fantasievolle Welt für sich, nach eigenen Gesetzen gestaltet. Mit wenigen Bauwerken und Skulpturen versehen, hat diese Anlage für mich eine gewisse Ähnlichkeit mit Sacro Bosco bei Rom. Durchzogen von Wasserläufen und einem Netzwerk von Wegen, mal gerade, mal geschwungen, die an diversen rustikalen Bauten, einer kleinen Burg namens Château Bérenger, einem Tempel, einem Taubenhaus vorbeiführen, besitzt die Anlage eine eigenartige Stimmung. Im oberen Viertel, am Ende einer langen Achse am Rande des Gartens mit Blick in die Landschaft, steht ein chinesischer Pavillon, erworben 1786 vom Château des Ternes in Paris. Von hier führt der Weg weiter in die Nutzgärten.
Im Kontrast zum vielen Schatten im Park erscheint dieser Nutzgartenbereich, aufgeteilt in dreizehn separate Gartenräume, jeweils mit Kalksteinmauern eingefriedet, die, um noch mehr Schutz zu geben, zum Norden hin höher sind, heller und wärmer, als er tatsächlich ist. Während früher in diesen sogenannten dachlosen Glashäusern Obst, etwa Pfirsiche, Mandeln, Aprikosen oder Feigen, angebaut wurde, wirken manche der Gärten heute wie leere Zimmer, oft mit nur einem Blumenband beidseits des Wegs. Da die Bepflanzung und die Pflege einen enormen Aufwand bedeuten würden und die einzigartige Anordnung zu ungewöhnlich ist, um einfach Räume zu schließen, ist man einen Kompromiss eingegangen: Das Gerüst wird vollends gezeigt, die Bestückung jedoch konzentriert sich auf die Hauptdurchgangsachse, um einen Eindruck von der Pracht vergangener Zeiten zu geben.
Empfohlene Jahreszeit Juni bis August
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Pkw In Mézidon-Canon gut beschildert, wenn auch durch Wohngebiet
Öffnungszeiten 1. bis 25. April Freitag, Samstag, Sonntag, Montag 14.00–18.00 Uhr; 25. April bis 31. Mai Wochenenden und Feiertage 14.00–18.00 Uhr; 1. Juni bis 30. September täglich, außer Dienstag, 14.00–18.00 Uhr; Wochenenden im Oktober 14.00–18.00 Uhr
Eintrittspreise (2011) Erwachsene € 6, Kinder unter 10 Jahren frei
Faltblatt und Gartenplan 3 Baumhäuser, www.coupdecanon.fr
In der Nähe Parc et Jardins du Château de Vendeuvre (27), Jardins du Pays d’Auge (29)
27 Parc et Jardins du Château de Vendeuvre
14170 Vendeuvre
Telefon 02 31 40 93 83
www.vendeuvre.com
[email protected] Besitzer Comte Alexandre de Vendeuvre
Der Garten in Stichworten Historische Gartenanlage, Parterre, Wasserspiele, Gartenräume, Muschelgrotte, japanischer Garten, exotischer Garten, Landschaftspark
Entstehungszeit 1750, 1830 umgestaltet als parc à l’anglais
Gestalter Unter anderen Jacques-François Blondel (1705–1775), Architekt und Gartentheoretiker
Größe 14,00 ha
Die Hauptattraktion der Parkanlage von Château de Vendeuvre in der Nähe der imposanten Stadt Falaise sind die Wasserspiele. Untergebracht im kleinen englischen Landschaftspark auf der linken Seite des perfekt proportionierten Châteaus, sind sie der Publikumsmagnet. Man kann sie nicht mit jenen im Garten von Hellbrunn bei Salzburg vergleichen, denn sie wurden später eingerichtet und sind von verschiedenen Stilrichtungen, vom Antiken über das Orientalische bis hin zum Renaissancehaften, geprägt. Die Wasserspiele von Vendeuvre waren als lustige Unterhaltung gedacht, ihre Standorte sind im Garten verstreut, was heute zur Empfindung einer gewissen Verzettelung führt. Der Park und die Gärten haben jedoch mehr als das anzubieten, und wer sich die Mühe macht, die Anlage zu erforschen, entdeckt Spuren von anderen Gartenstilen und kann sich so ein Bild machen von der früheren Pracht von Vendeuvre. Wasser in Form von Wasserläufen, einem Spiegelbecken und Kanälen zieht sich durch die Anlage, und je weiter man sich vom Wasserspielgarten auf der rechte Seite des Schlosses entfernt, desto mehr entdeckt man den wahren Charakter des Parks. Formschnittgärten aus Eiben, Buchs, Osmanthus und Wacholder in Kugeln, zu Wolkenbüschen oder aufwendigen Rädern geschnitten, sind am Rand des Parks verteilt und wirken gegen die Laubwälder ausgesprochen modern, ja sogar fernöstlich. Der markante, schrille Ruf von Pfauen lockt auf kleine Inseln, auf denen die weiß-blauen Prachtvögel in einer Voliere untergebracht sind, auf dem Plan als Kiosk bezeichnet, zur Unterscheidung dieser Konstruktion von den kleineren Vogelhäuschen, die um das Château errichtet sind. Beim Rundgang wird deutlich, dass die Anlage von Vendeuvre wesentlich umfangreicher ist, als man zuerst