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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Sonaranalyse identifiziert ein-hundertvierundvierzig diskrete Signale.«
    »Das kann nicht stimmen«, sagte Philo.
    »Kann es doch.« Morris hatte sich wieder in seinen Computerbildschirm vertieft. »Piranhas. Ich hab schon davon gehört.«
    »Piranhas?«
    »Noch son militärisches Spielzeug, das sich die französische Marine von den Israelis ausgeliehen hat, obwohl es davon angeblich noch nicht mal einen Prototyp gibt. Die Idee dabei ist, daß man anstatt ein paar großer teurer Torpedos einen ganzen Stall billiger kleiner abfeuert. Das verringert den Explosionsdruck zwar ein wenig, aber dafür bekommt man einen Psycholo-gische-Kriegführungs-Bonus - der Gedanke an all die Piranhas, die sich blutdurstig hereinbohren, soll das Zielobjekt in Panik versetzen.« Er hielt inne, um seinen Gemütszustand zu überprüfen, und fügte dann hinzu: »Es funktioniert.«
    Philo sah auf das taktische Display hinunter. »Piranhas, hm? So was wien Fischschwarm?«
    »Ja.« Morris sah es auch. »Jaa, das könnte klappen ... wenn wirs schnell genug hinschaffen.«
    »Osman!« sagte Philo.
    »Istanbul!«
    »Nach Backbord drehen, Kurs eins-sieben-fünf.«
    Morris schaltete die Wechselsprechanlage ein. »Maschinenraum!«
    »Morris?« Es war Heathcliff. »Was ist los, Morris?«
    »Ich werde jetzt taktvoll sein und nicht fragen, wer sich von euch abgesetzt hat«, sagte Morris. »Aber ich muß mit Irma reden, falls sie noch da ist.«
    »Natürlich ist sie noch da«, sagte Heathcliff. »Wir sind alle noch da. Was versuchst du uns eigentlich zu unterstellen, Morris?«
    »Lassen wir das für den Augenblick. Sag Irma nur, wir brauchen jeden Knoten, den sie aus der Maschine rausholen kann.«
    »Warum? Was ist los? Sind wir in Gefahr? «
    »Ja, sind wir. Und wenn wir die Gefahr nicht abhängen können, Iieathcliff, dann fliegt das palästinensische Ende des Bootes als erstes in die Luft.«
»City of Women«
    »Piranhas, was?« sagte Wendy Mankiller. »Die Franzenversion des israelischen Skorpions?«
    »Die angeblich erst auf dem Reißbrett existiert«, kommentierte ihre I. O.
    Mankiller nickte. »Trotzdem ist damit ein zehn Jahre altes Schiff nachgerüstet worden, das offiziell gar nicht mehr in Dienst ist. Ich wäre ziemlich neugierig, die Geschichte dieser Robespierre zu erfahren. Sonar, haben Sie das U-Boot inzwischen identifiziert?«
    »Nein, Käptn«, sagte Gwynhefar Matchless. »Ist immer noch dürftig, was ich als Signatur hereinbekomme - nur das Geheule und jetzt etwas Propellerkavitation. Es ist verdammt leise, was immer es sei, selbst bei hoher Geschwindigkeit... U-Boot ändert Kurs, wendet nach Süden ... Ändert auch Tauchtiefe, steigt. Und beschleunigt weiter...«
    »Süden ... Sie versuchen, das Netz zu erreichen«, tippte Wendy Mankiller. »Clever. Können sies schaffen?«
    »Das wäre ein guter Gegenstand für ne Wette, Käptn.«
Der Vorhang
    Das Geisternetz maß von einem Ende zum anderen fünfunddreißig Kilometer, wovon ein großer Teil zu tödlichen Ziehharmonikafalten und Schlingfallen zusammengezogen war. Dazu konzipiert, Fische vom Meer abzutragen wie Kohle von einem Tagebau, war es aus einer Kunstfaser geknüpft, die zäher als Kla-viersaiten war und vielleicht irgendwann verwittern würde, aber niemals verrotten; es hatte bereits das Fabrikschiff überlebt, an dessen Heck es einst gehangen hatte. Ausgemustert, trieb es jetzt mit den Strömungen und schöpfte weiterhin Leben aus dem Ozean ab, und nicht nur aus dem Wasser: Vom Gestank der verfaulenden Fische angelockt, verfingen sich auch Meeresvögel in den Maschen und ertranken, den wandernden Vorhang aus Fleisch und Knochen noch zusätzlich mästend.
    Scharfe Torpedos waren eine der wenigen atlantischen Spezies, die das Netz bis dato noch nicht einzufangen versucht hatte; ob selbst seine Kraft dazu ausreichen würde, ein Gros französischer Piranhas aufzuhalten, war eine offene Frage. Aber nicht mehr lange.
»Yabba-Dabba-Doo «
    Ein Licht leuchtete über Morris' Kopf auf; mechanisch streckte er die Fland nach oben aus und betätigte den Schalter, der die dritte Boje ausklinkte. Anstatt ruhig aufzusteigen, wie ihre zwei Vorgängerinnen es getan hatten, wurde sie vom Sog über die ganze Länge des dahinschießenden Bootes zurückgerissen und zuletzt vom Propeller weggeknallt. Asta hörte das Flopp!, aber als ihm keine Explosion folgte, kümmerte sie sich nicht weiter darum.
    Die taktische Darstellung wurde bald zu einer rein theoretischen Angelegenheit. Bei voller Fahrt

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