G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
von Nickelodeon zu ihr herüber, während ein Niclc-Tontechniker sich nach Kräften bemühte, den MTV-Moderator im Schwitzkasten zu halten, »würden Sie diese Geste bitte unterlassen? Wir sind auf Sendung.«
Lexa Thatcher spürte, wie jemand ihr auf die Schulter tippte. »Hallo«, sagte Harry Gant.
»Selber hallo«, sagte Lexa. Sie legte die finstere Miene ab, mittels deren sie sich die ganze Zeit die Reporter vom Leib gehalten hatte. »Und Glückwünsche. Eine Uberraschungs-pressekonferenz zu inszenieren, das war wirklich genial.« Sie betrachtete einen Fotografen von der Post, der vor dem U-Boot-Diorama stand und ein Bild nach dem anderen schoß. »Gott allein weiß, welchen Dreh sie dieser Story verpassen werden.«
»Tut mir leid, daß wir den Long Distance Call nicht auch zur Party einladen konnten«, sagte Gant. »Ich meine, ich weiß, daß Sie auf solche Sachen spezialisiert sind, aber, na ja ...«
»Ein gewisser leistungsschwacher FBI-Agent hat Ihnen gesteckt, daß ich ein Sicherheitsrisiko darstellen könnte.«
»Was in der Art. Aber da Sie sowieso da sind, hatte ich gehofft, ich könnte Sie was fragen.«
»Für die Akten oder vertraulich?«
»Vertraulich.«
»Hängt davon ab.«
»Also«, sagte Gant, »Sie wissen, daß es uns noch immer nicht gelungen ist herauszufinden, woher Dufresne das Geld nimmt, um seine Aktionen zu finanzieren. Clayton und sein Stab von der Kreativen Buchhaltung gehen schon seit Monaten jedem Hinweis nach, aber bislang ohne Erfolg. Das FBI, die Bundessteuerbehörde, alle haben bisher nur Nieten gezogen. Und mir sind Finanzfragen sowieso ein Greuel, da hatte ich natürlich erst recht keine Ahnung. Jedenfalls bis heute morgen.«
»Hat etwas, was Joan gesagt hat, Ihnen auf die Sprünge geholfen?«
Gant sah sie an. »Sie wissen, daß ich bei Joan war?«
»Ich hab davon gehört.«
»Naja«, sagte Gant, »naja, eigentlich nicht, es war nichts, was Joan gesagt hat. Aber auf dem Weg zur Arbeit dachte ich über sie nach, schwelgte ein bißchen in Erinnerungen, und da ist es mir wieder eingefallen ... als Joan sich vor sechs Jahren von Gant Industries trennte, habe ich sie überredet, eine nicht unerhebliche Abfindung anzunehmen, zuzüglich einer jährlichen Rente, die in ihrem ursprünglichen Einstellungsvertrag gar nicht vorgesehen gewesen war.«
Lexa nickte. »Freiwillige Unterhaltszahlungen«, sagte sie. »Wissen Sie, Harry, in mancherlei Hinsicht sind Sie als Kapitalist eine reine Katastrophe.«
»Ich bin einmalig in meiner Art«, bestätigte Harry Gant. »Aber um auf meine eigentliche Frage zurückzukommen - da Sie und Joan so dicke Freundinnen sind, und da Sie offensichtlich auch mit Dufresne ausreichend gut bekannt sind, um auf eigene Faust zu seinem Schlupfwinkel zu finden ...«
»Sie möchten wissen, ob Joan ihre Rente die ganze Zeit an Philo weitergeleitet hat. Ob Sie, ohne das geringste zu ahnen, Ihren eigenen Gegenspieler unterstützt haben.«
»Naja, also >ohne das geringste zu ahnen< würde ich vielleicht nicht unbedingt sagen. Schließlich habe ich das Geld Joan gegeben.«
»Auch wahr«, sagte Lexa. »Stört es Sie, wenn ich frage, warum?«
Gant zuckte die Achseln. »Schien mir einfach eine klasse Idee zu sein, das ist alles. Ich meine, sie verdiente es ohne Frage, sie hatte in der Öffentlichen Meinung hervorragende Arbeit geleistet, selbst wenn sie meine Projekte bis aufs Blut bekämpfte, und ein Teil von mir wußte, daß es mir fehlen würde, nicht mehr ständig von ihr Kontra zu bekommen - und das nicht nur im Berufsleben. Ich hab mir wahrscheinlich gedacht, wenn ich ihr genug Startkapital geben würde, daß sie sich als Aktivistin selbständig machen könnte, dann würde sie weiterhin von Zeit zu Zeit vorbeikommen und Arger machen; ich war irgendwie enttäuscht, als sie mit ihrer Abfindung nichts anderes angefangen hat, als sich dieses Obdachlosenhotel zu kaufen. Es sei denn ...«
»Es sei denn.« Lexa ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. »Das bleibt unter uns? Sie überlassen es Clayton und den Feds, das selbst auseinanderzuklamüsern?«
Gant legte sich eine Hand aufs Herz und hob die andere zum Schwur.
»Na schön«, sagte Lexa. Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß sich niemand vom WallstreetJournal in Hörweite befand, flüsterte sie: »Pesos.«
»Hä?«
»Das Gold und das Silber, das die Konquistadoren während ihrer Invasion aus Amerika herausgequetscht haben«, sagte Lexa. »Fast alles davon wurde zu Barren und Pesos umgeschmolzen -
Weitere Kostenlose Bücher