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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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heißt?«
    »Ayn -«
    »Geld ist die Frucht menschlicher Arbeit! Arbeit ist das Produkt menschlichen Denkens! Er zerstört das Denken!«
    Bald war das Denken alle, und der Zähler stand immer noch auf $319. Clayton streckte die Hände nach mehr aus, bot zum Tausch eine Tasche voll Kleingeld an, das er nicht in Scheine hatte wechseln können, aber Joans Brieftasche war leer, und Kite hätte nur wenig zu geben. »Ich hab einen Fünfer und ein paar Einer«, sagte sie, »und die können Sie gern haben, wenn Sie möchten, aber -«
    »Wenn Sie unbedingt Geld vergeuden wollen«, rief Ayn dazwischen, »warum waschen Sie sich nicht und suchen sich Arbeit? Wenn Sie erst einmal dafür geschwitzt haben, dann wissen Sie vielleicht, was ein Dollar wert ist!«
    Aber Clayton gestikulierte eindringlich in Richtung auf die Uhr, die über der Tafel mit den Ankunfts- und Abfahrtszeiten hing; es war 13.51 Uhr. Er tippte sich aufs Handgelenk, um die Wichtigkeit des Zeitfaktors noch weiter zu betonen. Dann ballte er, vor Schmerz zusammenzuckend, die Fäuste zusammen und hielt sie sich seitlich an den Hals, neben die zwei Halsband-Bläschen. »BOÖÖÖÖÖMM!« röhrte er und öffnete dabei schlagartig die Hände. »BÖÖÖÖÖÖÖÖMM!«
    »Bumm?« sagte Joan.
    »'a!« erwiderte Clayton unter frenetischem Nicken, »'a! Oll Öa! I ah Gäh! Ah Gäh! Hiihhhföhh!«
    »Er ist wahnsinnig!« sagte Ayn Rand. »Gehen Sie weg von ihm!«
    »Da drüben«, sagte Kite und zupfte Joan am Ärmel. Links von ihnen befand sich eine Zeitungsbude, dieselbe Zeitungsbude, von der Maxwell erst, kürzlich einen ganzen Stoß Erica-Jong-Ro-mane geklaut hatte, und direkt daneben stand ein Bankautomat.
    »Zweiter Aufruf für die Fahrgäste des Transrapids >Rien ne va plus< nach Atlantic City«, verkündete der Lautsprecher. »Der Transrapid >Rien ne va plus< steht zur Abfahrt bereit auf Gleis sieben.«
    »Das ist Ihr Zug!« sagte Ayn. »Sie müssen sich beeilen!«
    Aber Joan hatte Clayton am Handgelenk gepackt und zog ihn zum Automaten.
    »Was tun Sie da?« fragte Ayn herrisch.
    »Einen Vollidioten retten.«
    »Aber warum? Bedeutet dieses ... dieses Individuum irgend etwas für Sie?«
    »Er ist ein Arschloch«, erwiderte Joan zu Claytons großem Schrecken.
    »Warum helfen Sie ihm dann?«
    »Aus Solidarität, Miss Rand«, sagte Kite. »Das ist Amerika. Wir sind hier alles Arschlöcher.«
    Kann ich ihnen helfen? fragte der Bankautomat. Joan führte ihre Karte ein, wählte als bevorzugte Sprache Englisch und tippte ihren Zugangskode: Job 32 10. Sie sagte dem Automaten, er möchte ihr vierhundert Dollar geben. Clayton duckte sich vor dem Ausgabeschlitz wie ein Fänger, der den letzten Wurf der World Series erwartet.
    Es kam kein Geld zum Vorschein. Statt dessen verdunkelte sich der Bildschirm des Bankautomaten, und es erschien darauf ein Sprichwort:
    Schenk einem Mann einen Fisch,
    und du hast ihn einen tag lang gesättigt;
    lehre ihn zu fischen,
    und er wird sein leben lang nicht mehr hungern.
    Geh fischen.
    Der Text blieb gerade so lange stehen, daß sie ihn alle lesen konnten; dann verdunkelte sich der Bildschirm wieder und kehrte zu seiner Ausgangsfrage zurück - Kann ich ihnen helfen? -, ohne Joans Karte wieder herauszurücken.
    »Ficcchhh?« sagte Clayton, und etwas schien in ihm zu zerbrechen. »FICCCHHH?« Mit einem Geheul warf er sich, boxend und tretend, gegen den Automaten.
    »Das ist der dritte und letzte Aufruf für die Fahrgäste des Transrapids >Rien ne va plus< nach Atlantic City«, verkündete der Lautsprecher. »Der Transrapid >Rien ne va plus< fährt in wenigen Minuten von Gleis sieben ab. Bitte alles einsteigenl«
    »Sie verpassen noch Ihren Zug!« wehklagte Ayn.
    »Du solltest besser rennen, Joan«, sagte Kite.
    »Kite, wir können ihn doch nicht einfach so -«
    »Du gehst«, sagte Kite zu ihr. »Ich rette ihn; aber was mir vorschwebt, könnte den Captain wieder auf den Plan rufen, und wir können es uns nicht leisten, beide verhaftet zu werden. Ich seh trotzdem zu, daß ich den Zug nach Möglichkeit noch erwische.«
    »In Ordnung«, sagte Joan. »Und ich will sehen, ob ich ihn dazu bringe, noch ein bißchen zu warten. Aber wenn dus nicht rechtzeitig schaffst, wart nicht auf den nächsten. Fahr nach Haus zurück und fang schon mal an, die Nachricht in Umlauf zu bringen. Ruf Lexa und Harry an - und vielleicht auch die Bullen, wenn dir was einfällt, wie du sie dazu bringen kannst, dir zuzuhören. Und halt die Augen offen - vor allem nach

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