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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Frankie und stand auf. »Halt die Festung, Sal.«
    »Klar.«
    »Noch nicht...«
    »Was ist noch?«
    »Ich kann Ihnen nichts vormachen, was Ihre Chancen angehl, aber... Sie haben mein Mitgefühl.«
    Im Badezimmer versank Frankie, wie das pinkelnden betrunkenen Männern zu passieren pflegt, in den hypnotischen Bann der abstrakten Muster, die die Kacheln an der Wand hinter der Kloschüssel bildeten. Er schwankte ein wenig, versuchte zu zielen, nickte aber wohl vorübergehend ein, denn das nächste, was ihm zu Bewußtsein kam, war, daß seine Turnschuhe feucht waren und allerlei Geschrei aus dem Fernsehzimmer herüberdrang: Yaphet Kotto und Veronica Cartwright, die vom Alien aufgefressen wurden, während Sigourney Weaver irgendwo unterwegs war und die Schiffskatze einzufangen versuchte.
    Frankie zog den Reißverschluß vorsichtig zu - er hatte sich schon mal böse eingeklemmt - und verlor vor dem Waschbecken noch ein paar weitere Augenblicke Bewußtsein, bevor er wieder ins Fernsehzimmer zurückschlurfte. In der Zwischenzeit hatte Sigourney Weaver die Selbstvernichtungsanlage der »No-stromo« aktiviert und sprintete, den Katzenkorb in der Hand, zur Rettungsraumfähre.
    »He, Sal«, sagte Frankie, gegen den Türrahmen gelehnt. »Sal, wie spät ist es jetzt?«
    Keine Antwort. Sigourney Weaver wollte gerade um eine Ecke biegen, da erspähte sie eine bedrohliche Gestalt und preßte sich entsetzt gegen ein Schott.
    »Sal?« Im flimmernden Diskolicht, das vom Fernseher ausging, war es schwer, klar zu sehen, aber als er sich die Hand vor die Augen legte, konnte Frankie das lange graue Kanapee erkennen, das am anderen Ende des Zimmers stand, und, daneben, Salvatores Sessel. Er meinte, auch Salvatores rechten Arm zu sehen, die Faust noch immer um eine Dose Heineken geschlossen, aber das Komische war, daß Salvatores anderer Arm -der mit der Uhr - abhanden gekommen zu sein schien, und mit ihm Sals Beine, Rumpfund Kopf.
    Hmm, dachte Frankie. Und dann dachte er: Kanapee?
    »Hier drin ist gar kein Kanapee«, sagte er laut, worauf das Kanapee nach vorn rollte und eine Rückenflosse in die Luft reckte.
    Frankie und Sigourney spritzten im selben Augenblick los. Aber während das Filmmonster niederkauerte, um sich erst mal den zurückgelassenen Katzentragekorb anzusehen, folgte Meisterbrau direkt dem Hauptgang. Als er mit seinen Klauen über den Teppich ruderte, trampelte der Hai versehentlich auf die TV-Fernbedienung und pumpte den Ton auf volle Lautstärke hoch.
    Zwischen Fernsehzimmer und Klo kamen Frankies Füße kaum mit dem Boden in Berührung. Er knallte die Tür hinter sich zu und schob den Riegel vor. Die Tür - sie war von den früheren Eigentümern der Villa eingebaut worden und hatte den Zweck, die Polizei ein wenig aufzuhalten - bestand aus einer drei Zentimeter dicken Stahlplatte und hatte extra verstärkte Scharniere.
    »Da kommt er nicht durch«, sagte Frankie und tätschelte den Riegel. »Da kommt er nicht durch.«
    Da könnte er doch durchkommen, dachte Frankie. Durch die Tür konnte er hören, wie Mutter, der Computer der »Nostromo«, mitteilte, die Frist zum Desaktivieren des Selbstzerstörungsmechanismus laufe in T minus einer Minute ab, was sein Gefühl von Dringlichkeit nur noch verstärkte. Er suchte das Badezimmer nach potentiellen Waffen ab, fand aber keine, nicht mal einen Gummikloentstopfer. Im Medizinschränkchen hatte sich einst, in einer speziellen Halterung, eine Uzi befunden, aber die Leute vom Drogendezernat hatten sämtliche Feuerwaffen aus der Villa herausgeschafft; der verrostete Naßrasierer, der noch da war, kam nicht in Betracht.
    »Neunundzwanzig«, sagte Mutter. »Achtundzwanzig... siebenundzwanzig ... sechsundzwanzig...«
    Das Fenster, dachte Frankie. Wäre er ein Kilo Kokain oder ein Alligatorbaby gewesen, hätte er sich hinausspülen können, aber er wars nicht, also blieb nur noch das Fenster übrig. Er stellte sich davor, entriegelte es und stemmte von unten gegen den Rahmen.
    Das Schiebefenster war Vorjahren zugestrichen worden und rührte sich nicht von der Stelle.
    »Zwanzig Sekunden«, sagte Mutter, und Frankie vernahm ein tentatives Kratzen an der Außenseite der Badezimmertür. Ein Kratzen und noch etwas anderes ... irgendeine Musik, ein klassisches Stück, das nicht so ganz mit den Sirenen und sonstigen Alarmgeräuschen des Films harmonierte. Frankie vergeudete keine Zeit mit dem Versuch, die Musik zu identifizieren; er riß die Duschvorhangstange mit einem Ruck ab und schlug damit

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