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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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die Tasche. »Sag mir eins, Harry.«
    »Schieß los.«
    »Hast du je wirklich die Absicht gehabt, in Afrika eine Mülldeponie einzurichten?«
    Gant blinzelte. »Wie kommst du jetzt darauf?«
    »Ich hab seit der Demo Zeit gehabt, darüber nachzudenken«, sagte Joan. »Ich weiß noch genug von unseren Gesprächen von damals, als wir in Harvard zusammen waren, um eine Harry-Gant-Idee zu erkennen, wenn ich sie sehe ... oder wenn ich sie nicht sehe. Der Automatische Diener etwa, der ist irgendwie dein Stil; genauso das Minarett, und diese Sache mit dem Wiederaufbau des Empire State Building auch. Aber Abfallentsorgung?« Sie schüttelte den Kopf. »Mh-mh. Das ist ein lukratives Geschäft, aber direkt >klasse< eigentlich nicht, oder?«
    »Naja...«
    »Also, was ich glaube, ist folgendes: Die Nigeria-Deponie war gar nicht deine Idee, sie stammte von deinem Partner. Und ich glaube außerdem - und hier wird's komisch -, daß er vor seinem Tod vielleicht gar nicht dazu gekommen war, dir davon zu erzählen. Wär das nicht ein guter Witz? Lexa erfährt noch vor dir von der Deponie, und als sie dich anruft und eine Stellungnahme von dir haben will, bist du so überrascht, daß du ihr gar nicht erst groß erzählst, daß Christian Gomez das Projekt geheimgehalten hatte und daß dir die Sache absolut neu ist. Dann hörst du, daß ich vorhab, runterzukommen und vor deiner Haustür einen Riesenaufstand zu veranstalten, und du sagst immer noch nichts, obwohl dich Gomez' Plan wahrscheinlich überhaupt nicht so sehr interessiert, daß du ernsthaft vorhättest, ihn durchzuziehen.«
    »Angenommen«, sagte Gant, »es wäre wirklich so ähnlich gewesen. Ich sage nicht, es war so, aber nur mal angenommen. Würd dir das was ausmachen?«
    »Aber nein«, sagte Joan. »Ganz und gar nicht, Harry. Ich finds toll, eine halbe Million Leute dazu gebracht zu haben, gegen eine Naturschändung zu protestieren, die gar nicht stattfinden sollte. Vergeudete Mühe ist meine Spezialität.«
    »Na gut, aber war die Mühe vergeudet?«
    »Sag du's mir, Harry. Hattest du vor, diese verdammte Mülldeponie einzurichten, ja oder nein?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Aber hör zu, Joan -«
    »Warum hast du's dann Lexa nicht einfach gesagt, bevor sie die Story gebracht hat? Als sie dich angerufen hat, da wär's doch -«
    »Also bitte, Joan, das ist nicht fair, /efthab nicht Christians Aktenkoffer gefilzt, noch bevor er überhaupt für tot erklärt worden war. Ich bin nicht verpflichtet, dich davon abzuhalten, aus gestohlenem Informationsmaterial, von dem ich persönlich überhaupt keine Kenntnis habe, übereilte Schlußfolgerungen zu ziehen.«
    »In Ordnung, stimmt schon, aber, Harry-«
    »Die Sache ist so abgelaufen: Als Lexa angerufen hat, war ich im Leichenschauhaus in Atlanta. Bis ich zurückgerufen hab - ich hatte andere Dinge im Kopf, und so hat's eine Weile gedauert -, bis dahin jedenfalls hatte sie dich schon angerufen und die Werbekampagne für die Protestdemonstration angeleiert. Da habe ich sie also am Telefon, und sie erzählt mir, erstens, daß Christian ohne mein Wissen über ein größeres Geschäft nachgedacht hatte, und zweitens, daß Joan Fine vorhat, eine Demo dagegen aufzuziehen. Was ziemlich viel auf einmal zu verdauen ist.«
    »In Ordnung«, wiederholte Joan, etwas defensiv, »ich kann verstehen, warum du erst mal nichts gesagt hast. Aber du hattest vor der Demo einen Monat, mehr als einen Monat Zeit, um die Sache richtigzustellen.«
    »Joan, wer hätte mir schon geglaubt? Eigennütziger Konzernchef behauptet, nichts vom Plan des eigenen Unternehmens gewußt zu haben, in Nigeria eine gigantische Mülldeponie einzurichten: >Africorp? Voraussichtliche Gewinne in Milliardenhöhe?. Nie was von gehört.. .< Verdammt, das würd ja nicht mal ich schlucken. Und ich bin sicher, wenn ich kein Industrieller, sondern ein Umweltschützer wäre, würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um den Scheißkerl trotz all seiner Dementis dranzukriegen. Ich mußte mir also eine Krisenmanagement-Strategie für eine Situation ausdenken, in der die ungeschminkte Wahrheit nichts nützte, und da ist mir meine Idee gekommen ...«
    »O Gott. Jetzt kommt's, noch ne klasse Idee.«
    »Laß mich bitte ausreden, Joan. Ich bin den ganzen weiten Weg hierher mitgekommen, ohne mich zu beklagen, also rauch jetzt einfach noch eine Zigarette und halt den Mund, bis ich fertig bin, okay? Also, Christian und ich hatten uns schon seit einiger Zeit über die Idee unterhalten, das

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