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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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andauernd bei meiner Arbeit.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. An ihrem Wein hatte sie bis jetzt nur einmal genippt. »Davina hatte niemanden, dem sie sich anvertrauen konnte, noch nicht mal eine richtige Freundin. Zu ihrem Opa hatte sie wohl ein ganz nettes Verhältnis, der ist aber schon vor einiger Zeit gestorben. Der einzige Mensch, den sie näher an sich herangelassen hat, war Mario. In den Gesprächen mit ihr ist mir so richtig bewusst geworden, wie einsam sich dieses Mädchen gefühlt haben muss.«
    Franca holte tief Luft. »Und jetzt ist der einzige Mensch tot, zu dem sie Vertrauen hatte.«
    »Sie hat sich verstärkt mit Selbstmordgedanken herumgequält. Wäre ich nicht mehr hier, hätte ich auch keine Schmerzen und Verletzungen mehr zu ertragen. Das ging ihr wohl ständig durch den Kopf.«
    »Und das kannst du gut verstehen?«, fragte Franca leise.
    Marie sah auf. Kurz verhakten sich ihre Blicke ineinander. Dann sah Marie wieder weg.
    »Ich war als Jugendliche mal in der Psychiatrie. Als Patientin«, sagte Marie. Dann schwieg sie. Als ob sie schon zu viel gesagt hätte. Sie griff nach ihrem Glas und trank gierig ein paar große Schlucke.
    Franca wartete. »Willst du mir davon erzählen?«, fragte sie nach einer Weile.
    Marie hob die Schultern. »Was soll ich groß davon erzählen? Dort habe ich erfahren, dass es viele Menschen gibt, die aus der Bahn geworfen wurden und nicht wussten, wie sie damit fertig werden sollen. Aber ich habe auch gelernt, dass es viele Möglichkeiten gibt, den Schmerz in den Griff zu bekommen und unser seelisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Ich jedenfalls hab meinen Weg gefunden.« Ihre Stimme klang fest. Fast meinte Franca, ein wenig Trotz herauszuhören. »Das versuche ich auch meinen Kids zu vermitteln. Dass es immer einen Weg gibt. Und dass alles hier anfängt«, sie tippte sich gegen die Stirn. »Vieles lässt sich von hier aus steuern, davon bin ich fest überzeugt. Aber es ist ein langer Weg. Verbunden mit vielen Rückschlägen. Und nicht jeder hat die Kraft, das durchzuhalten.«
    Ihr Atem ging heftig.
    »Davinas Mutter war auch Patientin in der Nervenklinik«, sagte Franca.
    »Ich weiß.«
    »Meine Mutter ebenfalls. Das ist allerdings schon lange her.« Franca drehte den Stiel ihres Glases in der Hand. »Sie konnte es nicht verkraften, als mein Vater plötzlich starb.« Sie verzog den Mund zu einem schmerzlichen Lächeln. »Es kann jedes Lebensalter treffen. Dass man plötzlich nicht mehr klarkommt mit dem Leben und mit dem, was man so wegzustecken hat. Ich fürchte, es gibt dafür kein Patentrezept.«
    »Hast du eigentlich Hunger?«, fragte Marie unvermittelt. »Mein Magen hat sich gerade gemeldet. Ich glaube, ich habe noch was in der Tiefkühltruhe. Soll ich uns schnell was aufbacken?«
    »Wenn’s nicht zu viele Umstände macht, gern.«
    Marie erhob sich. »Dauert nic ht lange«, sagte sie.
    Franca hörte sie in der Küche rumoren. Hier in ihren eigenen vier Wänden hatte sie einen ganz anderen Eindruck von Marie als im Präsidium. Sie hatte einige neue Seiten ihrer Persönlichkeit kennengelernt. Und auch eine viel größere Verletzlichkeit.
    Marie kam mit einem Teller zurück, auf dem kleine Gebäckstückchen lagen, die mit Tomaten, Schinken und Käse überbacken waren. »Piccolinis«, sagte sie. »Mein Lieblingssnack für den kleinen Hunger, wenn’s schnell gehen soll.«
    Franca probierte eines der Teile. »Schmeckt lecker.«
    »Sag ich doch.« Marie lachte und nahm sich ebenfalls ein Stück. Im Nu war der Teller leer.
    »Das war eine gute Idee«, sagte Franca und lehnte sich zurück. »Ich glaube, das Gespräch mit dir hat mir sehr geholfen. Es ist ganz merkwürdig. Aber da ist so ein Kribbeln in mir. Ich habe das Gefühl, als ob ich ganz nah davor wäre.«
    »Ganz nah vor was?« Marie hob ihr Glas und spülte den letzten Bissen mit einen Schluck Wein hinunter.
    »Tja, wenn ich das wüsste. Es ist, als ob ich vor einer Bühne stünde, und der Vorhang ist geschlossen. Ich brauche nur den Vorhang aufzuziehen, und schon liegt des Rätsels Lösung klar und deutlich vor mir.«
    »Du meinst die Lösung im Fall Mario Reschkamp?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht nur. Ich weiß nicht. Ich kann es nicht richtig erklären. Nenn es Intuition. Nenn es Bauchgefühl.«
    »Das klingt ja schwer verdächtig.« Marie verzog den Mund. »Ich dachte, du glaubst nicht an solch einen übersinnlichen Blödsinn.«
    »Ist Intuition übersinnlicher Blödsinn?«

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