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Garten des Lebens

Garten des Lebens

Titel: Garten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Macomber
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wieder einfiel.
    “Mutter! Der Typ von heute Nachmittag. Er hat vermutet, dass ich mit Grandma verwandt bin, und hat einfach auf gut Glück hier angerufen. Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehe.”
    Susannah war entsetzt. “Das wirst du doch nicht tun, oder?”
    Chrissie lachte – vielleicht glaubte sie, dass Susannah einen Scherz machte. “Natürlich werde ich gehen. Das ist die aufregendste Einladung seit Monaten. Ich bin über achtzehn und muss dich nicht mehr um Erlaubnis fragen.”
    Ja, in der Tat: Die Geier kreisten.
    Carolyn sah auf ihre Uhr. Als sie bemerkte, dass es bereits Mittag war, sprang sie von ihrem Stuhl auf.
    “Carolyn?”, fragte ihre Assistentin, als die Chefin an ihr vorbeilief.
    “Ich fahre heute mal zum Mittagessen nach Hause”, erwiderte Carolyn und ging weiter, um nicht noch mehr Fragen beantworten zu müssen. Mit wild pochendem Herzen kam sie an ihrem Truck an und stieg ein. Als sie den Motor startete und zurücksetzte, um aus der Parklücke zu fahren, sah sie für einen Moment ihr eigenes Gesicht im Rückspiegel. Es war leicht gerötet, und wie früher als Kind kaute sie auf ihrer Unterlippe. Wie ertappt presste Carolyn die Lippen zusammen, als habe sie gehört, wie ihre Mutter sie mit einer Mischung aus Französisch und Englisch dafür schalt. Die Worte hallten auch nach all diesen Jahren noch immer in Carolyns Kopf wider.
    Die Unterhaltung vom Vorabend über ungenutzte Chancen, über Wege, die man nicht einschlug, war der Grund für ihre aufgeregte Unruhe, überlegte Carolyn. Sie hatte nicht viel zu dem Gespräch beigetragen. Doch es war ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Fast die ganze Nacht hatte sie wach gelegen und über die unterschiedlichen Wege und Kreuzungen gegrübelt, an denen sie im Laufe ihres Lebens gestanden hatte. Und es gab einen Weg, der sie besonders beschäftigte: Dave Langevin.
    Sie konnte ihn nicht aus ihrem Kopf bekommen. Ihre Mutter wäre sicher
furieuse
, wenn sie wüsste, dass ihre Tochter sich zu einem Platzwart und Gärtner hingezogen fühlte. Seit sie zwanzig war, hatte Carolyn ein zurückgezogenes Leben geführt. Die Gedanken an eine Partnerschaft, irgendeine Partnerschaft, hatte sie beiseitegedrängt. Sie lebte in einer Welt, die von Männern beherrscht wurde. Als Chefin des Sägewerks hatte sie keine Zeit für eine Romanze und nach ihrer gescheiterten Ehe auch nicht mehr das Bedürfnis danach verspürt. Tatsächlich war es ihr leichtgefallen zu ignorieren, dass sie eine Frau war. Es gab andere Inhalte in ihrem Leben. Doch dann war Dave aufgetaucht. Und wenn sie ihn ansah, fühlte sie sich plötzlich und auf unerklärliche Weise lebendig. Zu Anfang hatte sie die Anziehung, die von ihm ausging, und die Gefühle, die er in ihr weckte, abgetan. Sie fühlte sich unbehaglich und äußerst beschämt.
    Als Carolyn nun ihre Auffahrt entlangfuhr, sah sie, dass ihr Timing perfekt war. Wie sie gehofft hatte, arbeitete Dave Langevin im Garten. Am Vortag war er unangemeldet gekommen, um Zierrinde auf den Beeten zu verteilen. Jetzt mähte er den Rasen. Die Sonne brannte am Himmel. Dave hatte das Hemd ausgezogen und sein brauner sehniger Oberkörper glänzte vor Schweiß. Carolyn war so gefesselt von seinem Anblick, dass sie beinahe von der Auffahrt abgekommen wäre. Wenn es um das Sägewerk ging, war Carolyn findig, kompetent und verantwortungsbewusst – wenn es jedoch um die Beziehung zwischen Mann und Frau ging, fühlte sie sich ungeschickt, plump und absolut sprachlos.
    Sie stellte ihren Wagen vor der Garage ab und ging mit zitternden Händen in die Küche, um sich ein Schinkensandwich mit Krautsalat und Gurkenscheiben zu machen – obgleich sie nicht glaubte, auch nur einen Bissen davon essen zu können. Sie brachte den Teller auf die Terrasse, setzte sich und begann zu essen – jedenfalls tat sie so.
    Dave hatte sein T-Shirt wieder angezogen und schob den Rasenmäher neben das Haus, in die Nähe der Terrasse.
    “Hallo”, sagte sie, als sei es für sie das Normalste auf der Welt, gegen Mittag nach Hause zu hetzen, um auf ihrer Terrasse ein Sandwich zu essen. “Sie gehören ja schon beinahe zum Inventar.”
    “Ich hoffe, ich störe Sie nicht beim Mittagessen.”
    “Nein. Möchten Sie mir vielleicht Gesellschaft leisten?” Sie mochte locker klingen, doch in ihrem Inneren sah es im Augenblick ganz anders aus.
    “Tut mir leid”, entgegnete Dave und schenkte ihr ein Lächeln. Seine Zähne waren weiß und gleichmäßig. “Meine Arbeitgeber bezahlen

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