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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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erstem und einzigem Versuch, zu seinen ethnischen Wurzeln zurückzufinden, zu welchem Zweck er als Neunzehnjähriger zwei Wochen in einem Kibbuz im Norden des Staates New York zugebracht hatte. Morris war in ein dünnwandiges Kabuff gesteckt worden, das unmittelbar an dasjenige eines Amateur-E-Gitarristen mit einer Schwäche für klassischen Heavy Metal grenzte. Als alle seine Bemühungen, auf dem Verhandlungswege zu einer Einigung zu gelangen, gescheitert waren -sein Zimmernachbar warf ihm nazistische Unterdrückung jüdischer künstlerischer Selbstentfaltung vor -, hatte Morris, wie immer, zu einer technologischen Lösung gegriffen: Er hatte einen Schallunterdrücker entworfen und konstruiert, dessen Leistung ausreichte, um eine Hundertzwanzig-Dezibel-Wiedergabe von »Bang Your Head« in einen Schmetterlingsfurz zu verwandeln. Eine Weiterentwicklung desselben Antilärmsystems hatte er später in der »Yabba-Dabba-Doo« installiert, was eben der Grund war, daß sie es sich leisten konnten, herumlaufende Hamster und andere Haustiere ungestraft auf ihre Piratenfahrten mitzunehmen. Aber die heutige Operation war etwas anderes; das war das erstemal, daß sie sich mit einem echten Kriegsschiff einließen, und obwohl alle Tiere an Land gebracht worden waren und jeder an Bord sich nur auf Zehenspitzen und extraweichen Schuhsohlen bewegte, waren die Nerven zum Zerreißen gespannt.
    »Warum pingen sie nicht nach uns?« fragte Norma Eckland leise. »Das bringt doch mehr, als nur zu horchen, oder? Besonders, wenn man sich keine Gedanken darüber zu machen braucht, daß man seine Position verrät.«
    »Sie wollen uns nicht verscheuchen«, sagte Morris. »Sie wollen uns da hinlocken, wo sie sicher sind, daß sie uns festnageln können, und sie wissen, wenn sie anfangen, auf dem aktiven So-nar herumzuhämmern, solange wir zu weit weg sind, könnten wir unsere Meinung ändern und uns auf Nimmerwiedersehen verdrücken. Also können sie nicht pingen, solang sie nicht sicher sind, daß wir nah dran sind.«
    »Aber wir sind schon nah dran«, sagte Norma. »Näher dran werden wir doch gar nicht gehen, stimmts?«
    »Stimmt.«
    »Wenn sie also nicht pingen, dann muß das bedeuten, daß ihr passives Sonar uns nicht hören kann.«
    »Oder zumindest, daß es uns noch nicht gehört hat«, sagte Morris. »Ja. Wahrscheinlich.«
    »Dann wissen wir also, solange sie nicht pingen, haben sie uns nicht entdeckt.«
    »Naja, nicht unbedingt. Angenommen, sie kriegen schon mit dem passiven Sonar ein ausreichend klares Echo von uns, könnten sie sich das aktive sparen. Sie könnten einfach einen Torpedo absetzen.« »Aber das würden wir doch mitbekommen, stimmts? Asta würde das doch hören können.«
    »Wahrscheinlich. Es sei denn, es wäre ein raketengetriebener Torpedo.«
    »Ein raketengetriebener Torpedo?«
    »Wird vom Deck des Schiffs aus abgeschossen«, sagte Morris. »Fliegt auf einer Trägerrakete durch die Luft, taucht erst in Zielnähe ins Wasser und geht sofort auf Kollisionskurs. In etwa wie ein Vorwärtspaß mit Sprengkopf.«
    »Wir würden also nicht hören, wie die Rakete vom Deck aus abgeschossen wird -«
    »Nein. Wenn wir nah genug dran wären, um die Rakete hören zu können, würden sie keine Torpedos abschießen, dann würden sie Wasserbomben abwerfen.«
    »Aber wir sind nicht so nah dran -«
    »Nein.«
    »- also keine Wasserbomben, und auch wenn wir den Raketenabschuß nicht hören könnten, würden wir doch zumindest hören, wie sie im Wasser aufklatscht, stimmts? Eine gewisse Vorwarnung hätten wir also schon, stimmts?«
    »Es sei denn, das Ding würde direkt über uns einschlagen«, sagte Morris. »Dann könnte es durchaus sein, daß wir bis zur Explosion gar nichts hören. Und natürlich, wenn die Explosion den Rumpf direkt auf Höhe des Kommandoraums aufreißen würde, könnte es durchaus sein, daß wir nicht einmal -«
    »Vergiß es«, sagte Norma. »Ich ziehe die Frage zurück. Vergiß, daß ich überhaupt gefragt hab.«
»Mitterrand Sierra«
    Der Kampfcomputer der »Mitterrand Sierra« sprach kein Englisch.
    »Was soll das heißen, er spricht kein Englisch?« hatte Käptn Baker gefragt, als er darüber informiert worden war.
    »Französisches Schiff, französische Systeme«, hatte ihm Troubadour Penzias erklärt. »Arabisch kann er auch, aber ich nicht.«
    »Aber Französisch können Sie?«
    »Oui.«
    »Woher?«
    »Von meiner Großmutter«, sagte Penzias, und Käptn Baker versuchte kurzzeitig, sich Penzias mit einer

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