus dem Schrank.
Bevor Susannah antworten konnte, klingelte es an
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