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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Oder wir lassen die Maschinenraumbesatzung Strohhalme ziehen.«
    »Alle Leinen sind los!« rief Jael.
    »In Ordnung«, sagte Philo, »dann los!« Er drehte sich um, um die Laufplanke einzuholen, und sah, daß Lexa noch immer auf der Pier stand. »Was treibst du da? Komm an Bord!«
    Lexa schüttelte den Kopf. »So wars nicht geplant.«
    »Lexa, da kommt jemand mit einem Bohrwagen an, wahrscheinlich die Pioniertruppe. Willst du dich erschießen lassen?«
    »Wenn die mich erschießen«, sagte Lexa, »kann ich dir morgen nicht den Rücken stärken. Folglich können sie mich nicht erschießen.«
    »Lexa -«
    Betsy Ross und Ellens Citroen ließen ihre Motoren aufheulen und machten einen Satz nach vorn, als die Wand hinter ihnen einstürzte. Ein massiges Kettenfahrzeug mit einem Steinbohrer als Schnauze zwängte sich krachend durch die Bresche.
    »Komm an Bord!« schrie Philo.
    »Ich liebe dich«, sagte Lexa, mehr um sich in ihrem Entschluß zu bestärken, als um irgend etwas zu beweisen. »Und ich verspreche, daß ich morgen zum vereinbarten Termin da sein werde, komme, was da wolle. Jetzt verschwinde hier, bevor sie dich erschießen.«
    Die Besatzung des Bohrwagens war schon am Absitzen. Es waren doch nicht die Pioniere oder sonst eine Truppengattung; statt mit Gewehren und Handgranaten waren die Kämpfer, die Harry Gant zusammengetrommelt hatte, mit Mikrophonen, tragbaren Filmleuchten und Fernsehkameras bewaffnet...
    »Scheiße«, sagte Ellen Leeuwenhoek. »CNN.«
    Und zu allem Uberfluß nicht bloß CNN, sondern auch Aufnahmeteams von anderen Kabel- und Rundfunkstationen, plus Fotoreportern von neun großen Tageszeitungen. Furchterregender als jedes Marinekorps ergossen sie sich über den Kai und schrien: »Mr. Dufresne! Mr. Dufresne! Nur eine Frage!«, während der Nachwuchsmeinungsmacher Fouad Nassif mit ausgestrecktem Arm auf die wie vom Donner gerührten Piraten deutete und kommandierte: »Berichterstattet sie! Uberschüttet sie mit dem Licht der westlichen Wahrheit! Mediati-siertsie!«
    Morris und Jael stürzten sich zum Raketendeck-Niedergang. Wagemutig schlug Ellen Leeuwenhoek die entgegengesetzte Richtung ein und lief wieder hinunter auf die Pier, voll in den Weg der wild gewordenen Herde; in demselben Augenblick, als sie festen Boden berührte, holte Philo die Laufplanke ein. Die frustrierten Kamerateams der vordersten Reihe versuchten ihn noch mit ihren Galgenmikrophonen zu harpunieren. »Mr. Dufresne, bitte, Sie müssen mit uns reden! Lassen Sie uns nur für eine Sekunde an Bord!« Pressefreiheit, artikulierte Lexa mit entschuldigendem Gesichtsausdruck, als Philo einem gegen seinen Solarplexus gerichteten Mikrophonstoß auswich. Bis morgen, sagte er lautlos zurück und sprang hinter Morris und Jael den Niedergang hinunter. Die Luke schnappte zu, und die »Yahba-Dabba-Doo« begann sich rückwärts aus ihrem Liegeplatz zu schieben.
    Da man ihnen ein Interview versagte, nahmen die Medienkrieger entlang der Pier Aufstellung, um wenigstens die Abfahrt des U-Boots auf Magnetband und Zelluloid zu bannen. Die Teams, die mehr als eine Kamera dabeihatten, nahmen auch den germanischen Raubvogel, die verstreuten Nazi-Denkwürdigkeiten und das Diorama des » Plans zu terrorisieren verräterische weisse amerikanische Unternehmer « auf. Die Presseleute versuchten, Lexa mit Beschlag zu belegen, aber zur Abwechslung einmal verweigerte sie ihnen jede Unterstützung. »Ich reiß mir ein Bein aus, um eine Exklusivstory mit Dufresne auszuhandeln«, schnauzte sie, »und ihr Typen kommt grad im richtigen Augenblick durch die Wand gefahren, um alles zu vermasseln!« Ellen Leeuwenhoek fügte ihr eigenes »kein Kommentar« hinzu, erlaubte ihnen aber immerhin, die Luchse zu streicheln.
    Jetzt entstiegen dem Bohrwagen weitere Streiter: Harry Gant, der Bürgermeister, Whitey Caspian, Bartholomew Frum und Vanna Domingo. Vanna rannte los, um das U-Boot zu erwischen, bevor es das Hafenbecken hinter sich ließ. Zwischen Nickel-odeon und MTV war wegen der Frage, wer seine Kamera wo aufstellen dürfe, eine Schlägerei ausgebrochen, und sie nutzte das aus, um sich unbemerkt vorzubeugen und einen zusätzlichen pinkfarbenen Punkt auf den Aniumrumpf der »Yabba-Dabba-Doo« zu klatschen; der Pseudopunkt nahm mit einem magnetischen Klack! Verbindung auf und blieb haften, praktisch ohne sich von dem echten Anstrich im geringsten abzuheben. Dir besorg ichs, dachte Vanna. Sie reckte einen Finger zu einem vulgären Gruß; »Ma'am«, rief die Sprecherin

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