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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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installierte eine Modemverbindung und baute eine TV-Karte mit Kabelanschluß ein.«
    »CNN.«
    »Durch die Nachrichtensendungen erhielt G.A.S. erstmals einen Eindruck von echten Schwarzen, und sie waren kein bißchen so, wie er es erwartet hatte. Sie waren nicht wie Onkel Re-mus. Sie waren nicht wie die Krähen in Dumbo.«
    »Und was das Schlimmste war«, sagte Kite, »sie waren nicht einmal einer wie der andere.«
    »Durch Extrapolation aus den Filmcharakteren war G.A.S. zu dem Schluß gelangt, >Idealität< oder Vollkommenheit sei gleichbedeutend mit stereotyper Gleichförmigkeit«, sagte Joan. »Hollywood-Filmneger waren, ob als Menschen oder als Zeichentricktiere dargestellt, stets schlicht, vorausberechenbar und weitgehend austauschbar - sie fielen niemals aus der Rolle.«
    »Echte Schwarze dagegen waren schrecklich uneinheitlich -nicht genormt und damit >asozial<«, sagte Kite. »Betrachtete man sie als Gruppe, konnte man praktisch kein Adjektiv auf sie beziehen, ohne daß gleichzeitig dessen Gegenteil auch mehr oder weniger zugetroffen hätte. Sie waren lebenslustig und schwermütig, herzlich und abweisend, unbeschwert und verbittert...«
    »... faul und fleißig«, sagte Joan, »kultiviert und proleten-haft...«
    »... kriminell und gesetzestreu, edelmütig und degeneriert, traditionalistisch und revoluzzerhaft, religiös und lästerlich ...«
    »So ziemlich das einzige, was mit einiger Zuverlässigkeit über sie als Rasse ausgesagt werden konnte, war, daß sie sich - ließ man ihnen nur genügend Zeit - früher oder später mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit selbst widersprechen würden.«
    »Mit einem Wort«, sagte Kite, »sie waren Menschen.«
    »Woraus die Notwendigkeit folgte, sie durch etwas Zuverlässigeres zu ersetzen«, sagte Joan. »Also machte sich G.A.S. daran, mit Hilfe des Soziopathen Hoover - der offenbar fand, das sei doch eine wirklich klasse Idee - eine bessere, einheitlichere Sorte Neger zu erschaffen. Aber zuerst mußte man die alten Neger loswerden.«
    »Sie beschlossen, sich dazu einer Seuche zu bedienen.« Kite redete jetzt mit dem ängstlich-abwesenden Ausdruck eines Menschen, der über etwas spricht, das so grauenvoll ist, daß es zum Glück nicht sein kann. »Da sie über eine Milliarde Menschen zu beseitigen hatten, war eine Seuche wirklich der einzige für sie gangbare Weg ...«
    »Und auch nicht irgendeine x-beliebige Seuche. Für das, was ihm vorschwebte, mußte G.A.S. einen vollkommen neuartigen
    Krankheitserreger erfinden. Kein gewöhnliches Bakterium oder Virus hätte den Zweck erfüllt.«
    »Dieser neue Seuchenerreger«, sagte Kite und sah wieder in ihren Notizen nach, »war ein sogenanntes Nano virus.«
    »Nano wegen »Nanotechnologien, sagte Joan, »die Konstruktion molekülgroßer Maschinen. Hoover bezeichnet das Ding in seinem Tagebuch als ein »fachmännisches Virus<.«
    »Ein Fachmann in Sachen Rassenzugehörigkeit...«
    »Das Nanovirus war die zu einem einzelnen vermehrungsfähigen Molekül komprimierte Fachkenntnis und Erfahrung eines Humangenetikers. Eine intelligente Ansteckung, die anhand der DNS des Wirtsorganismus auf dessen Hautfarbe, Haarbeschaffenheit, Knochenstruktur und weitere, subtilere Rassenmerkmale wie Blutgruppe und Stoffwechselchemie schließen konnte.«
    »Das Nanovirus verhielt sich wie ein Negerrausschmeißer in einem Südstaaten-Wahllokal«, sagte Kite. »Es untersuchte jeden Menschen, den es infizierte, nach negroiden Merkmalen. Diejenigen, die den Test bestanden, wurden als Uberträger verwendet: Sie trugen zur Ausbreitung der Krankheit bei, blieben aber selbst von ihr verschont; diejenigen, die durchfielen, wurden als Opfer vorgemerkt.«
    »Den Virusmechanismus zu konstruieren war der einfachere Teil der Aufgabe«, sagte Joan. »Das, was G.A.S. fast zwanzig Jahre kostete, war die Ausarbeitung des »Protokolls*, anhand dessen das Virus später die Ansteckungskandidaten ermitteln würde. Der Grund für diese Schwierigkeit war eine weitere ärgerliche Unregelmäßigkeit: die inhärente Unbestimmtheit von Rassenmerkmalen. Nicht nur gibt es keine Idealneger, keine »vollkommenen Neger< - es gibt auch keine vollkommene biologische Definition dessen, was ein Neger ist. G.A.S. mußte eine eigene Definition erfinden und dem Virus beibringen, wie es sich in Grenzfällen durchzumogeln hatte.«
    »Was G.A.S. zu guter Letzt auch getan hat...«
    »... irgendwie, jedenfalls«, bestätigte Joan, »und wahrscheinlich ist es besser, daß wir keine

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