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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Unternehmen zu reorganisieren; wir waren uns nicht im mindesten darüber einig, wie wir dabei vorgehen sollten, aber angesichts des Erfolgs des Automatischen Dieners, der steigenden Nachfrage und des parallel dazu steigenden Produktionsvolumens erkannten wir beide die Notwendigkeit einer wachstumsorientierten Umstrukturierung des Gant-Managements. Durch Christians Tod liegt die ganze Verantwortung für die Reorganisation jetzt bei mir.
    Nun wäre ich der erste, der zugeben würde, daß ich ein etwas unorthodoxer Unternehmensleiter bin. Ich bin nicht übermäßig an Gewinnen interessiert; Geld ist mir nur soviel wert wie die neuen Projekte, in die ich es investieren kann. Ein Grund, warum ich nie Aktionäre haben wollte, ist die Tatsache, daß sie, zumindest in der Regel, durchaus an Gewinnen interessiert sind, und an deren Interessen denken zu müssen würde mich von meinen eigenen Zielen ablenken.«
    »Wie zum Beispiel richtig hohe Wolkenkratzer zu bauen.«
    »Genau. Gleichzeitig aber ist mir durchaus klar, daß es Sach-zwänge gibt, praktische Notwendigkeiten, daß man nicht einfach die ganzen Geldangelegenheiten der Finanzabteilung überlassen kann und von denen erwarten, daß sie die Sache schon managen werden; wenn man delegiert, muß man verantwortungsvoll delegieren. Christian war immer derjenige, der die Bilanz im Auge behielt, der mir mit Sachen wie Liquidität oder Cash-flow kam, wenn ich nicht genug an Profite dachte, was die meiste Zeit der Fall war. Ohne ihn werde ich mir einen guten
    Buchhalter besorgen müssen, einen kreativen Buchhalter, der die Finanzabteilung leitet und die Rolle meines neuen Geldgewissens übernimmt.
    Schön, grade als ich mit der Umstrukturierung anfangen wollte, habe ich von Lexa erfahren, daß du von New England bis ganz da runter kommen würdest, um eine Protestkundgebung gegen Christians Mülldeponie zu organisieren. Und was immer mir sonst in dem Moment durch den Kopf gegangen sein mag, ich muß gestehen, daß es mich gefreut hat zu wissen, daß jemandem so viel an Afrika lag. An der Natur. Denn mir gefällt das hier« - er umfaßte die sie umgebende Wildnis mit einer'ausholenden Geste -, »ich bin froh, daß das bewahrt wird, aber ich persönlich, wenn ich nur auf mich gestellt wäre, ich hätte nie die Geduld oder den Willen, groß darauf Rücksicht zu nehmen. Die Umwelt ist wie das Geld: Ich weiß, daß beides wichtig ist, aber beides kann mich auf die Dauer nicht fesseln.«
    »Also mußt du delegieren«, schloß Joan. »An mich.«
    »An dich«, bestätigte Harry. »Deswegen habe ich meine Kapitulation auch auf die Weise inszeniert: um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf dich und deine Sache zu konzentrieren, um dir die Möglichkeit zu geben, dich den Medien als dieser Aufgabe würdig darzustellen. Jetzt hast du nicht nur den Schwung und die Entschlossenheit, die ich von einem Gant-Mit-arbeiter verlange, du hast auch einen Öffentlichkeitsbonus, du bist glaubwürdig. Ich dachte, das könnte dir von Nutzen sein.«
    Joan schüttelte ungläubig den Kopf. »Eins muß ich dir zugestehen, Harry«, sagte sie. »Ein Vollidiot bist du nicht. Du hast recht, deine CNN-gerechte Kapitulation hat mir wirklich Glaubwürdigkeit verschafft. Die Frage ist nur, warum sollte ich sie mir verscherzen, indem ich deine PR-Tussi werde? Ich kann dir wegen der Umweltpolitik von Gant als Freischaffende genauso effektiv die Hölle heiß machen wie als deine Angestellte.«
    »Aber die Ressourcen«, sagte Gant. »Vergiß die nicht. Du würdest als Freischaffende nie die finanziellen und technischen Mittel haben, die dir als meiner Mitarbeiterin zur Verfügung stünden. Und es gibt noch einen weiteren Faktor, den du bedenken solltest: den Automatischen Diener. Ich besitze das Patent.«
    »Na und?«
    »Denk doch mal darüber nach, Joan. All die Unternehmen, die sich momentan auf die Freihandelszone stürzen - was glaubst du wohl, an wen sie sich wegen der Arbeitskräfte wenden werden, die sie für ihre Erdöl- und Erdgasfelder und ihre Bergwerke brauchen werden?« Gant tippte sich auf die Brust. »An mich. Ich bin momentan der billigste Arbeitskräftelieferant weltweit, was mir erhebliche Möglichkeiten der Einflußnahme gewährt. Du könntest diesen Einfluß dazu benutzen, lenkend darauf einzuwirken, wie mit dem afrikanischen Kontinent im Zuge der Erschließung seiner Rohstoffe umgegangen wird.«
    »Erpressung«, staunte Joan. »Du redest davon, andere Unternehmen zu erpressen.«
    »Ich rede von

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