Gartenreisefuehrer Normandie
in dem alle Bauten wie Wohntrakt, Dienstbotenquartiere und Stallungen zusammengefügt sind, ist eine Meisterleistung der Architektur. Es wird vermutet, ist aber nicht bewiesen, dass Louis Le Vau, der Architekt von Versailles, hier tätig war. Während das Schloss im Eingangsbereich zwar langgestreckt, aber trotzdem gediegen wirkt, öffnet sich die wahre Pracht der Fassade zum Innenhof mit mittigem Kuppelbau, eleganten, wohlproportionierten Fenstern und zarten Giebeln. Eine Ansicht, die vom Garten aus beeindruckend ist. De Créqui starb hoch verschuldet. Château de Champ-de-Bataille schlummerte vor sich hin und verfiel über die Jahrhunderte in einen miserablen Zustand, bis das Anwesen 1992 von dem international bekannten Innenarchitekten Jacques Garcia erworben wurde. 1994 wurde mit der vollständigen Restaurierung des Bauwerks innen wie außen begonnen. Inneneinrichtung, passend zur Architektur und zum Stellenwert des Schlosses, wurde gekauft, wofür Garcia, bekannt für die Innenausstattung von weltberühmten Hotels wie La Mamounia in Marrakesch die besten Voraussetzungen hatte.
Auch der Garten, der in einem ebenso desolaten Zustand wie das Gebäude war, jedoch ohne jegliche Spur von historischer Substanz, wurde in Angriff genommen. Obwohl eine Skizze des berühmten französischen Gartengestalters André Le Nôtre vorgefunden wurde, ließ sich Jacques Garcia bei der Frage, welche Form die Anlage erhalten sollte, von dem Schriftsteller Jean de La Varande (1887–1959) inspirieren, der meinte, hier herrsche Weite, die Ausstattung trete zurück hinter der Demonstration von Macht. Zusammen mit seinem Gärtner Patrick Pottier entwickelte er ein Konzept, das Formen aus der Antike, dem Barock und auch dem Orient kombiniert. Man scheute sich nicht, im Großen zu arbeiten. Die zentrale Achse baut sich auf einer klassischen Form auf: Parterre mit Arabesken, gezogen aus Buchsbaumhecken, abgesetzt durch ziegelroten Kies, gefolgt von einem runden Bassin und einem Rasenteppich, gesäumt von breiten Wasserrinnen bis zur goldenen Kaskade. Erst wenn man die seitlichen Stufen der Kaskade hinaufsteigt, bemerkt man, dass sich die Anlage weiter bis zum Horizont erstreckt und die Proportionen durch das lange rechteckige Spiegelbecken und die Allee im Hintergrund verzerrt sind.
Es sind die seitlichen Gartenräume, in denen die individuelle Handschrift des Designerteams von Garcia und Pottier am prägnantesten ist und die Gestaltung, das Kulissenartige und historisch Anekdotische zusammenkommen. Als Auftakt dient die Allee der Sphinxen, Eiben in Formschnitt, jede etwas anders gestaltet, aber monumental in der Wirkung. Das Karree von Diana und Apollo mit übergroßen Blumentöpfen und Pflanztrögen, axial aufgestellt, und mit seitlichen Bauten, Glashäuser zur Linken und Voliere zur Rechten, kommt einem wie der Garten eines Riesen vor. Hie und da finden sich aber menschlich proportionierte Elemente, etwa die seitlichen Gemüsebeete und die Loggia zwischen den Glashäusern und dem Mosaiksteinbrunnen.
Der nächste Gartenraum bringt einen Themenwechsel, was sich kontinuierlich durch die Anlage hindurch wiederholt und das Interesse und die Neugier auch bei diesen Dimensionen wach hält. Als ob man im antiken Rom wäre, blickt man auf den Tempel von Ledas Schatz am Ende eines Wasserbeckens, gesäumt auf der Längsseite mit Reihen von Weinreben, jeweils mit Rosen an ihrem Ende. Hinter dem und um den Tempel liegt ein Kiesplatz, beschattet von Pinien und versehen mit gerade so vielen Vasen und Säulen, dass er nicht wie ein Steinlager und auch nicht kitschig wirkt. Die angedeutete Achse und Besichtigungsrunde setzt sich aber fort zum Belvedere, einer Chinoiserie, einem pagodenähnlichen Bau, der nur von unten betrachtet werden kann. Ablenkungen liegen zu beiden Seiten des Wegs, etwa die in Blutrot (der Hausfarbe des Anwesens) gestrichene Pergola, von Wildem Wein berankt und sicherlich im Herbst eine einzige Farbenpracht, die zu einem Wasserbecken führt und dann nicht weiter. Sackgassen gibt es hier immer wieder. So erlebt man einen Bereich aus einer anderen Richtung und wird zu etwas anderem geführt, beispielweise zum Grünen Theater oder zu den Tuilerien.
Das Angebot an Gartenräumen und Gartenereignissen ist umfangreich, fast zu viel für einen Besuch, da man nach einer gewissen Zeit dazu neigt, die Skulpturen und Inszenierungen als selbstverständlich zu nehmen, und unter Versailles-ähnlichen Erschöpfungszuständen leidet. Auf der
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