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Gartengeschichten

Gartengeschichten

Titel: Gartengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Demski
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es ist drei, er soll den Rasen mähen. Wenn beide dem Garten verfallen, empfiehlt es sich, die Kompetenzen klar festzulegen. Ich weiß, das ist ein ebenso überflüssiger Rat wie der, zweimal in der Woche Sport zu treiben. Auch Harold Nicolson und Vita Sackville-West gerieten einander oft in die Quere, und Harold Nicolson schreibt am 27. September 1933 in sein Tagebuch, wo es hakt:
    Messe den Mittelweg im Gemüsegarten aus … Dann weigert Vita sich, bei unserer Entscheidung zu bleiben, dieelenden kleinen Bäume zu entfernen, die meinem Entwurf im Wege stehen. Ihre romantische Veranlagung behindert wie üblich die klassische.
    Wie üblich. Aber es ist was dran. Beim Ehepaar B., einem kultivierten Paar, das seinen Garten zum ultimativen schöpferischen Altersprojekt gemacht hat, schickt Herr B. seine Gattin zu teuren Wellnesswochenenden, damit er abhacken und ausgraben kann, was seine Vorstellungen stört, weil es an einer falschen Stelle wächst. Es folgen regelmäßig Wut- und Weinanfälle seiner Frau, die er durchsteht. Wie bei Harold Nicolson werden einst gepflanzte und auch geliebte Lebewesen, eine chinesische Zierpflaume zum Beispiel, zum elenden kleinen Baum , wenn sie im Weg sind. In jenem imaginären Weg, den Frau B. für keinen hinreichenden Exekutionsgrund hält. Ob man den weiblichen Unwillen, etwas rauszureißen, und die männliche Entschlossenheit, ebendas zu tun, zum Konflikt zwischen klassischem und romantischem Denken erklären kann? Es tut not, sich das Weibliche und das Männliche, das Yin und Yang, dessen Gleichgewicht so labil ist, näher anzuschauen. Harold Nicolson notiert ebenfalls im September 1933 in seinem Tagebuch:
    Ich versuche, die Perspektive des Gemüsegartens durch Verlängerung der gepflasterten Wege zu erreichen, stoße aber auf Artischocken und Vitas Entrüstung. Danach betrübt Unkraut aus dem Rasen gejätet. Wir haben eine Diskussion über die Rechte der Frauen .
    Dennoch sind die beiden, und auch das Ehepaar B. mit seinem hübschen Vorstadtgarten, ideale Gartenpaare, weil sich die notwendigen Kämpfe immer wieder aufs schönste beruhigen und Yang von Yin lernt, auch wenn das nicht zugegeben, sondern durch das Mitbringen, sagen wir, eines besonders schönen Abutilons schweigend eingestanden wird.
    Paare wie diese neigen allerdings dazu, sich von der Welt abzusondern und höchstens den einen oder anderen Bewunderer einzuladen. Ganz anders ist es bei jenen Paaren, wo ein Teil den Garten für sich als Lebensort entdeckt hat, während der andere den Herzeiger und Angeber gibt. Meistens ist die Frau die Gärtnerin, und der Mann prahlt vor Gästen mit Dahlien oder Tomaten, die er nicht gepflanzt und auch nur auf ausdrückliche Ermahnung gegossen hat. Bevor wir aber ungerecht werden: Dahinter steckt oft eine große Traurigkeit. Der Garten liegt wie ein Niemandsland zwischen beiden. Sie hat hundertmal zu ihm gesagt: Nie machst du was richtig, tritt da nicht drauf, brich das nicht ab, laß, ich mach das selber, du ersäufst ihn ja, du hast ihn fast verdursten lassen, das darf doch kein Blaukorn haben, das muß Blaukorn haben, wie oft habe ich dir gesagt …
    Oft werden Rosen und Himbeeren zur Dornröschenhecke, dahinter schläft tief und traumlos die Liebe, und der Prinz hat keine Lust, sich beim Durchkriechen Kratzer zu holen nur für einen ungewissen Kuß. Vielleicht aber erfindet mal jemand eine Gartenehetherapie, mit dem Garten als Helfer. Denn so sehr Gärten trennen können, so sehr können sie auch über alle Unterschiede hinweg vereinen.
    Fast genau hundert Jahre bevor Sissinghurst entstand, beschrieb der Fürst von Pückler-Muskau für seine geschiedene Frau den Zauber englischer und irischer Gärten ebenso wie die Skurrilität ihrer Eigentümer – aber vor allem schrieb er ihr, warum er es tat:
    Sorgenlos und unbefangen von Geschäften mit Dir hier zu reisen, wäre das süßeste Vergnügen für mich – wie sehr entbehre ich Dich überall, und muß Dich wohl innig lieb haben, Du Gute, weil ich, wenn es mir übel geht, stets einen Trost darin finde, daß Du dem Moment wenigstens entgehst; unddagegen, wenn ich etwas sehe oder fühle, das mich freut, auch immer gleich einen Vorwurf , das peinliche Gefühl mit empfinden muß, dies alles ohne Dich zu genießen!
    Glückliche Gartenpaare teilen, und sie teilen einander viel mit. Die Wortlosigkeit vertrockneter Ehen kennen sie nicht. Einem Außenstehenden käme es gewiß läppisch vor, wenn zwei Erwachsene einen leidenschaftlichen

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