G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Probleme war er 2008 aus dem Unternehmen ausgeschieden und hatte sich in Atlantic City niedergelassen, wo er, im September 2010, an einer Verwechslung gestorben war.
Hmm, dachte Joan, während sie den Unfallbericht durchlas. Im Krankenhaus, das Hoover für eine dringende operative Behandlung seines Kehlkopfkrebses aufgesucht hatte, war seine Krankengeschichte mit der eines anderen Patienten vertauscht worden; er hatte das falsche Anästhesiemittel verabreicht bekommen und war auf dem OP-Tisch an einem anaphylalctischen Schock gestorben. Die Ursache des Mißgeschicks hatte nicht direkt ermittelt werden können, aber die Indizien sprachen für einen Softwarefehler in der Elektro-Registratur des Krankenhauses. Da Hoover allerdings keine Angehörigen hinterlassen hatte, wurde mit einer Klage nicht gerechnet,
Joan ließ sich einen Ausdruck des Nachrufs ausgeben und rief dann auch die Todesanzeigen für J. Edgar Hoover und Ray Cohn ab. Hier nichts Außergewöhnliches: J. Edgar war 1972 an einem hundsgewöhnlichen Herzinfarkt, Ray 1986 an Aids gestorben. Keiner von beiden hatte zu John Hoover in irgendeiner Beziehung gestanden, die die Times für publikationswürdig gehalten hätte.
Zeit für eine Kippe und ne Runde Denken. Joan ging vorn hinaus zu den steinernen Löwen, wo sie und Kite sich verabredet hatten. Sie stellte die Elektro-Lampe, clie sie die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte, zwischen die Tatzen des einen Löwen und zündete sich ihre Zigarette mit einem Streichholz an, das sie an einer Granitmähne angerissen hatte.
»Kann ich Sie was fragen?« sagte Joan, zu Ayn gewandt, die seit ihrem Krach mit Jerry Gant den Mund nicht mehr aufgemacht hatte.
Noch immer schmollend, entgegnete Ayn: »Ich glaube, das haben Sie gerade getan.«
»Sehr gescheit«, sagte Joan. »Aber jetzt mal ernsthaft, ist der
John Hoover, den ich in Atlantic City kennengelernt habe, ein Mensch oder eine Maschine?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Ayn.
»Weil... J. Edgar Hoover« - Joan zeigte auf das Foto, das zu einer der ausgedruckten Todesanzeigen gehörte - »hatte keinen Zwillingsbruder, ganz besonders keinen langsamer alternden Zwillingsbruder, und soweit bekannt, hat er an keinen Klon-Experimenten teilgenommen. Und Kinder hatte er auch keine. Also kommt mir der Gedanke, daß der nachgemachte J. Edgar, der sich in Jersey für John Hoover ausgibt, in Wirklichkeit ein Automatischer Diener sein könnte.«
»Das klingt logisch. Gibts die denn auch in Weiß?«
»Sicher. Der AS204, die negroide Konfiguration, ist zwar die Nummer eins in der Verbrauchergunst, aber man kann jede beliebige Hautfarbe wählen, einschließlich Grün. Und wenn man ein offizieller Repräsentant eines Freizeitparks oder Museums ist, kann man das Duplikat einer toten Berühmtheit als Sonderanfertigung bestellen - aber je realistischer ein Diener aussieht, desto mehr täuschungsverhütende Verhaltensinhibitoren bekommt er hineingepackt. Die dürfen gar nicht fähig sein, hinsichtlich ihrer wahren Identität zu lügen.«
»Trotzdem«, sagte Ayn, »diese Erklärung ist weit plausibler als jede denkbare Alternative. Ja, ich bin sicher, daß es stimmt. John Hoover muß ein Automatischer Diener sein.«
»Aber Sie haben nie konkret gesehen, daß er sich wiederaufgeladen oder sonst etwas getan hätte, was beweisen würde, daß er kein Mensch ist, oder?«
»Ich brauche überhaupt nichts gesehen zu haben«, sagte Ayn. »Ihre Argumentation war hieb- und stichfest. John Hoover ist ein Android. Könnte ich Sie jetzt etwas fragen?«
»Nur zu, Ayn.«
»Ich würde gern wissen, warum Sie Harry Gant geheiratet haben«, sagte Ayn Rand, »und warum Sie sich von ihm haben scheiden lassen.«
Joan runzelte die Stirn. »Besteht ein besonderer Grund, warum Sie ausgerechnet jetzt gerade dieses Thema anschneiden?«
»Ich möchte Ihre persönlichen Prämissen durchschauen«, sagte Ayn. »Die Wurzeln Ihrer gegenwärtigen Irrationalität. Zu erfahren, was Sie zu Gant hinzog und was Sie von ihm fortgetrieben hat, dürfte eine Klärung Ihrer grundsätzlichen Wertvorstellungen ermöglichen. Dann gelingt es uns vielleicht auch, die Fehler in Ihrem Denken zu korrigieren.«
»Jesus«, sagte Joan. »Er hat sich bei Ihnen wirklich was geleistet, wie?«
»Hat sich bei mir was geleistet?«
»Hoover. John Hoover, sei er ein Mensch, ein Klon oder ein Diener. Als er Sie programmiert hat, muß er all Ihre aussöhnenden Charaktermerkmale weggelassen haben. Im wirklichen Leben können Sie
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