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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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er das Sprungbrett aufgefressen?«
    »Unser Fisch hat einen gewaltigen Appetit.«
    »Ja. Vielleicht gewaltiger, als du denkst.«
    »Er sah komisch aus, Frankie.«
    »Was meinst du damit? Ist er dicker geworden?«
    »Nö, das nicht. Nur... anders.«
    Salvatore krümmte seine Hände zu Klauen und hielt sie sich vor die Brust. Frankie hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, aber eines wußte er, nämlich, was sie als allererstes tun würden. »Hilf mir auf«, sagte er. »Mein Auto ist weg, auch gut, wir nehmen ein Taxi.«
    »Wohin?« fragte Salvatore.
    »Eisenwarenladen.«

11
    Man weiß inzwischen, daß die Azteken-, Maya- und Inkareiche erst erobert wurden, nachdem sie mindestens die Hälfte ihrer Einwohner durch altweltliche Infektionskrankheiten verloren hatten ... Um das Jahr 1600, nachdem gut 20 Epidemiewellen über Nord- und Südamerika hinweggezogen waren, verblieb auf dem Kontinent nur noch weniger als ein Zehntel der ursprünglichen Bevölkerung. Die Seuche dürfte bis zu 90 Millionen Todesopfer gefordert haben, was, auf heutige Verhältnisse umgerechnet, einem Verlust von einer Milliarde Menschen entspräche... Als die Pilgerväter in Ply-mouth landeten, waren die Massachusetts- und die Wampanoag-Indianer so kurze Zeit vorher so stark dezimiert worden, daß die Siedler genügend verlassene Hütten und Ackerflächen vorfanden, die sie ohne weiteres übernehmen konnten.
    Ronald Wright, Stolen Continents

    Die Indianer wiederum lernten viel von den Weißen ... Viele Europäer versuchten, die Indianer zu verstehen, und behandelten sie anständig. Andere aber betrogen sie und nahmen ihnen ihr Land weg... Tausende von Indianern starben außerdem an Masern, Pocken, Tuberkulose und anderen von den Weißen eingeschleppten Krankheiten.
    World Book Encyclopedia
2004: Eine Hand wäscht die andere
    Va nna Domingo war nicht als Fiesling auf die Welt gekommen. Auch wenn ihre Untergebenen in der Abteilung für Öffentliche Meinung es nie geglaubt hätten, war sie früher einmal ein warmherziger Mensch gewesen, zurückhaltend, aber freundlich, der gern und viel lachte und zu spontanen Anfällen von Tanzlust neigte. Obwohl schon früh verwaist, hatte sie es geschafft, sich fünfundzwanzig Jahre lang den Glauben an die Zukunft zu bewahren - bis die Ereignisse bloßer zwei Wochen all ihre Zuversicht und ihr Gottvertrauen unwiderruflich zunichte gemacht hatten.
    Ihre karge und schwere Kindheit verlebte sie in einem Dorf an der Küste von Connecticut. Sie lernte früh, für sich selbst zu sorgen, da der Onkel, der als ihr Vormund fungierte, ein Fischer, selten zu Haus war und keinerlei - positives wie negatives - Interesse an ihrem Schicksal bekundete. Vanna war es ganz recht so; von Natur aus selbständig, besaß sie zudem die Fähigkeit, selbst in den schlimmsten Momenten der Einsamkeit und der Not die Möglichkeit eines letzthinnigen Happy-Ends wahrzunehmen. Solange man den Glauben an das Morgen nicht verlor, dachte sie, würde alles übrige - trotz gelegentlicher Rückschläge - schließlich ganz von selbst kommen. Sie zwang sich zu hervorragenden schulischen Leistungen und nahm jede sich bietende Abend-, Wochenend- und Ferienbeschäftigung an, um sich ein paar tausend Dollar zusammenzusparen. Die und ein Stipendium der Öffentlichen Dienste brachten sie denn auch auf die Connecticut State University in Hartford, wo sie Kommunikationswissenschaften studierte, mit Schwerpunkt angewandte Meinungsgestaltung. Den Abschluß in der Tasche, wurde sie direkt auf einen darniederliegenden Arbeitsmarkt katapultiert und klapperte sieben Monate lang die Madison Avenue nach einem Job ab; während dieser Zeit ernährte sie sich vornehmlich von Instantnudeln für einen Dollar den Dreierpack und »stark herabgesetztem, leicht bestoßenem« Obst und Gemüse, was alles war, was sie sich leisten konnte. Zur Entspannung ging sie jeden Samstagnachmittag ins Rockefeller Center Schlittschuh laufen (die Schlittschuhe hatte sie aus einer Mülltonne gefischt, und ein süßholzraspelnder Kartenabreißer ließ sie immer umsonst auf die Eisbahn); sonntags abends tanzte sie Square dance im Betsy Ross Saloon. Sie hielt sich wacker, überlebte zwei unbehandelte Lungenentzündungen und fand zu guter Letzt im Februar 2004 eine Arbeit - nicht auf der Madison Avenue, sondern bei einer in Minderheitenbesitz befindlichen
    Werbeagentur namens Brainstorm. Nach dieser letzten Schicksalswende begann sich ihre Situation in exponentiellen Sprüngen zu verbessern -

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