merkt man erst, wie wohlproportioniert und stimmig die Anlage ist, wesentlich bescheidener als man zunächst vermutete. Rosen ranken an den Mauern der Stallungen hoch, die Buchsbäume der Parterres sind präzis in Form gehalten, und statt Wasser liegt ein Teppich von kurzgeschnittenem Rasen im Graben. Romantisch, gediegen und ruhig, ist dies ein Ort für einen Spaziergang oder ein Picknick unter den prächtigen Solitärbäumen mit Blick über den Park in die Landschaft. Auch wenn der Schwerpunkt in unserem Zusammenhang den Gärten gilt, ist Balleroy doch ein Anwesen, das man als Gesamtkunstwerk betrachten sollte.
Empfohlene Jahreszeit Ganzjährig zu Besuchszeiten
Mindestzeit für einen Besuch 30 Minuten
Anfahrt Pkw In Zentrum von Balleroy
Öffnungszeiten 15. März bis 30. Juni und 1. September bis 15. Oktober täglich, außer Dienstag, 10.00–18.00 Uhr; 1. Juli bis 31. August täglich 10.00–18.00 Uhr
Eintrittspreise (2011) Park Erwachsene € 3, Schüler und Studenten frei
In der Nähe Jardins de Castillon-Plantbessin (28), Jardins du Château de Brécy (25)
Die Renaissance des französischen Gartens – der Stil Duchêne Henri Duchêne (1841–1902) und Achille Duchêne (1866–1947)
Zwischen 1880 und 1947 waren Vater Henri und Sohn Achille Duchêne verantwortlich für die Restaurierung oder Umgestaltung von historischen Gartenanlagen, unter anderem von Château de Balleroy, Château de Sassy (Seite 146), Vaux-le-Vicomte, Courance, Breteuil, auch Blenheim in England. Sie führten einen Gartenstil ein, in dem Elemente des französischen Barockgartens mit einigen Charakteristika des englischen Landschaftsstils kombiniert wurden: formale Bereiche um das Haus und lockere, naturhafte Partien im umliegenden Park. Ihre Handschrift, vom dekorativen Parterre über Spiegelbecken mit Springbrunnen bis zu Skulpturen, Formschnitt mit Waldpartien und Lichtung im Hintergrund, kann man immer noch an vielen Anlagen entdecken.
25 Jardins du Château de Brécy**
14480 Saint-Gabriel-Brécy
Telefon 02 31 80 11 48
www.parcsetjardins.fr
[email protected] Besitzer M. und Mme Didier Wirth
Der Garten in Stichworten Restaurierter historischer Garten, Parterre, Terrassen, Rosengarten, Nutzgarten, Schattenbereich mit Frühlingsblühern, Formschnitt
Entstehungszeit Château zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts, Garten 1646–1697, restauriert ab 1992
Gestalter François Mansart zugeschrieben
Größe 2,00 ha
Selten habe ich einen Garten besucht, der mich so begeisterte. Einen Garten, in dem Geschmack und Feingefühl für historische Substanz und Ort zusammenkommen und das Ergebnis frisch, aktuell und doch fest in der Gartengeschichte verwurzelt ist. Zunächst muss man Brécy finden, aber ist man einmal angekommen in dieser versteckten Ecke der Normandie, raubt einem die Architektur den Atem – diese unerklärliche Pracht, wie La Varende sie so treffend nannte, ein Château aus dem 17. Jahrhundert, erbaut aus goldfarbenem Naturstein, das Portal mit feiner Steinmetzarbeit verziert, der Eingangshof, wie auch der Innenhof, wohlproportioniert und das Schloss selbst gediegen. Man traut sich kaum, dieses private Reich zu betreten und dem Schild an der rechten Ecke des Schlosstrakts zu folgen, die Stufen hinauf durch den kurzen Seitengang in den Garten hinein. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Wie auf einem Präsentierteller liegen der Garten, höhengestaffelt, und am Horizont wie zarte Striche die Grande Grille, das schmiedeeiserne Tor.
Der Garten wird François Mansart (siehe auch Seite 98) zugeschrieben und ist eine der wenigen intakten Anlagen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Während in den meisten Fällen das Schloss auf einer Anhöhe mit abfallenden Gartenanlagen liegt, ist es bei Brécy genau umgekehrt. Das Château liegt tiefer und der Garten verteilt sich genial auf vier unterschiedlich breite Terrassen nach oben. Dadurch wirkt der Garten mit 2 Hektar wesentlich größer. Die Terrassen sind Gärten für sich, die aber alle zusammen eine Einheit bilden. Was Brécy heraushebt, ist die beispielhafte Restaurierung, die 1958 von Jacques de Lacretelle und seiner Frau begonnen und seit 1992 unter der Leitung von M. und Mme Didier Wirth fortgesetzt wurde. Sie haben es geschafft, eine Gestaltungssprache zu wählen, die ganz im Einklang mit der historischen Substanz steht, dennoch die Belange und die Stimmung eines Privatgartens berücksichtigt und Individualität beweist. Hier wurde nicht nach