G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
aufhielt und zufällig ins Kreuzfeuer geriet. Im fünften Monat schwanger und lediglich mit einer Einkaufstüte voller Konservendosen bewaffnet, schaffte sie es dennoch, im Alleingang vier kalaschnikowschwingende Terroristen außer Gefecht zu setzen; Queen Liz, die mit einer uralten Vickers-Maschinenpistole aus dem Seitenfenster ihrer abgewürgten Limousine feuerte, streckte ein weiteres halbes Dutzend Iren nieder, bevor die verbleibenden Hinterhältler es damit genug sein ließen und das Weite suchten.
»Und wie werden Wir Unsere allergetreuste Untertanin belohnen?« fragte die Queen, als das Scharmützel beendet war.
»Übergeben Sie mir das Kommando über ein U-Boot«, erwiderte Wendy Mankiller. »Ein großes.«
»Unmöglich«, sagte Kommodore Sir Kellogg Northrope Peas vom Ministerium für Nautische Normen und Traditionen, als er von diesem Wunsch in Kenntnis gesetzt wurde. »Um ein U-Boot kommandieren zu können, müßte Mankiller zuerst auf einem U-Boot dienen ; und da es gegenwärtig noch keine U-Boote mit weiblicher Besatzung gibt, würde dies für sie bedeuten, zusammen mit Männern Dienst zu tun, und zwar unter beengtesten und einengendsten räumlichen Bedingungen, was wiederum zum vollkommenen Zusammenbruch der Disziplin und wahrscheinlichen Ausbrüchen sittlicher Entartung führen würde, gefolgt von offener Meuterei. Außerdem mißfällt mir die Idee.«
»Sir Kellogg«, erkundigte sich die Queen und sah ihm in die Augen, »wer ist die reichste und mächtigste Frau der Welt? Helfe Er Unserem Gedächtnis nach.«
»Na, na, Eure Majestät...«
Kurz nach diesem Gespräch starb der Kommodore aus ungeklärter Ursache im Schlaf, aber Wendy Mankiller mußte trotzdem noch mehrere Jahre auf ihre Belohnung warten. Das Parlament bewilligte keine Mittel für den Bau eines neuen U-Boots, und die Marine weigerte sich, eines der bereits in Dienst befindlichen zu feminisieren - die Admiralität schloß die Reihen und ließ sich durch keine noch so dürftig verhüllte Drohung des Buckingham-Palastes einschüchtern -, so daß sich die Queen zuletzt gezwungen sah, eins aus eigener Tasche zu bezahlen; und die Veräußerung überzähliger Schlösser und Juwelen zwecks Beschaffung des erforderlichen Iiieingelds dauerte eine gewisse Weile. In der Zwischenzeit unterzogen sich Wendy Mankiller und eine handverlesene weibliche Crew in der Royal Submarine Academy in Portsmouth einer gründlichen Ausbildung.
Die HMS »City of Women« wurde am 29. Februar 2016 in Gibraltar getauft. Englands erstes (und einziges) nuklear getriebenes Kampf-U-Boot der Penthesilea-Klasse war eigentlich eine anglo-spanische Koproduktion, auf Geheiß von Queen Liz' langjährigem Whistpartner aus dem Hause Bourbon unter strenger Geheimhaltung auf einer andalusischen Werft konstruiert und gebaut. Ihre Feuertaufe bestand die »City of Women« bereits im darauffolgenden Sommer, als Wendy Mankiller und ihre Penthesilea-Crew einer Bootsladung baskischer Revolutionäre zu einem feuchten Grab im Golf von Cädiz verhalf.
Aber das alles ist eine andere Geschichte. Jetzt war es der 2. November 2023, noch drei Monate bis zum achten Jahrestag von Wendy Mankillers Eintritt in den allergeheimsten Dienst Ihrer Majestät. Die »City of Women« lungerte vor der Ostküste der Vereinigten Staaten herum und wartete auf Befehle; das U-Boot hatte die »QE-II/2« bei ihrer Atlantiküberquerung eskortiert und würde sie wahrscheinlich auch wieder heimgeleiten. Um Begegnungen mit amerikanischen Unterseebooten zu vermeiden - deren Kommandanten auf unbefugtes Eindringen äußerst empfindlich reagierten hatte Wendy Mankiller die »City of Women« in die Seeungeheuerzone über dem Hudson Canyon geführt. Um 18.20 Greenwicher Zeit (was 13.20 Uhr Ortszeit entsprach) machte das passive Sonar die »Mitterrand Sierra« aus.
»Nichtidentifizierter Oberflächenkontakt auf eins-drei-sie-ben Grad«, rief Gwynhefar Matchless aus der Sonarstation.
»Mechanisch oder biologisch?« fragte Wendy Mankiller.
»Es ist ein Schiff, keine Frage«, sagte Matchless. »Ich kann auch eine Walherde hören ... und noch etwas anderes. Einen Augenblick.« Sie gab die verschiedenen Geräusche an Bloody Mary Tudor weiter, den Kampfcomputer der »City of Women«. »Bloody Mary sagt, das Schiff ist Franz, riecht aber nach Kidd.«
»Wie war das?«
»Franzmann. Ein französischer U-Boot-Jäger, Robespierre-Klasse. Aber zur Zeit werden in der gallischen Flotte keine Fahrzeuge der Robespierre-Klasse eingesetzt,
Weitere Kostenlose Bücher