Garten des Lebens
verschwunden.
“Ich habe Sharon seit Jahren nicht mehr gesehen.”
Nicht, dass Susannah das Bedürfnis verspürt hätte, diese Frau zu treffen. Das Letzte, was Vivian über sie gehört hatte, war, dass sie im
Roadside Inn
am Stadtrand von Colville arbeitete. Sie war eine von den Frauen, die George oft in seinem Gerichtssaal gesehen hatte – eine der Frauen, die, wie er immer sagte, die Schwierigkeiten nur so anzogen.
“Er ist süß”, murmelte Chrissie.
Susannah warf ihrer Mutter einen vielsagenden Blick zu. Und Vivian wusste, was dieser Blick zu bedeuten hatte.
Er bedeutete, dass Chrissie nicht so vernünftig war, wie Vivian angenommen hatte – und Susannah war sich dessen bewusst.
15. KAPITEL
A ls Susannah ihre Mutter ins
Altamira
zurückbrachte, konnte sie sehen, wie erschöpft Vivian war. Ohne ihre Strickjacke auszuziehen, setzte Vivian sich vor den Fernseher und legte die Beine hoch. Innerhalb weniger Minuten schlief sie tief und fest.
Nachdem sie die Tasche mit Vivians Schmuck in einer Schublade verstaut hatten, verließen Susannah und Chrissie leise das Apartment. Sobald sie draußen auf dem Parkplatz standen, sagte Chrissie: “Grandma sieht total verändert aus.”
“Ich weiß. Es ist beängstigend, wie schnell es mit ihr bergab geht.” Die Veränderung war sogar Chrissie aufgefallen, die sich sonst fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigte – wie viele Mädchen ihres Alters.
“Was machen wir jetzt?”, fragte ihre Tochter voller Tatendrang, als Susannah den Wagen aufschloss. Chrissie konnte es kaum ertragen, keine Pläne zu haben – meistens hatte sie irgendwelche Verabredungen. Aber trotzdem schien sie ehrlich entschlossen, zu helfen. Mit Chrissie an ihrer Seite hoffte Susannah, dass sie das Haus ihrer Eltern schneller ausräumen würde, als sie gedacht hatte.
“Ich brauche deine Hilfe, um alles auszusortieren, einzupacken und in den Lagerraum zu bringen”, erklärte Susannah. Es war eine mühsame und schmerzvolle Arbeit, die Zimmer auszuräumen.
“Ich denke, das geht in Ordnung.” Chrissie klang nicht eben begeistert, und Susannah machte ihr keinen Vorwurf.
Sie hielten beim
Safeway
und holten ein halbes Dutzend Kartons ab, die der Manager für sie zurückgelegt hatte. Kisten zu organisieren war für Susannah zur täglichen Routine geworden. Sie bevorzugte die verstärkten Kartons, die für Früchte verwendet wurden. Zweimal am Tag fuhr Susannah in den angemieteten Lagerraum, um die Sachen zu verstauen. Alles wurde genau beschriftet und gestapelt. Wie lange die Sachen hier bleiben würden, wusste Susannah selbst noch nicht. Es fiel ihr schwer, zu entscheiden, was aufzubewahren war, was die Kinder bekamen und was der Wohlfahrt gespendet werden sollte. Susannah hatte Angst, dass sie etwas zu übereilt weggab und es später bereuen würde.
Als sie beim Haus ihrer Eltern ankamen, bemerkte Susannah eine gut gekleidete Frau, die in einem Wagen saß und offensichtlich auf sie wartete. Als sie aus dem Crown Victoria stiegen und den Kofferraum öffneten, um die Kartons herauszuholen, kam auch die elegante Frau aus ihrem Fahrzeug.
“Hallo.” Sie war groß und dunkelhaarig und lächelte freundlich, während sie die Straße überquerte und auf Susannah und Chrissie zuging. “Ich bin Melody Highland.” Die Frau zog eine Visitenkarte aus einem kleinen goldenen Etui und reichte Susannah die Karte. “Ich arbeite für eine angesehene Immobilienfirma in Colville, die
Colville Real Estate Company.
Ich habe gehört, dass Sie mit dem Gedanken spielen, das Haus Ihrer Mutter zu veräußern.”
Ihr Elternhaus jetzt schon zum Verkauf anzubieten wäre voreilig. Susannah spürte, dass sie noch nicht so weit war, diesen letzten Schritt zu tun. Sie nahm die Visitenkarte entgegen und wollte der Dame vom Immobiliengeschäft gerade sagen, was sie dachte. Doch Melody fuhr ungerührt fort.
“
Colville Real Estate
genießt einen tadellosen Ruf in der Gegend. Ich arbeite seit acht Jahren für die Firma und bin die Hauptverkaufsangestellte.”
“Meinen Glückwunsch.” Susannah fiel keine passendere Antwort ein.
“Ich betreue einige Klienten, die an einem Haus in einer derart bekannten und geschätzten Nachbarschaft sicher interessiert wären.”
Susannah starrte auf die Visitenkarte. Neugierig blickte sie auf und fragte: “Wie sind Sie auf uns gekommen?”
Melody lächelte. “Colville ist eine kleine Stadt. Nachrichten verbreiten sich hier in Windeseile.”
“Hat Mrs. Henderson etwas
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