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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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die Hände klatschend auf seine Oberschenkel fallen und erhob sich, wie um zu gehen. Tatsächlich wollte er Joan anrufen und hören, ob sie Lust hatte, sich mit ihm zu einem späten Abendessen zu treffen. »Na ja, Whitey hatte recht, das ist wirklich eine absolut irre Geschichte, ich bin sicher, Sie haben eine große Zukunft in der Öffentlichen Meinung, aber -«
    »Das ist noch nicht alles, Mr. Gant. Wenn es einfach nur eine komische Geschichte wäre, die meine Eltern mir mal erzählt haben, dann hätte ich nie Ihre Zeit damit vergeudet. Aber letztes Jahr habe ich in der Schule ein Referat über die Rolle der Verschwörung in der amerikanischen Unternehmenspolitik geschrieben, und weil ich mich sowieso in den allgemeinen Themenkomplex eingearbeitet hatte, beschloß ich, die Geschichte meiner Großeltern etwas genauer zu recherchieren. Ich bin in die Stadtbücherei gegangen und habe Zeitungen und Zeitschriften aus dem Ende der vierziger Jahre nach Meldungen über irgendwelche seltsamen Vorkommnisse durchgeblättert; ich habe mir außerdem geologische Gutachten und alte Landkarten angesehen, um herauszufinden, wo jemand, wenn überhaupt, in der Umgebung von New York einen U-Boot-Hafen verstecken könnte.
    Nun weiß ich nicht, ob Sie jemals ein geologisches Gutachten studiert haben, Mr. Gant, aber ich kann Ihnen sagen, es ist langweilig. Kein Mensch tut das zu seinem Vergnügen, und tatsächlich war der größte Teil der Unterlagen, die ich anforderte, bis dahin nur ein einziges Mal ausgeliehen worden - vor zwölf Jahren, und alles an ein und demselben Tag. Dann fiel mir das hier auf...« Er zeigte Gant die Farbkopie einer Karte der New York Bay. Eine der Inseln auf der Karte war rot umkreist worden.
    »Bedloe's Island«, las Gant.
    »Liberty Island, Mr. Gant. Bedloe's hieß sie, bevor die Freiheitsstatue dort aufgestellt wurde. Und wie's der Zufall will, befindet sich unter der Insel ein natürlicher Hohlraum, eine unterirdische Höhle, angeblich voll Meerwasser. Aber was wäre, wenn...«
    »Das ist immer noch nicht sehr überzeugend«, sagte Gant zu ihm. »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich bin von Ihrer Gründlichkeit beeindruckt, aber ich glaube nicht -«
    »Ich habe seinen Namen herausgefunden.«
    »Hm?«
    »Den Namen des Mannes, der diese Karte vor mir ausgeliehen hatte. Die haben alles auf Computer, wer was wann ausgeliehen hat, und ich konnte eine Bibliothekarin mit Hilfe einer gewissen Summe dazu bewegen, für mich nachzusehen. Der Mann hieß, aufgepaßt, >Red Edward Di Valle<.«
    Gant sah Whitey an. Whitey sah ganz aufgeregt aus. Gant konnte nicht ganz folgen.
    »Ich kann nicht ganz folgen«, sagte er. »Ist das jemand Berühmtes?«
    »Red Edward Di Valle, Mr. Gant. Red Ted Di Valle.«
    Gant blinzelte. »Ret Tet Di... die Wale?«
    »Ja, Sir. Zufall? Ich glaube nicht.«
    Gant sah wieder zu Whitey hinüber. »Haben Sie Vanna gebeten, sich dieser Sache anzunehmen?«
    »Vanna war mit anderen Dingen beschäftigt«, sagte Whitey diplomatisch. »Aber wir kommen eigentlich auch ohne ihren Input aus. Fouad - hier - hat auch schon einen Plan, wie wir Dufresne drankriegen können, wenn sich herausstellen sollte, daß das mit dem U-Boot-Stützpunkt tatsächlich so stimmt. Sie würden ein paar Beziehungen im Rathaus spielen lassen müssen, aber der Plan sieht keinerlei Anwendung von Gewalt vor und schlägt die Piraten gewissermaßen mit ihren eigenen Waffen.«
    »Danken Sie mir nicht«, fügte Fouad hinzu. »Der Plan ergab sich nach den Regeln der Logik ganz von selbst.«
    »Hm«, sagte Gant. Er vergaß das Abendessen mit Joan und setzte sich wieder hin. »Dann lassen Sie mal hören.«
Fünfhundert Dollar am Tag mit Bleistifteverkaufen
    Clayton Bryce aß im Speiseklub »Die unsichtbare Hand«, einer Wallstreet-Grillbar, die ausschließlich von kreativen Buchhaltern und Fachanwälten für Steuerrecht frequentiert wurde. Sie bot eine intime, entspannte Atmosphäre, in der man nach einem harten Tagewerk höherer Zahlenakrobatik relaxen, Mai Tais schlürfen und vielleicht mit einer verwandten Zahlenkrämerseele ein paar Tratschgeschichten austauschen konnte. An diesem Abend erging sich Clayton Biyce, dieweil er sich mit der »Spare-Rib-Platte für den Flungernden Bankrotteur« mästete, mit einem freundlichen Unbekannten in einem makellosen grauen Anzug in wechselseitigen Indiskretionen.
    »Vanna Domingo, unsere Regulatorin der Öffentlichen Meinung«, sagte Clayton zum Unbekannten. »Ich hab sie beim Abschöpfen

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