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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Fall... und apropos Rücken, Ma'am, ich weiß zwar, daß ich Ihnen das wahrscheinlich nicht sagen sollte, aber ein Elektro-Polizist nähert sich Ihnen gerade von hinten.«
    »Ach?« sagte Kite. »Ist er bewaffnet?«
    »Er hält eine schwere Eisenstange in der Hand. Hmm. Ich hab noch nie gesehen, daß einer von denen eine Keule verwendet hätte ...«
    »Halten Sie das bitte«, sagte Kite und legte ihren Colt auf den Tresen. Sie zerrte die Browning-Handkanone aus dem Gürtel, drehte sich um ... und erstarrte.
    Der Elektro-Polizist - Roscoe 254 - kam gerade, rund zehn Meter von ihr entfernt, an einem hellerleuchteten Kaffeekiosk vorbei. Grünes Neonlicht spiegelte sich in seinen Augen und intensivierte das Blau seiner Uniform; der stählerne Schlagstock blinkte in seiner Hand wie ein Säbel. Kite stöhnte, den hundertfünfzig Jahre alten Duft nordkarolinischen Waldes in der Nase, ein totes Gesicht vor Augen; ihr Armstumpf schmerzte, und ihr Zeigefinger weigerte sich, auf den Abzug zu drücken. Der Polizist kam immer näher, den Schlagstock erhoben, die Schockscheibe in seiner Handfläche hinlänglich stark aufgeladen, um einem Bären mit einem einzigen Stromstoß einen Herzstillstand zu verschaffen.
    Und Clayton Bryce, der den letzten Dollar seines Lösegelds entrichtet hatte, riß sich das Halsband vom Nacken, wirbelte herum und schleuderte es mit aller Kraft von sich. Es trudelte durch die Luft wie eine südamerikanische Bola und wickelte sich straff um Roscoe 254s Gurgel. Die Augen des Polizisten schienen aus den Höhlen zu treten.
    »Der Transrapid >Rien ne va plus< hat soeben den Bahnsteig verlassen«, verkündete der Lautsprecher. »Der >Rien ne va plus ist soeben abgefahren.«
    13:00 Uhr.

18
    Ich bin jetzt ein alter Mann ... Blicke ich auf die Jahre zurück, die seit der Zeit vergangen sind, als ich die Lebensgeschichte der »Nautilus« und ihres Eigentümers schrieb, kann ich keinerlei Fortschritte erkennen, die mich hoffen ließen, daß das Unterseeboot jemals als Instrument des Handeis dienen könnte. Es ist unglaublich verbessert worden, zugegeben - in nahezu unvorstellbarem Ausmaße verbessert worden -, aber alle Verbesserungen haben einem einzigen Zweck gedient: seiner Leistungsfähigkeit als Kriegswaffe; und das wird, wie ich glaube, in Zukunft seine einzige Funktion sein. Ich glaube sogar, daß das Unterseeboot in ferner Zukunft zur Beendigung aller Kriege führen könnte, denn Flotten werden nutzlos werden, und durch die ständige Vervollkommnung allen Kriegsmaterials wird der Krieg selbst unmöglich werden.
    Jules Verne in Mécanique Populaire, 1904

    Ich muß gestehen, daß meine Phantasie ... nicht bereit ist, sich ein Unterseeboot gleich welcher Art bei irgendeiner anderen Betätigung vorzustellen, als dabei, seine Besatzung zu ersticken und im Meer unterzugehen.
    H. G. Wells, Anticipations of the Reactions of Mechanical and Scientific Progress upon Human Life and Thought
»City of Women«
    W endy Mankillers Ururururgroßvater hatte beim Standing Bear Cherokee Platoon der Konföderierten Armee gedient, aber ihre Eltern hatten den gebrochenen Versprechen des amerikanischen Südens den Rücken gekehrt und waren nach England abgedampft. Wendy wuchs in Newcastle auf. Sie heiratete den Sohn eines Bergmanns, besuchte King's College und wurde 2007 der erste reinblütige Cherokee (beiderlei Geschlechts) in der Geschichte, der in die Royal Navy eintrat. Damit war aber erst die Hälfte ihres Traums erfüllt, denn auch wenn sich für Frauen die Aufstiegschancen beim Militär seit den Tagen des Bürgerkriegs erheblich verbessert hatten, war ihr der Posten, den sie sich am meisten wünschte, offiziell noch immer versperrt. Die grundsätzliche Möglichkeit, eine Fregatte oder einen Zerstörer zu kommandieren, war für Wendy Mankiller noch nicht genug; ihr eigentlicher Herzenswunsch ging in eine andere Richtung: unter die Wasseroberfläche.
    Fünf Jahre vergingen. 2012 beschloß die Irisch-Republikani-sche Armee, clie britische Matriarchin zu ermorden, und zwar aus Gründen, die ebensoviel mit Politik wie mit Überdruß zu tun hatten; sechs Jahrzehnte Queen Liz, fanden die Provos, waren einfach genug, und wer weiß, vielleicht würde die Thronbesteigung Prinz Williams ein gewisses Umdenken bezüglich der Frage der Iiomerule nach sich ziehen. Ihr sorgfältig geplanter Überfall auf die königliche Wagenkolonne scheiterte indes am mutigen Eingreifen Wendy Mankillers, die sich zu einem längeren Landurlaub in London

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