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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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unterstellen, ich meine, natürlich seid ihr loyal. Besonders nach allem, was Philo für euch getan hat - euch die allerfeinsten Jobs im Boot gegeben, eure Forschungsprojekte finanziert ... ich bin sicher, ihr seid nicht nur loyal, sondern dankbar. Aber laßt euch davon bloß kein schlechtes Gewissen machen, das hier ist noch immer eine Freiwilligenorganisation, und wenn ihr das Gefühl habt, daß diese Mission zu gefährlich für euch ist, dann -«
    »Nun aber!« sagte Mowgli. »Es ist nicht die Gefahr, nicht direkt, es ist... es ist...«
    »Es ist der Charakter«, schlug Galahad vor. »Der Charakter der Mission ist nicht palästinensisch genug.«
    »Ja, das ist es!« platzte Heathcliff heraus. »Wir sind loyal, wir sind tapfer, und wir lachen dem Tod ins Gesicht. Gefahr bedeutet für uns nichts - wir würden, ohne mit der Wimper zu zucken, mit einem Ruderboot gegen ein Schlachtschiff antreten. Aber nur für Palästina. Lemuren sind eine edle Sache, aber wenn wir unser Leben hingeben sollen, dann möchten wir, daß es für die Befreiung Palästinas ist.«
    »Hmm«, sagte Morris. »Dann werdet ihr also vermutlich zur West Bank zurückkehren, hm?«
    »Was?« sagte Oliver.
    »Ich werd mit Philo reden, vielleicht können wir euch ja die Flugtickets spendieren.«
    »Was meinst du damit«, sagte Heathcliff, »>zur West Bank zurückkehren*?«
    »Na ja, wenn ihr nicht mehr im Maschinenraum arbeitet, dann werdet ihr doch wohl nicht in New York bleiben wollen, oder? Schließlich könnt ihr nicht allzuviel zur Befreiung Palästinas beitragen, solange ihr hier festsitzt. Und selbst in London wärt ihr Tausende von Kilometern von der Front entfernt. Aber wenn wir euch in eine Maschine nach Bethlehem setzen, könntet ihr schon Ende der Woche mit Shin Bet und dem Verteidigungsbündnis der West-Bank-Siedler die Klingen kreuzen.«
    »Also, Morris, wir sollten wirklich nichts überstürzen ...«
    Im Deck öffnete sich eine Luke. Jael Bolívar und Ellen Leeuwenhoek wuchteten jede einen Käfig mit einem eingesperrten Luchs herauf.
    »Sinds die letzten?« fragte Morris.
    Jael nickte. »Die Hamster sind auch schon alle von Bord. Iggy-das-Faultier und Borneo Bill waren sowieso schon bei meiner Schwester in Astoria, da hab ich sie gleich dagelassen. Aber hör mal, Morris: Ich möchte auch ein paar Pflanzen rausschaffen. Wenn du grad den Bug für mich aufmachen könntest -«
    »Schlags dir aus dem Kopf.«
    »Morris!«
    »Jael, dafür haben wir jetzt keine Zeit. In ein paar Stunden müssen wir hier raus sein.«
    »Also, Morris«, warf Heathcliff ein, »seien wir doch bitte nicht zoozentrisch. Pflanzen gehören ebenso zur Umwelt wie Tiere, und wenn Jael der Ansicht ist, daß wir den Beginn der Mission hinauszögern sollten, um -«
    »Psssst!« zischte Jael.
    »Mach nicht >Psssst< zu mir!« sagte Heathcliff. »Ich bekunde nur panarabische Solidarität mit deinem Standpunkt!«
    »Scheiß auf die panarabische Solidarität! Was ist das für ein Geräusch?«
    Ellen Leeuwenhoelc hatte es auch gehört. »Klingt wien Müllschlucker, in den Steine reingeraten sind«, sägte sie.
    »... oder eine Bohrspitze, die sich durch Granit arbeitet«, sagte Morris. Staub rieselte von der Decke der Höhle herab, und der Lärm wurde lauter. »Galahad, Mowgli, lauft zu Irma und sagt ihr, sie soll die Maschinen anwerfen.«
    »Aber wir haben doch noch gar nicht entschieden -« hub Klein Neil zu protestieren an. Ein großer Steinbrocken löste sich von der Decke und zertrümmerte sich auf der Nase des U-Boots selbst zu Schotter.
    »In Ordnung«, sagte Heathcliff und stürmte todesverachtend allen voran unter Deck. Jael Bolívar gab Ellen ihren Luchs zum Halten und fing an, die Leinen loszumachen.
    Philo kam die Gangway heraufgerannt. »Eindeutig Besuch im Anmarsch«, sagte er. »Sind wir klar zum Auslaufen?«
    »Die Bojen sind arretiert und gefüllt«, sagte Morris. »Die Akkus sind sind noch nicht vollständig wiederaufgeladen, aber wir müßten mehr als genug Saft haben, um morgen durchzukommen, und ich kann immer noch das Hilfsstromaggregat zuschalten, wenns nötig werden sollte.«
    »Wie stehts mit Lebensmitteln? Könnte sein, daß wir länger auf See bleiben, als geplant war.«
    »Vorrat für dreißig Tage, Getreideflocken mitgerechnet«, sagte Morris. »Wird reichen müssen.«
    Von den Wänden und der Decke lösten sich inzwischen weitere Felsbrocken. »Wenn wir in einem Monat keinen neuen Liegeplatz gefunden haben, dann müssen wir wohl angeln lernen.

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