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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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Davina«, sagte sie leise.
    Eine ganze Weile saß sie da. Blickte auf das von heftigen Schluchzern geschüttelte Mädchen, das sich in die Bettdecke eingehüllt hatte wie in einen schützenden Kokon, und fühlte sich elend.
    Sie war erleichtert, als sich die Tür öffnete und Marie Kirschbaum den Raum betrat. Sie nickte Franca zu. »Ich bleibe jetzt bei ihr.« Sie zog ihren Mantel aus und setzte sich neben das Bett. Davinas Schluchzen war in ein Wimmern übergegangen.
    »Wir müssen ihr Zeit lassen«, flüsterte Marie.

12
     
    »Sie schon wieder.« Frau Kayner stand in der geöffneten Tür und rückte ihre Brille zurecht. Es klang abweisend. »Ich kann Ihnen nicht mehr sagen als beim letzten Mal.«
    Im Krankenhaus hatte sie erfahren, dass Helene Kayner bis jetzt noch nicht am Krankenbett ihrer Enkelin gewesen war.
    »Davina geht es nicht gut«, sagte Franca.
    »Ja, und?«, sagte sie kalt. »Ist das vielleicht meine Schuld, dass sie sich ins Koma säuft? Langsam überrascht mich bei der gar nichts mehr.« Sie sah an Franca vorbei.
    Franca hätte sie gern geschüttelt und ihr ins Gesicht geschrien: »Davina hat große Probleme. Sie ist furchtbar unglücklich. Kümmert Sie das denn gar nicht? Sie ist doch Ihre Enkelin, Ihr Fleisch und Blut.« Doch sie schwieg. Emotionale Ausbrüche waren in solchen Situationen am allerwenigsten angebracht und nützten niemandem.
    »Frau Kayner, ich wollte Sie bitten, ob ich mir nochmal Davinas Zimmer ansehen könnte«, sagte sie vorsichtig.
    Die Frau hob den Kopf und zeigte mit der Hand zur Treppe. »Bitte. Sie wissen ja den Weg.«
    »Danke.« Franca ging die Holztreppe hoch. Frau Kayner folgte ihr nicht. Oben in Davinas Zimmer öffnete sie Schränke und Schubladen. Sie bückte sich und sah unters Bett. Dort stand eine kleine Holzkiste. Sie zog sie hervor und hob den Deckel hoch. Es roch muffig. Einige Gegenstände lagen darin. Ein etwas fadenscheiniges, gebatiktes Haarband. Glasperlenschnüre in unterschiedlichen Größen. Fotos. Zettel. Briefe. Einige schmale Bücher. Staubflusen. Etwas bröseliges Blassgrünes. Die Briefe sah sie sich genauer an. Sie waren adressiert an Davina Kayner. Absender war Patricia Kayner. Adresse: Landesnervenklinik Andernach.
    Es waren fünf oder sechs Briefe. Den obersten nahm sie aus dem Umschlag. Der Brief hatte Postkartenformat und war mit großer Schrift beschrieben.
     
    Meine liebe kleine Zigeunerprinzessin – ich vermisse dich so sehr. Deiner Mama geht es momentan nicht so gut. Aber es dauert nicht mehr lange, bis ich wieder bei dir bin. Dann spiele ich dir auf dem Klavier vor, und wir gehen zusammen an den See. Hab noch ein wenig Geduld. Nur noch ein kleines Weilchen, ja?
    Deine Mama, die dich sehr lieb hat.
     
    Das Papier war abgegriffen. Oftmals aus dem Umschlag genommen und wiedergelesen. Wie die anderen Briefkarten, die genauso kurz und ähnlichen Inhalts waren. Liebevolle Worte. Von einer Mutter an ihre Tochter gerichtet.
    Franca biss sich auf die Lippen. Als ihre Mutter in der Klinik lag, hatte sie sich nach Worten der Zuwendung gesehnt. Wie sehr hätte es sie gefreut, auch nur einen solchen Brief zu bekommen. Das hätte die Zeit nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters erträglicher gemacht. Sie war damals ungefähr so alt gewesen wie Davina heute. Und dann war da eine Leere, ein Tabu, über das nie gesprochen worden war.
    Sie steckte den Brief zurück in den Umschlag und besah sich den weiteren Inhalt der Kiste. Plötzlich stutzte sie. Unter den Briefen, Büchern, Zetteln und Fotos lag ein Ledergeldbeutel mit eingestanztem Lochmuster. Sie öffnete ihn. Es waren Geldstücke darin. Pfennige. Markstücke. Zehn- und Zwanzigmarkscheine. Ihr Herz klopfte heftig, als sie den Seitenfächern des Geldbeutels die Kreditkarte und den Ausweis von Patricia Kayner entnahm.
    Sie schob die Kiste wieder unter Davinas Bett. Das Portemonnaie steckte sie ein.
    Sie ging die Treppe hinunter. »Frau Kayner!«, rief sie. Doch es kam keine Antwort. Merkwürdig. Sie sah überall nach. Im Wohnzimmer. In der Küche. Doch Frau Kayner war nicht im Haus.
    Vielleicht war sie nun doch endlich zu ihrer Enkelin ins Krankenhaus gegangen.
    Franca ging zur Haustür hinaus. An das Haus war ein Schuppen angebaut. Sie ging um das Gebäude herum und lugte durch ein staubblindes Fenster. Dort drinnen schimmerte etwas Rotes. Nach zehn Jahren stand Patricia Kayners Auto noch immer an seinem Platz.

13
     
    »Ich muss dich enttäuschen, Franca. An der Athame haben wir Blutspuren

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