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Gartengeschichten

Gartengeschichten

Titel: Gartengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Demski
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schüchterne Wiesenstückchen, düstere Cotoneaster, Mispeln, die im Katalog als absolut anspruchslos bezeichnet werden, immer noch viel Nadelgehölz, heimisches und exotisches, obwohl man das aus der Stadt lang schon hätte verbannen sollen. Manchmal schaut es auf einem Dutzend Quadratmeter aus wie im tiefen Schwarzwald, weil keiner geahnt hat, zu was Tännchen fähig sind, wenn man sie gewähren läßt. Also keine Nadelhölzer, auch wenn sie das ganze Jahr gleich aussehen und das nicht machen, was Städter in jedem Herbst aufs neue aufzuregen scheint: Laub. Laub fällt auf den Boden und aufsAutodach, ist überhaupt ein Ärgernis. Deshalb haben ja die formstabilen, einfarbigen Nadelgewächse so überhandgenommen. Daß sie, wenn niemand etwas unternimmt, mit ihren düsteren Zweigen bis in die oberen Stockwerke wachsen und die Aussicht verfinstern, bedenkt keiner.
    Dagegen werden auch die einfallslosesten Plattensiedlungen durch große, alte Laubbäume, zum Beispiel Kastanien oder Scheinakazien, erträglicher. Birken sind auch schön, sie geben dem Gelände ein bißchen russische Romantik. Oder Flieder. Fliederbäume in allen Farben sind wunderbare Hausbäume, auch wenn man sie im Mai bewachen muß, vor allem vor dem Muttertag. Früher waren Vogelbeerbäume beliebte Hausbäume, man sagte, wenn sie Farbe bekommen, ist der Sommer vorbei. Sie waren die Lieblingsbäume der Sudetendeutschen, viel besungen, und aus ihren Beeren kann man einen der allerteuersten und besten Schnäpse auf Erden machen. Klassische Hausbäume auf dem Land sind bis zum heutigen Tag Birnen. Ich glaube überhaupt, daß es der Aufwertung des Gemeinschaftvorgartens sehr dienen würde, wenn sich die Mieter auf Obstbäume einigen könnten. Es gibt auch, vor allem in den Vielvölkerquartieren, immer wieder tapfere Versuche – wahrscheinlich von Frauen, die um den Wert des Bodens von zu Hause her noch wissen –, unter Balkonen und auf räudigen Wiesen Tomaten, Zucchini, Kürbisse und Gurken zu ziehen. Das ist tausendmal schöner als die mit Lieschen bepflanzten Autoreifen oder die üblichen Hortensienknödel in der Vorgartenmitte. Überhaupt wird es immer interessant – trotz des wilhelminischen Verdikts, keinen Kohl und keine Kartoffeln chausseeseits sehen zu wollen –, wenn Bauerngartenelemente in die Städte und vor die Wohnblocks vordringen. Die städtische Ordnungsbehörde sieht das nicht gern, woran man ihre feudalstaatlicheTradition gut erkennen kann. Sie mißtrauen dem kleinen Glück und wollen lieber überall eine anonyme Designersprache durchsetzen. In manchen Städten müssen alle Sonnenschirme im öffentlichen Raum dieselbe Farbe haben. Es ist die alte Sache mit der Ordnung: Sie verzieht sich eben gern, wenn Menschen sich etwas aneignen, ohne höheren Auftrag, nur so, weil es eben da ist. Dann stellen sie einen Grill und Bänke in den Hundertparteienvorgarten und pflanzen vielleicht Radieschen und Ranunkeln, die sie nach einer Woche vergessen haben, woraufhin sie verdursten. Dennoch sind das Versuche, die man liebevoll betrachten sollte, sie sagen nämlich »Ich« oder noch besser »Wir« im Schatten der Wohnblöcke.
    Die bevorzugte Alternative heißt: Wehret den Anfängen. Da kommt dann alle paar Wochen ein Trupp von irgendeiner Firma, stellt den Laubbläser laut, kappt die Büsche auf Fassonschnitt, mit Blumen hält man sich sowieso nicht auf, fegt, was zu fegen ist, gießt die vorgeschriebenen dreißig Minuten und haut wieder ab. Und der Hausmeister freut sich über seinen abermaligen Ordnungssieg.



Es gab vor Jahren in der Frankfurter Innenstadt ein interessantes Experiment, und weil es gutging und schön war, hat man es schleunigst beendet. Ein Platz lag brach, sozusagen ein innerstädtischer Vorgarten, und den legte man an – nicht mit ödem Dauergrün, langsam wachsend und blattlos, sondern richtig mit Rosen und Lavendel, Malven, Cosmeen und Margeriten, es blühte nur so um die Bänke herum. Und, o Wunder! Obwohl der Platz ein Treffpunkt für Hamburger mampfende Kinder, Pappbecher schwingende Banker und biertrinkende Obdachlose war: Man sah viele lächeln, manche die Nase in die Rosen halten – aber nie jemanden etwas wegschmeißen oder zertrampeln. Daraus wäre soviel zu lernen gewesen, aber niemandem lag daran. Und so ist der Platzjetzt eine zugepflasterte Öde mit der üblichen Bäumchenparade. So halten es auch Banken, wenn sie Vorgärten haben: ordentlich aufgereihte Bäumchen, wenn Blumen, auch ordentliche. Die Bundesbank

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