G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Großmutter vorzustellen. »Der Rechner bietet ein Französisch-Lernprogramm an«, fügte Penzias hinzu. Er tippte etwas auf eine Tastatur, und eine weibliche Stimme fing an zu leiern: »Répétez aprèz moi: ... j'attaque, tu attaques, il attaque, nous attaquons, vous attaquez, ils attaquent... je détruis, tu détruis, il détruit, nous détruisons, vous détruisez, ils détruisent... je —«
»Stellen Sie das ab«, befahl Käptn Baker.
Damit gabs einen weiteren Grund, sich Sorgen zu machen: Penzias der Psychopath konnte mit den Waffensystemen des Schiffes kommunizieren, der Kapitän aber nicht. Wieder einmal fragte sich Baker, was ihn geritten haben mochte, däs Kommando über ein Söldnerschiff zu übernehmen, aber fest entschlossen, den Auftrag trotz allem durchzuziehen, tat er, was in seiner Macht stand, um die Ordnung zu gewährleisten. Er konfiszierte Penzias' Jagdgewehr und sperrte es in einen Waffen-schrank, »bis ich der Meinung bin, daß es etwas gibt, auf das Sie schießen sollten«. Penzias gab die Büchse widerspruchslos heraus, was Käptn Bakers Argwohn nur noch weiter verstärkte; er kehrte zum Waffenschrank zurück und nahm sich eine Pistole heraus, die er von da an an der Hüfte trug.
Die Munitionsfummler machten sich derweil daran, die »Mitterrand Sierra« zu bewaffnen. Sobald das Schiff das Festland und die Jagdgründe der US-Küstenwache hinter sich gelassen hatte, wurden Geschütze aus dem Stauraum heraufgeholt, an Deck zusammengesetzt und montiert: im Bug ein Raketenwerfer für U-Jagdtorpedos vom Typ »Chandelle sauvage«; back-bords und steuerbords je drei automatische Maschinengewehre Kaliber 12,5 Millimeter; achtern zwei Wasserbombenwerfer sowie eine drehbare Abschußrampe für SAM-Raketen, mit denen sich alle Flying Zodiacs oder Modellhelikopter herunterholen ließen, die die »Mitterrand Sierra« bedrohen mochten. Sayles und Sutter arbeiteten die ganze Nacht von Mittwoch auf Donnerstag durch; die schweren Lasten übernahmen Weiße Neger. Am Donnerstag morgen, etwa um dieselbe Zeit, als Lexa That-eher und Ellen Leeuwenhoek auf den Parkplatz des Fonda Zepp-O-Droms fuhren, schafften sie das beheizte Plexi-Habitat der gefangenen Lemuren nach oben und montierten es auf der unbenutzten Helikopterplattform der »Sierra« auf Stahlträger, hoch genug, um für ein U-Boot-Periskop sichtbar zu sein.
Käptn Baker saß im Kommandosessel des Kampfinformationszentrums, eines verdunkelten Raums unmittelbar unter der Brücke, in dem alle Sensoren und Waffensysteme des Schiffs zusammenliefen. Ein Weißer Neger brachte Sandwiches und Kaffee; Käptn Baker sagte nein zum Essen und ja zum Koffein. Er trank zu schnell und verbrannte sich die Zunge.
»Sie sind da«, sagte Troubadour Penzias.
Mit der Hand vor dem Mund wedelnd, beugte sich Käptn Baker vor und betrachtete seinen taktischen Monitor. Er sah eine Walherde und ein Geisternetz, aber kein U-Boot. »Wo? Haben wir einen neuen Kontakt, den ich noch nicht reinbekomme?«
»Keinen neuen Kontakt«, sagte Penzias. »Nur so ein Gefühl.«
Der Kapitän lehnte sich zurück, »Allzu nah können sie noch nicht sein. Das passive Sonar hätte irgendwas gemeldet.«
»Vielleicht.« Die Objektive von Penzias' New VISION surrten und stellten sich scharf. »Vielleicht sind sie noch leiser, als wir erwartet hatten.«
»Wollen Sie auf aktiv schalten? Wenn wir Vanna Domingos letztem Funkspruch glauben können, brauchen wir nichts anderes als ein klares Ping von ihrem Rumpf, und sie gehören uns. Sie können sich nirgends verstecken, und abhängen können sie uns auch nicht...«
»Wir wissen nicht, ob sie uns nicht doch abhängen können. Und sie könnten den Bootsrumpf in der Zwischenzeit nach etwaigen Uberraschungspaketen abgesucht haben.« Penzias nuckelte nachdenklich an einer Quetschflasche Lebensmittelfarbe. Rote Flüssigkeit quoll ihm aus dem Mundwinkel. »Nein, ich will noch nicht auf aktiv schalten. Aber ich möchte sie ein wenig aufscheuchen. Sie vielleicht zwingen, etwas zu unternehmen, bevor sie bereit sind ...«
»Wie?«
Penzias machte einen Vorschlag.
»Sie sind ein perverser Bastard«, sagte Käptn Baker.
»Aber es würde funktionieren«, sagte Penzias. »Sie müssen reagieren, sie haben keine andere Wahl. Wenn wir dem Torpedo einen ausreichend langen Vorlauf geben, könnten sie vielleicht sogar versuchen, sich ihm in den Weg zu stellen.«
»Und wenn sies nicht tun?«
Penzias zuckte die Achseln. »Dann haben wir einen Torpedo vergeudet. Wir
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