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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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produzieren, und das Recht zu produzieren impliziert weiterhin das Recht, mit den eigenen Produkten so zu verfahren, wie man es für richtig hält.«
    »Ergo Privatbesitz«, sagte Joan. »Und ebenso ergo Freihandel.«
    »Jede Beschränkung des Handels durch unbeteiligte Dritte ist ein Verstoß gegen das Recht auf Leben«, bestätigte Ayn. »Eine objektive Moral des Eigennutzes verlangt eine vollkommene Scheidung von Staat und Wirtschaft.«
    »Folglich keine Steuern für Unternehmer. Besser gesagt: keine Steuern, Punkt, da jeder, der etwas Besteuerbares besitzt, per defmitionem Teil der Wirtschaft ist.«
    »Jede Besteuerung ist Diebstahl«, sagte Ayn Rand. »Diebstahl ist unmoralisch. Der rationale Staatsbürger wird natürlich immer bereit sein, für die Dienstleistungen eines sich in vernünftigen Grenzen haltenden Regierungsapparats zu bezahlen, ebenso wie er es für einen Versicherungsschutz tun würde, aber solche Zahlungen müssen, wie alle übrigen Transaktionen auch, auf vollkommen freiwilliger Basis erfolgen. Und dasselbe gilt für Wohltätigkeit: Während jeder einzelne sich frei dafür entscheiden kann, sein überschüssiges Kapital den Bedürftigen zu schenken, kann keine noch so große Bedürftigkeit jemals die zwangsweise >Umverteilung< des Wohlstands rechtfertigen.«
    »Natürlich«, sagte Joan und zündete sich eine neue Zigarette an, »wären rationale Reiche nur zu gern bereit, den zu Recht Bedürftigen ein Darlehen zu gewähren, ebenso wie sie überglücklich wären, ihren gerechten Anteil am Unterhalt der Regierung freiwillig zu entrichten. Und wenn dies dann doch nicht der Fall sein sollte - oder sich herausstellen sollte, daß es keine ausreichenden Uberschüsse gibt -, hätten die rationalen Armen natürlich vollstes Verständnis für die Situation. Sie würden das Recht der Reichen auf ihr Eigentum weiterhin respektieren, selbst wenn das für sie den Hungertod bedeutete, denn anders zu handeln würde gegen das eigene Interesse verstoßen.«
    »Seien Sie so sarkastisch, wie Sie wollen«, sagte Ayn, »aber was Sie sagen, ist im wesentlichen richtig. Wenn den Armen - also den per defmitionem am wenigsten produktiven Mitgliedern der Gesellschaft - gestattet wird, nicht nur den Uberschuß, sondern auch das Betriebskapital der Reichen - also der per defmitionem intelligentesten, talentiertesten und produktivsten Mitglieder der Gesellschaft - zu rauben, ist die Folge ein drastischer Rückgang der Produktion überhaupt, was wiederum zu mehr, nicht etwa weniger Hunger führt. Und wenn die Plünderung fortdauert, wird zuletzt die gesamte Basis jeglicher Industrie vernichtet, mit dem Resultat, daß alle hungern müssen.«
    »Aber selbst wenn das wahr wäre«, sagte Joan, »wie kann daraus folgen, daß Menschen, die bereits hungern, mit ihrem Los zufrieden sein sollten? Oder besser gesagt, daß sie es sein werden?«
    »Sie sollten ja gar nicht zufrieden sein. Sie sollten arbeiten, um ihre Situation zu verbessern.«
    »Und wenn sie's nicht können?«
    Ayn Rand zuckte die Schultern. »Dann Pech für sie. In einem wahren kapitalistischen System wäre die Arbeitslosenzahl natürlich minimal und der Flunger inexistent, oder praktisch inexistent - unter moralischen Menschen, heißt das -, aber diejenigen, die hungerten, wären auf jeden Fall verloren. Bedauerlich, aber was kann man schon machen?«
    »Haben Sie diese Frage schon mal einem Hungernden gestellt?«
    Die Lampe flammte rot auf. »Ich habe selbst gehungert!« wütete Ayn. »Unterstehen Sie sich, mir jemals einen Vortrag über dieses Thema zu halten! Ich habe selbst gehungert, und ich habe nur zu deutlich gesehen, was staatlich sanktionierter Diebstahl in Wirklichkeit bezweckt!«
    »Das weiß ich«, sagte Joan, »und ich zweifle nicht daran, daß Ihre monomane Unbeirrbarkeit wesentlich dazu beigetragen hat, daß Sie in dieser Situation überleben konnten. Aber ich glaube auch, daß die Erfahrung Sie blind für andere Perspektiven gemacht hat, ja blind für die Möglichkeit, daß es überhaupt andere Perspektiven geben könnte.«
    »O nein«, sagte Ayn. »Natürlich, wenn man das gesamte Spektrum des Irrationalen einbezieht, dann gibt es mit Sicherheit einen praktisch unerschöpflichen Vorrat an Perspektiven, unter denen man wählen kann. Aber die Wirklichkeit ist keine Frage der Perspektive: A ist gleich A. Zu jeder Frage gibt es in Wirklichkeit nur zwei Antworten, zwei >Blickwinkel<, von denen einer richtig und der andere falsch ist. Es gibt auch einen

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