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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Empfindungen?«
    »Was?«
    >*Na ja, strenggenommen sind Sie ein Stück Software«, sagte Joan. »Aber Sie sind das komplexeste Persönlichkeitsmuster, mit dem ich je intellektuell die Klingen gekreuzt habe. Also -«
    »Sie fragen mich, ob ich bewußtseinsbegabtbm?«
    »Es ist eine legitime Frage.«
    Ayn raufte sich die Haare. »Soll ich Ihnen meine Antwort aus der Bewußtlosigkeit schicken?«
    »Also, das würd ich ja gerne sehen«, sagte Kite. Zu Joan gewandt, fügte sie hinzu: »Hast du Feuer?«
    Als sie Kites Zigarette anzündete, stellte Joan ziemlich überrascht fest, daß die Sonne schon untergegangen war. Die rund um die Uhr strahlende Illumination der Schaufenster und Digitalen Plakatwände hatte jetzt durch Laternen und Autoschein-werfer Verstärkung erhalten. Hoch oben gaben die funkelnden Lichter eines in südlicher Richtung vorüberziehenden CNN-Zeppelins das erste Sternbild des Abends ab.
    »Du bist ne ganze Weile im Magazin gewesen, was?« sagte Joan.
    »Hast du vergessen, mich zu vermissen?« Kite lächelte. »Aber ich glaube, ich habe gefunden, wonach wir suchen.« Sie steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen, ließ sich das unter den Arm geklemmte Buch in die offene Fland fallen und reichte es Joan. Es war eine Art Paperback - ein dicker Aktenstoß, den man geheftet und zu einem Buch gebunden hatte. Auf dem Packpapierschutzumschlag stand:
    Der Fall »Niemand ist vollkommen« *
    ein Rätsel um die zehn Meistgesuchten
    aus den privaten Akten des J. Edgar Floover *
    Lesen Sie die Abschriften Prüfen Sie das Beweismaterial Finden Sie die Antworten (Lösung beigefügt)
    »Das Problem war die Katalognummer«, sagte Kite. »Die Katalognummer, die wir vom Videoband hatten, war nach dem De-wey-Dezimalklassifikationskode erstellt; diese Bibliothek verwendet den Kode der Library of Congress.«
    »Was mußtest du da tun, sie übersetzen?« Joan blätterte die
    Akte durch. Wie versprochen enthielt sie mehrere Dutzend po-lizeiberichtartige Protokolle, dazu Xerokopien und Laserausdrucke einer Unzahl von Dokumenten. In Abständen waren Trennblätter eingefügt, an denen Pergamentpapierumschläge mit verschiedenen Beweisstücken befestigt waren: eine Zündkerze; eine Computerdiskette; ein hohler Plastik-Blasrohrpfeil; Stroh.
    »So einfach geht das nicht«, sagte Kite. »Bis heute nachmittag war mir das gar nicht bewußt gewesen, aber bibliothekarische Katalogisierungssysteme sind bemerkenswert arbiträr.«
    »Gibt wohl keine einzig richtige Weise, Bücher zu ordnen, wie?« Joan konnte sich nicht enthalten, der Lampe einen Blick zuzuwerfen; Ayn wandte sich wutschäumend ab.
    »Offenbar nicht«, sagte Kite. »Also, die Katalognummer, die wir hatten, 171.303 607 949 6« - sie sagte sie, durch Wiederholung geübt, mühelos aus dem Gedächtnis auf-, »die verrät uns, daß das Buch etwas mit Ethik zu tun hat, denn im Deweyschen Dezimalsystem bezeichnen die 170er durchweg Ethik und Moralphilosophie; und 171.3 bedeutet konkreter ein Buch, das von Systemen und Lehren der Vervollkommnung handelt. Die nächsten drei Ziffern, 036, sind ein Suffix mit der Bedeutung >Angehöriger der schwarzen Rasse<, und die letzten sechs Ziffern, 079496, bilden den Bereichssuffix für Orange County, Kalifornien. 171.303 607 949 6 ist also -«
    »Ein Buch, das eine Methode oder ein System zur Vervollkommnung von Negern in Orange County beschreibt. Wo sich Disneyland befindet.«
    »Sehr gut«, sagte Kite. »Nun weist das Library-of-Congress-System, was dich kaum überraschen wird, keine spezielle Unterabteilung für Bücher dieser Thematik auf. Es gibt zwar eine Kategorie >Vollkommenheit, Ethik der< und ein paar weitere Kategorien, die ebensogut passen könnten, aber wie mir die Chefbibliothekarin lang und breit erklärt hat, ist das System nicht eigentlich dazu gedacht, Bücher in absentia zu klassifizieren. Wenn man das Ding nicht konkret vorliegen hat, bräuchte man wenigstens Verfassernamen und Titel, worüber die Dewey-Zahl natürlich nichts aussagt.«
    »Also wie hast du dieses Buch dann gefunden?«
    »Ich hab herumgestöbert. Ich hab die Library-of-Congress-Si-gnaturen für »Vollkommenheit*, »Vorzüglichkeit*, »Selbstvervollkommnung*, »Seligkeit* und so weiter nachgeschlagen, und dann hab ich mich auf Schatzsuche begeben. Zeitvergeudung, wie sich herausgestellt hat, weil das hier ein großformatiges Buch ist, und die sind alle gesondert eingestellt, unabhängig von ihrer Thematik. Abgesehen davon war es gar nicht am

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