Garten des Lebens
jätete er gerade Unkraut in den Beeten – und ich war so mies gelaunt, dass ich ihn angeblafft und richtig schlecht behandelt habe. Als ich von der Arbeit nach Hause fahren wollte, fand ich hinter meinem Scheibenwischer einen Zettel, auf dem stand, dass wir uns vielleicht besser ein andermal treffen sollten. Oh, Susannah”, stöhnte sie, “ich bin so enttäuscht.”
Zu hören, dass ihre Freundin ihren Wünschen und Sehnsüchten gefolgt war, freute Susannah. “Du hast ihn also tatsächlich angesprochen? Und wie habt ihr euch … verabredet?”
Carolyn errötete. Es war wundervoll zu sehen, wie aufgeregt Carolyn war. Susannah musste sich ein Lächeln verkneifen.
“Dave und ich … sind uns zufällig begegnet”, erzählte Carolyn. “Im
He's Not Here.”
“Was ist passiert?”
“Nicht viel … Wir haben zusammen getanzt und uns ein bisschen unterhalten. Dann habe ich ihn für heute Abend eingeladen. Aber ich muss ja mal wieder alles zerstören.” Sie ergriff ihr Weinglas. “Genug von mir. Jetzt erzähl du.”
Susannah wusste nicht, womit sie beginnen sollte. Die Sorge um ihre Tochter beschäftigte sie am meisten, deshalb entschloss sie sich, Carolyn zuerst davon zu erzählen: “Chrissie ist irgendwo unterwegs, ohne mir Bescheid zu sagen … schon wieder.”
“Mit Troy Nance?”
“Davon gehe ich aus.”
“Hast du schon darüber nachgedacht, mit Sharon über ihn zu reden?”, fragte Carolyn.
Chrissie wäre mit Sicherheit furchtbar verärgert, wenn Susannah sich an Troys Mutter wandte, aber das war Susannah im Augenblick relativ egal. “Ich habe sie heute im
Safeway
getroffen. Sie sagte, dass sie nach meiner Abreise nach Frankreich wieder mit Jake zusammen war. Und dass sie seine Telefonnummer habe.”
“Und du glaubst ihr?”
Sie nickte. “Sie wusste über das St.-Christophorus-Medaillon Bescheid, das ich Jake geschenkt habe. Ich hatte es beinahe vergessen, aber sie nicht.”
“Glaubst du wirklich, dass sie die Wahrheit sagt?”, fragte Carolyn.
Susannah zuckte mit den Schultern. “Was bleibt mir anderes übrig? Obwohl sie nicht einmal wusste, dass Troy sich mit Chrissie trifft.”
“Sie weiß es”, murmelte Carolyn. “Glaub mir, sie kontrolliert ihren Sohn ganz genau. Wenn du wissen willst, wo Troy und Chrissie stecken – sie weiß es mit Sicherheit.”
Sosehr Susannah auch davor graute, zweimal an einem Tag mit Sharon sprechen zu müssen – sie hatte keine Wahl. Diese lächerliche Verbindung zwischen Troy und Chrissie hatte schon viel zu lange bestanden. “Wie alt ist Troy überhaupt?”
“Er muss so um die dreißig sein.”
Susannahs Blick verfinsterte sich. Dieser Typ war nicht nur vollkommen unpassend, er war noch dazu viel zu alt für Chrissie. Früher oder später würde sie eingreifen müssen. Und wenn sie das tat, wollte sie möglichst viele Fakten kennen.
“Also belastet dich die Situation mit Chrissie so sehr?”
Susannah fuhr mit den Fingern am Stiel des Weinglases entlang und hob eine Schulter. “Sie ist nur ein Teil des Problems. Joe und ich haben uns heute Nachmittag gestritten.”
“Aus einem bestimmten Grund?”, fragte Carolyn und fügte hastig hinzu: “Das geht mich natürlich nichts an, aber wenn du reden möchtest, höre ich gern zu.”
Susannah fühlte sich erbärmlich und brauchte jemanden, dem sie ihre Sorgen anvertrauen konnte. “Ich habe ihm nicht erzählt, dass ich eine Privatdetektivin angeheuert habe.”
“Oh, oh.”
Susannah seufzte. “Ich weiß, dass es falsch war. Du kannst dir vorstellen, wie Joe sich gefühlt hat, als er erfuhr, was ich getan habe – übrigens von Chrissie, was mich besonders wütend gemacht hat. Und dennoch ist es meine eigene Schuld. Ich habe es schließlich vor ihm verheimlicht. Joe war furchtbar wütend auf mich, aber er war in der Praxis und vor den Angestellten konnte er seinem Ärger nicht wirklich Luft machen.”
“Er versteht nicht, warum es so wichtig für dich ist, Jake zu finden, oder?”
“Ich verstehe es ja selber nicht. Ich wünschte, ich könnte es einfach bleiben lassen, aber das kann ich nicht, Carolyn. Ich kann es einfach nicht. Es ist zu spät.” Sie senkte den Kopf und schloss die Augen. “Joe ist meine Rettungsinsel – also, warum stoße ich ihn immer wieder von mir? Es ist, als könnte ich nicht anders. Wenn ich mir überlege, was alles auf dem Spiel steht, dann ist es Wahnsinn. Ich kann die Vergangenheit doch sowieso nicht ändern.”
“Also, wie geht es weiter?”
Susannah
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