Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
Vom Netzwerk:
Gefängnis und später als Jugendherberge, so konnten sich heute in dem geschichtsträchtigen Gebäude heiratswillige Paare das Jawort geben. Dass der Park um das Burggelände Schlossgarten genannt wurde, gehörte zu den Andernacher Eigentümlichkeiten.
    Sie kannte die Parkanlage von einem früheren, allerdings erfreulicheren Besuch her. An einem lauen Sommerabend war sie hierher zu einer Musical-Aufführung eingeladen worden. Damals war der Schlossgarten voller Leben gewesen. Die auftretenden Künstler in ihren schillernden Kostümen hatten sie begeistert. Aber noch mehr hatte sie der Mann an ihrer Seite beeindruckt, mit dem sie danach eine heiße Nacht verbrachte. Zu einer verschwiegenen Ecke am Laacher See war er mit ihr gefahren, sie badeten nackt, der Mond warf einen Abglanz aufs Wasser. Und die Hitze der Nacht entfachte eine Leidenschaft in ihr, die sie und den Mann an ihrer Seite verzauberte. Beiden war klar, dass es sich um eine einmalige Angelegenheit handelte. Solch eine Nacht war nicht wiederholbar. Aber dadurch, dass sie sich fest ins Gedächtnis eingebrannt hatte, war sie wie ein glänzender Stern, den man gut aufbewahrte und bei Bedarf hervorholen und aufpolieren konnte.
    Sie schob die ablenkenden Gedanken beiseite, um sich auf ihre nicht ganz so angenehme Aufgabe zu konzentrieren.
    Inzwischen dämmerte es. Lichter waren eingeschaltet worden und beleuchteten eine Rosenrabatte mit rosa und roten Blüten. Franca konnte sich nicht erinnern, dass je im Januar die Rosen geblüht hätten. In einem kahlen Busch hingen grüne, leergepickte Vogelfutternetze. An drei schlanken, metallenen Fahnenstangen spielte klirrend der Wind mit den Aufhängungen. Rechter Hand vor drei Parkbänken kauerte Frankenstein in seinem weißen Schutzanzug.
    Sie ging geradewegs auf ihn zu. »Schon was gefunden?«, fragte sie den Kollegen von der Kriminaltechnik.
    Er sah kurz auf, hob grüßend die Hand und sagte: »Chipstüten, Bierdosen, Zigarettenkippen, all so’n Kram. Was die Leut’ halt so fallen lassen.« Sein Gebiss schimmerte blendend weiß.
    »Wann hast du dir denn die Zähne machen lassen?«, fragte sie erstaunt. Frank Steins schadhafte Zähne waren lange Zeit Tagesgespräch im Koblenzer Präsidium gewesen. Im Vertrauen hatte er ihr einmal seine Angst vorm Zahnarzt gebeichtet. Die schien er nun überwunden zu haben.
    »Letzte Woche. War ja auch bitter nötig.« Er lächelte gequält. »Du glaubst gar nicht, wie die einen foltern für solche Beißerchen.« Er bleckte sein Strahlegebiss. »Sieht aber gut aus, was?«
    »Das kannst du laut sagen. Steht dir hervorragend. Du solltest dich als Model für Zahnpasta-Reklame bewerben.«
    »Nun übertreib mal nicht«, sagte er und hob abwehrend die Hände. »Übrigens wirst du schon sehnsüchtig erwartet von deinem Hubi.« Mit dem Daumen zeigte er auf eine tiefer gelegene Stelle, ein trockengelegter Wassergraben, über den eine steinerne Brücke führte.
    Suchend sah sie sich um. »Wie komme ich denn da runter?«, wollte sie wissen.
    »Da hinten ist eine Treppe.« Mit seiner Hand deutete er in Richtung Stadtmauer.
    Sie drehte sich nochmal zu ihm um. »Gibt’s außer diesem Kram wirklich nichts Brauchbares?« Mit dem Finger wies sie auf die Mülltüte, die geöffnet vor Frankenstein stand.
    »Am liebsten wär dir die Tatwaffe, ich weiß. Aber damit kann ich leider nicht dienen«, antwortete Frankenstein mit seinem Zahnpastalächeln. »Zumindest noch nicht. Aber du weißt ja, dass wir zäh sind und so schnell nicht aufgeben.«
    Sie lief über das Gras und ging die schmalen Stufen hinab, die hinunter in den ehemaligen Wassergraben führten. Der lange Norbert trat unter der Brücke hervor. Auch er trug einen weißen Overall. Als er Franca sah, winkte er ihr zu.
    Unter dem äußeren rechten der drei steinernen Rundbögen stand Hinterhuber. Er trug einen braunen Wildlederjanker mit Hirschhornknöpfen und unterhielt sich mit einem ihr unbekannten, jungen Mann mit kurzen blonden Haaren.
    Vor ihnen auf dem sandigen Boden lag ein Bündel, auf dem die Farben Schwarz und Rot dominierten. Overkill, hatte Hinterhuber gesagt. Dieses Wort, das niemand sonst von den Kollegen für solch eine Tat benutzte, war in einem Seminar gefallen, das sie zusammen mit Hinterhuber besucht hatte. Overkill bedeutete mehr als töten. Vernichten. Blinde Wut war dabei im Spiel. Oder Hass. Jedenfalls starke Emotionen bei ausgeschaltetem Gehirn. Entsprechend unschön war das Ergebnis. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch,

Weitere Kostenlose Bücher