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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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fertig zu werden galt. Mit welchen Mitteln auch immer , dachte Vanna. Torpedos und Wasserbomben; Feuer und Schwert. Und Harry Gant brauchte nie was davon zu erfahren.
2023: Mutier oder stirb
    Es war halb sieben, als Käptn Chance Baker, ehemals vom Eisbrecher »South Furrow«, die Bar »Zum räudigen Papageientaucher« betrat. Vanna Domingo war nirgends zu sehen, also schob er sich durch das Gedränge von Seeleuten auf Landurlaub und holte sich einen steifen Grog, um seinen Magen zu beruhigen. Er hatte seine an Dufresne gerichtete Drohung durchaus ernst gemeint und war weiterhin entschlossen, sie in die Tat umzusetzen, aber die illegale Natur dessen, worin er sich gerade hineinmanövrierte, bereitete ihm ein gewisses Unwohlsein. Baker glaubte an das Gesetz, nicht lediglich an den Geist, sondern an den Buchstaben des Gesetzes, und diesen aus welchen Gründen auch immer übertreten zu müssen, behagte ihm nicht. Andererseits wollte er verdammt sein, wenn er wem auch immer gestatten würde, ihm ein Schiff unter den Füßen wegzubomben, ohne es ihm heimzuzahlen.
    In der Mitte des Schankraums ragte eine Säule aus grünem Licht empor, in der ein nacktes holographisches Paar den Begattungsakt vollzog. Vom Schauspiel peinlich berührt, suchte sich Baker einen Tisch ohne Blick auf die Projektionsbühne aus und konzentrierte sich bis Vannas Ankunft ganz auf seinen Grog. »Käptn Baker«, begrüßte sie ihn und zeigte dabei auf einen flachshaarigen Mann, der mit ihr hereingekommen war, »das ist Corporal Penzias. Er wird mit Ihnen zusammenarbeiten, die Feuerleitstelle auf dem Schiff übernehmen.«
    Der Corporal streckte die Hand aus. »Vorname Troubadour«, sagte er.
    Käptn Baker zögerte einen Augenblick zu lang, bevor er reagierte. »Corporal?« fragte er in der Hoffnung, seine Unhöflich-keit vergessen zu machen. »Also nicht von der Navy?«
    »Marineinfanterie. Wegen Verwundung im Einsatz entlassen.«
    »Ein Fußsoldat, der für die U-Abwehr ausgebildet ist?«
    »Hans Dampf in allen Waffen, Käptn. U-Boot-Abwehr, Panzerabwehr, Luftabwehr, alles, was Sie nur wollen. Ich kann alles bedienen, was schießt. Verlangen Sie von mir nur nicht, daß ich beim Zielen ein Auge zukneife.«
    Penzias hatte keine Augen.
    Baker war noch nie eine abstoßendere Prothese vorgekommen. Der Apparat trug die Bezeichnung »New VISION«, wobei letzteres für Video-Impuls-Sendender Implantierter Optischer Neurostimulator stand; ein langer Name für etwas, was wie ein Operngucker aussah, den man in Penzias' leere Augenhöhlen gerammt und mit Verstrebungen aus chirurgischem Stahl an seinem Platz befestigt hatte. Die Linsen des Opernguckers waren extrem konvex, was vermutlich einer gewissen Erweiterung des Gesichtsfelds dienen sollte, aber Penzias auch das Profil eines Insekts verlieh. Man sah allerdings erstaunlich wenig Narbengewebe; seine Augenbrauen waren noch intakt, was bedeutete, daß er nicht von einer Explosion oder einem Flammenwerfer geblendet worden war. Baker beschloß, nicht nach Einzelheiten zu fragen.
    »Machen wir's kurz«, sagte Vanna, sobald sie und Penzias Platz genommen hatten. »Das Schiff liegt schon in New Jersey vor Anker. Sie werden morgen früh den Rest der Besatzung kennenlernen und sich unverzüglich an Bord begeben.«
    »Das ist kurz«, bemerkte Baker. »Der Hurensohn hat mich erst gestern versenkt.«
    »Ich hatte diese Sache schon seit längerem geplant«, erklärte ihm Vanna. »Der gestrige Uberfall war lediglich der letzte Tropfen. Aber ich will, daß der Vergeltungsschlag unverzüglich erfolgt, bevor Dufresne und seine Bande die Chance haben, Gant Industries weiteren Schaden zuzufügen. Ich will, daß Sie spätestens Donnerstag, zwölf Uhr, auf Ihrer Position sind.«
    »Das sind weniger als achtundvierzig Stunden, von jetzt an gerechnet. «
    »Ist das ein Problem?«
    »Hängt vom Zustand des Schiffs ab und davon, wo >auf meiner Position« ist. Von was für einem Schiffstyp reden wir eigentlich?«
    »Einen Moment.« Vanna öffnete ihre Handtasche. Troubadour Penzias sog geräuschvoll an einer Plastikquetschflasche, was Käptn Baker erneut zum Glotzen veranlaßte.
    »Roter Farbstoff Nummer zweiunddreißig«, erläuterte Penzias. Baker war davon ausgegangen, die Flecken, die der Mann auf den Lippen hatte, seien die Spuren irgendwelcher Verletzungen, aber jetzt erkannte er, daß Penzias' Zähne und Zahnfleisch -ja, seine ganze Mundhöhle - purpurrot gefärbt waren. »Ich trinke davon täglich einen halben

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