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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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erwischt... Oh, ich hatte schon seit Monaten einen Verdacht. Die Unstimmigkeiten waren nicht schwer zu erkennen. Für einen Amateur hat sie ihre Spuren ganz geschickt verwischt - muß irgendne Fibel gelesen haben, Unterschlagen, aber richtig! oder so -, aber für einen Mann wie mich, der seine Tage damit zubringt, aus zwei und zwei fünf zu machen ... Na, ich erzähl Ihnen bestimmt nichts Neues. Man kriegt mit der Zeit einfach eine Nase für Potemkinsche Beträge, wenn ich so sagen darf. Besonders, wenn die fragliche Zahl sechs Nullen hinten dran hat... Nein, ich hab sie noch nicht gemeldet. Sobald ich herausgefunden hätte, daß die Domingo dahintersteckte, war mir klar, daß mehr als nur einfacher Diebstahl im Spiel war. Sie hat das Naturell eines Flammerhais, aber sie ist zu gottverdammt loyal, um zu stehlen ... Ich hab also meinen Mund gehalten und aufgepaßt, wohin das Geld verschwand ... In eine Kriegskasse! Ich wär beinah vor Lachen geplatzt, als mir klar wurde, daß sie eine Kriegskasse anlegte! ...
    Schhh! Wer wird denn so geschwätzig sein! Aber ja, Sie haben recht, genau der ist es, den sie mit Krieg überziehen will. Für unseren allseits geliebten Arbeitgeber... Irgendein verdeckter Deal mit der französischen Regierung. Ich weiß nicht genau, ob sie auch Humanressourcen oder nur Material liefert... Bald. Der Großteil des Geldes ist schon nach Paris transferiert worden ... Nein, ich bezweifle, daß Gant auch nur die geringste Ahnung von der Sache hat. Pazifist, Sie verstehen schon. Hält nichts von solchen Geschäftspraktiken ... Mit Arbeitsplatzsicherung hat das wohl auch zu tun, aber in erster Linie ist es Loyalität. Er hat sie von der Straße aufgelesen, buchstäblich aus dem Dreck gezogen, und jetzt revanchiert sie sich. Glauben Sie mir, Gant hätte es bitter nötig, selbst ein bißchen aus dem Dreck gezogen zu werden - und ein paar Stare gestochen zu kriegen allemal ...
    Schwärzeste Armut; Sie würden's nicht für möglich halten, was für ein Leben sie führte, als er sie gefunden hat. Schlief in
    U-Bahn-Tunnels, ernährte sich, soweit ich weiß, von Ratten ... 2017. Gants antipapistische angetraute Nervensäge hatte grad den Regulatorjob geschmissen, übrigens zur größten Erleichterung all derer unter uns, die sich neun Jahre lang mit ihr hatten herumplagen müssen. Gant schien das soweit ganz gut zu verkraften; seine einzige erkennbare Reaktion bestand darin, daß er anfing, lange Mittagspausen zu machen, allein, in einem Café in Grand Central... Offenbar saß er an einem Tisch unter einem dieser frühen New-Babel-Reklametafeln ... Wissen Sie noch, der >Den-Traum-vollenden<-Feldzug, die Plakate, auf denen der fertige Superwolkenkratzer zu sehen war, der über Har-lem in den Himmel ragte? Die mein ich. Mit einem kleinen Foto von Gant in einer Ecke. Das könnt's gewesen sein, was ihre Aufmerksamkeit erregt hat... Sie ist einfach auf ihn zumarschiert und hat ne Schachtel Trips auf seinen Teller fallen lassen ... So wahr ich hier sitze! ,.. Was er getan hat? Hat angefangen, sich mit ihr zu unterhalten. Hat sie nicht verhaften lassen, sondern einfach dagesessen und mit ihr geplaudert. Und irgendwie - das muß an dem verdrängten Schmerz über seine Scheidung gelegen haben - gelangte Gant zu der Uberzeugung, es sei eine > Hasse Idee<, diese kleine Latino-Pennerin zu nehmen und sie zu seiner nächsten Regulatorin zu machen ...
    Stimmt schon, sie hat sich wirklich rausgemacht. Weiß auf alle Fälle weit eher, wie man Geschäfte macht, als ihre Vorgängerin, obwohl ihre Launen auch nicht besser zu ertragen sind ... Sie beherrscht zweifellos ihren Job. Es ist bloß, daß manche von uns - darunter auch ich - es bis zum heutigen Tag nicht geschafft haben zu vergessen, wie sie aussah und roch, als Gant an dem Tag mit ihr ins Büro zurückkam. Ich glaub nicht, daß sie mir je verziehen hat, daß ich gelacht habe ... Denn ich war davon überzeugt, er wollte sich nur einen Jux machen. Die bloße Vorstellung, daß man jemandem eine so verantwortliche Stellung anvertrauen könnte, der sich so sehr hatte gehenlassen, so tief gesunken war... regelrecht abstoßend! Mir ist natürlich klar, daß unser Wirtschaftssystem ein gewisses Quantum Armut zum Funktionieren braucht, aber das bedeutet nicht, daß ich vor Berufsarmen Respekt hätte ... Mit mir würde es nie so weit kommen. Sie könnten mich morgen nehmen, mir meinen Job wegnehmen, mein Bankkonto, meine Wohnung, alles, was ich besitze - ich würd nicht lange

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