G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Der Bürgermeister möchte, daß das NYPD Dufresne hochnimmt, damit er den ganzen Erfolg für sich beanspruchen und den Prestigezuwachs für einen Sprung in den Senat ausnutzen kann.«
»Das ist keine schlechte politische Strategie«, bemerkte Harry Gant.
Vanna schüttelte den Kopf. »Ich wünschte nur, ich hätte vierundzwanzig Stunden eher von der Sache erfahren, das ist alles ...« Sie steckte eine Hand in die Manteltasche und spürte das geringe Gewicht einer handtellergroßen, auf der einen Seite flachen, auf der anderen leicht konvexen Metallscheibe: ein improvisiertes Gerätchen, das Vanna, kaum daß sie erfahren hatte, was los war, bei der Abteilung Forschung & Entwicklung von Gant Industries mit höchster Dringlichkeitsstufe in Auftrag gegeben hatte. Die »Mitterrand Sierra«, vor Sandy Hook im Hinterhalt liegend, wäre ihr zwar lieber gewesen, aber um das zu organisieren, hatte die Zeit nicht mehr ausgereicht.
»Machen Sie sich keine Gedanken darum, Vanna«, sagte Gant. Seine Manteltasche hing halb herunter, von einem geisteskranken Bettler abgerissen, der sie vor einer Stunde angequatscht hatte, als sie aus dem Phoenix herausgekommen waren. Der Bettler - mit strähnigen Flaaren, ungepflegtem Vollbart und einem nietenbeschlagenen Lederhalsband um die
Kehle - war ihnen auf dem Bürgerst eig entgegengerannt und hatte dabei mit einem Blechbecher voller Bleistifte geklappert und um eine widerwärtig aufgeblähte Zunge herum irgendwelche Unworte gegurgelt. Es waren vier Sicherheitsbeamte mit Elektrostäben nötig gewesen, um den Mann zu vertreiben.
»Genau«, sagte Whitey, »machen Sie sich keine Gedanken darum. Sehen Sie mal da rüber.« Er deutete auf ein großes Passagierschiff, das in der Meerenge am Südende der Oberen Bucht lag. »Das ist die >QE-II/2<. Offiziell ein Vergnügungsdampfer, aber sie ist bewaffnet.«
»Bewaffnet?« sagte Gant.
»Nicht, daß sie auf irgend etwas schießen wird, Harry - die Kanonen sind nur dazu da, die Royais zu beschützen, wenn sie sich an Bord befinden. Aber sie ist ein großes Schiff, und ihr Fahrplan stimmt zufällig mit dem unsrigen überein, also hat der Bürgermeister den Hafenmeister veranlaßt, den Kapitän kurz anzurufen. Die >QE-II/2< wird so lange in der Meerenge liegen bleiben und die Durchfahrt versperren, bis wir sicher sind, daß wir Dufresne haben. Und, Vanna, als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung hat der Bürgermeister FBI Special Agent Ernest G. Vogelsang von der Sektion für un-un-amerikanische Umtriebe Downtown in einem Quirl postiert. Vogelsang ist über die genaue Natur der Operation nicht informiert worden - der Police Commissioner hat ihn lediglich gebeten, sich für einen möglichen Hilfseinsatz bereitzuhalten -, aber er ist jedenfalls da und kann bei Bedarf herbeigefunkt werden. Sie sehen also, es kann eigentlich nichts schiefgehen ...«
»Alles kann immer schiefgehen«, sagte Vanna. »Es ist immer so. Ein Vergnügungsdampfer... Harry, möchten Sie überhaupt, daß Dufresne gefaßt wird?«
Gant schenkte ihr ein Lächeln, das ihr alles sagte, was sie zu wissen brauchte. »Das wird perfekt klappen, Vanna. Es ist ein klasse Plan.«
»Gut«, sagte Vanna. Nur der Gedanke an die kalten Tiefen des Hudson Canyons gab ihr die Kraft, sich ihrerseits ein Lächeln abzuringen. »Ein klasse Plan. Das ist genau, was wir brauchen.«
Ein anpassungsfähiges Vieh
»Natürlich stehts euch frei auszusteigen«, sagte Morris, während er das letzte Raketenrohr hermetisch verriegelte. »Der Dienst auf der >Yabba-Dabha-Doo< ist von jeher eine absolut freiwillige Angelegenheit gewesen. Mir persönlich bedeutet Philo zuviel, als daß ich ihn gerade dann im Stich lassen könnte, wenn er mich am meisten braucht, aber laßt euch bitte nicht durch mein Beispiel zu einer falschen Entscheidung nötigen. Jeder muß sich seine Maßstäbe für Loyalität selbst setzen ... und für Mut.«
»Nun ja«, sagte Iieathcliff, »nun ja ... es ist nicht so, daß wir Philo gegenüber nicht loyal wären.«
»Das ist es nicht«, pflichtete Klein Neil bei. »Es ist ganz und gar nicht das.«
»Tut mir leid, Leute«, sagte Morris. Er sah nicht auf, weil er befürchtete, sich durch einen falschen Gesichtsausdruck zu verraten. Das konnte ohne weiteres die einzige Chance sein, die er je haben würde, seine Geschwister moralisch von oben herab zu behandeln, und er beabsichtigte, die Gelegenheit nach allen Regeln der Kunst auszuschlachten. »Tut mir leid, Leute, das wollte ich nicht
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