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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Philo.
    »Guck«, sagte Morris.
    »Sollten wir nicht irgendwas unternehmen?« fragte Norma.
    »Nicht nötig. Guck.«
    Sie guckten; der Pfeil ließ den Abstand zwischen sich und den Walen immer mehr zusammenschrumpfen und sah jetzt, wo er sich seinem Ziel näherte, eher wie eine Harpune aus. Asta las laufend Zeit und Entfernung ab, bis der Pfeil das erste Walsymbol schnitt... und hinter sich ließ.
    »Ha«, sagte Philo. Der Pfeil wirbelte herum, schoß auf einen anderen Wal zu und ging durch diesen gleichfalls glatt hindurch. Und durch einen dritten. Philo sah zu Morris auf.
    »Eingebaute Sicherung«, erklärte Morris. »Während der Gabuner Olfeld-Aktion von 18 hatte die französische Marine eine Reihe von, sagen wir mal, Eigentoren zu verzeichnen.«
    »Sie haben ihre eigenen U-Boote in die Luft gejagt?«
    »Sie haben Unterwasserbohrgerät im Wert von zwei Milliarden Franc in die Luft gejagt. Der französische Minister für fossile Brennstoffe war darüber so bestürzt, daß er sich an einer Weinbergschnecke verschluckt hat und erstickt ist. Nach der Beerdigung beschloß der Marineminister, mit den Israelis über die Möglichkeit zu reden, den Gefechtskopf ihres Solomon-Torpedos zu kopieren; im letzten Augenblick vor der Detonation überprüft er noch einmal die Daten seines Zielsuchsonars und anderer Sensoren und stellt damit sicher, daß er nicht auf ein ungeeignetes Ziel abgefeuert worden ist...«
    »Aber ein Wal ist keine Bohrinsel«, sagte Philo.
    »Nein, aber ein U-Boot oder ein Schiff ist er auch nicht«, sagte Morris. Mit einem amüsierten Blick auf das taktische Display fügte er hinzu: »Dieser Torpedo muß momentan ganz schön am Rotieren sein. Das Ziel bewegtsicYi wie ein U-Boot, aber es besteht aus Blubber.«
    »Blubber«, sagte Norma. »Waltran.«
    Morris nickte. »Nicht direkt ein fossiler Brennstoff, aber immerhin ...«
    »Also kann er den Walen nichts anhaben?«
    »Na ja, wenn er mit sechsunddreißig Knoten gegen einen bumst, könnt ich mir schon vorstellen, daß er ihm einen gewaltigen blauen Fleck verpaßt. Aber explodieren darf er nicht; das widerspräche den nationalen Interessen der Sechsten Republik.«
    Auf dem taktischen Display verblaßte der Pfeil und verschwand: der Treibstoffvorrat der Chandelle sauvage war erschöpft.
    »Volltrottel«, wiederholte Morris. »Dritter Bojenaufstieg in einundzwanzig Minuten ...«
»Mitterrand Sierra«
    »Hansdampf in allen Waffen, hm?« sagte Käptn Baker.
    Penzias kochte lautlos auf seinem Stuhl. »Das war mit Absicht«, sagte er.
    »Aber klar. Sie hatten die Chance, etwas Warmblütiges zu töten, und haben sie absichtlich nicht wahrgenommen. Sicher doch.« »La torpüle estfinie«, sagte der Computer.
»Yabba-Dabba-Doo «
    Die Liebenden lagen, unter einer Alu-Thermodecke zusammengerollt, in der Rettungskapsel C, direkt achtern von der Kombüse. Neunundzwanzig-Wörter-für-Schnee schlief tief und fest, und die Wärme der Decke und das wohlig zerschlagene Gefühl in seinen Gliedern gaben ihm Träume von einer Hetzjagd durch die Tundra ein: Herden von Karibus und Moschusrindern, die vor dem Mächtigen Wildtöter flohen. Seraphina döste nur und strich mit einer Hand träge über Neunundzwanzig-Wörters nackten Oberschenkel; ihre Zunge schoß hinter Neun-undzwanzig-Wörters Ohr hervor und gab seinen Träumen eine etwas andere Ausrichtung.
    Das Geräusch der sich öffnenden Luke ließ sie vollends aufwachen.
    »Das ist kein sicherheitsbewußtes Verhalten«, sagte eine Stimme.
    Seraphina hob den Kopf. Es dauerte einen Moment, bis sie den Sprecher, der nur dreißig Zentimeter groß war, lokalisiert hatte. »FREUND Biber!«
    Er wedelte ihr mit einer leeren Kondomverpackung vorwurfsvoll zu. »Hast du eine Ahnung, wie die Versagerquote bei diesen Dingern ist?«
    »FREUND Biber!« Jetzt auf den Ellbogen aufgestützt. »Ich denk, du bist kaputt!«
    »Ich bin repariert worden. Und keinen Augenblick zu früh, wie mir scheint.« Er lüpfte mit seinem Schwanz eine Ecke der Thermodecke. »Bist du da drunter nackt?«
    Seraphina versuchte, sich aufzusetzen. Sie verhedderte sich in der Decke, und ihr herumfuchtelnder Arm schlug gegen eine Schalttafel mit mehreren Knöpfen; die Luke der Kapsel schloß sich wieder.
    »Nein«, sagte Neunundzwanzig-Wörter und prustete kichernd los. »Nein, nicht das Geweih ...«
    »Also wirklich«, sagte FREUND Biber naserümpfend. »Was, wenn dein Vater dich in dieser Situation vorgefunden hätte? Nimmst du auf seine Gefühle denn überhaupt

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