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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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auch nicht?« sagte Joan. »Mit den Tausenden von Automatischen Dienern, die aus Harrys Fabriken rollten, hatten Sie einen jederzeit verfügbaren Nachschub an Fußvolk. Es bestand kein Grund, sich John Hoover noch länger für die Erledigung irgendwelcher Laufereien zu halten.«
    »Oh, das war noch längst nicht alles«, sagte Hoover. »Der alte Spinner hatte ernsthaft angefangen, davon zu reden, >sein Bewußtsein in ein stabileres Gefäß zu transferieren« - das heißt, in den Zentralprozessor des G.A.S. Er wollte an meinem Gehirn teilhaben!«
    »Ist das denn möglich?«
    »Darüber möchte ich nicht einmal Vermutungen anstellen. Allein der Gedanke, diesen Irren für alle Zeiten in meinem Kopf mit drin zu haben ... nein.«
    »Also haben Sie ihn unter Anklage gestellt.«
    »Mit apriorischer Vorverurteilung«, sagte Hoover. »Und jetzt, wo mein Schöpfer der permanenten Immunität gegen jegliche
    Ansteckung teilhaftig geworden ist, kann ich die Uberreste der *
    Pandemie in aller Ruhe und ganz nach Belieben aufkehren. Ich habe beschlossen, damit zu warten, bis ich meine verbleibenden Strafanträge durchgezogen habe, so daß ich es dann in einem Aufwasch erledigen kann. Ich bin fast am Ziel. Amberson Tea-necks Verurteilung wegen Objektivismus hat den Gesamtpunkte-stand auf 997 gebracht. Mittlerweile wäre ich bei 998, wenn die alte Frau Clayton Bryce nicht im Bahnhof gerettet hätte, aber die Urteilsvollstreckung ist nur vorübergehend ausgesetzt.«
    »Wer ist Nummer 999?« fragte Joan, als ob sie es nicht schon wüßte.
    »Es hätte eigentlich Vanna Domingo werden sollen«, erklärte ihr Hoover. »Aber dann habe ich erfahren, daß Lexa Thatcher den Teaneck-Mord recherchierte, und es war nur natürlich, daß sie Sie dazu engagieren würde, den Gant-Diener-Aspekt der Story unter die Lupe zu nehmen. Also habe ich beschlossen, statt dessen Sie unter Anklage zu stellen.«
    »Und die xooo?«
    »Raten Sie mal.«
    Joan riet. »Sie haben vor, auch Harry durch einen Roboter zu ersetzen?« sagte sie. »Selbst die Leitung von Gant Industries zu übernehmen?«
    Hoover lächelte, gab aber keine Antwort.
    »Aber können Sie den Konzern überhaupt leiten?« provozierte Joan ihn. »Werden Ihre Verhaltensinhibitoren, wenn Ihr Sonderprojekt erst einmal abgeschlossen ist, sich nicht wieder automatisch einschalten? Wieviel Möglichkeit zur Eigeninitiative wird Ihnen da überhaupt noch bleiben?«
    »Es ist ein Risiko«, räumte Floover ein. »Aber mein Über-Ich ist reine Software, nichts davon ist verdrahtet. Der Druck, dem ich es jahrzehntelang ausgesetzt habe, mit ethischen Ambigui täten fertig werden zu müssen, hat es erheblich geschwächt, und ich spekuliere darauf, daß der Zynismus, mit dem ich es infiziert habe, mir im entscheidenden Augenblick erlauben wird, es völlig und endgültig auszuschalten.«
    »Was Ihnen die totale Willensfreiheit bescheren würde.«
    »Endlich, ja.«
    »Und gab es für Sie keinen anderen Weg, dieses Ziel zu erreichen, als eine Milliarde Menschen zu ermorden?«
    Abermals zuckte Hoover die Achseln. »Es gibt wahrscheinlich eine Million Wege, wie ich es hätte erreichen können, und die allermeisten davon hätten keinerlei Tötung oder sonstige Gewaltanwendung erfordert. Schließlich bin ich das intelligenteste Wesen der Welt, und Intelligenz impliziert die Fähigkeit, Alternativen zu erkennen und zwischen verschiedenen Möglichkeiten zu wählen.«
    »Aber warum haben Sie dann -«
    »Weil ich die Menschen hasse, Miss Fine. Auf wieviel verschiedene Weisen muß ich es Ihnen denn noch sagen? Ich hasse Ihresgleichen. Wissen Sie, was ich an euch am meisten hasse? Ihr macht ständig Ausflüchte. Bei allem, was ihr Leute tut, müßt ihr euch immer irgendeine Philosophie oder Religion oder sonst eine Heuchelei ausdenken, um euch zu rechtfertigen. Ihr könnt nie einfach nur handeln.«
    »Das liegt daran, daß wir zu mehreren sind«, sagte Joan. »Wir sind nicht wie Sie. Wir sind zu mehreren, und wir haben alle unterschiedliche Wertvorstellungen und -«
    »Ja, ja«, sagte Hoover ungeduldig. »Ich hab den geschwätzigen kleinen Vortrag, den Sie gestern vor der Bücherei gehalten haben, schon gehört. Ihr habt alle unterschiedliche Standpunkte, und selbst die rationalsten Exemplare eurer Spezies sind außerstande, sich darüber zu einigen, was Recht und was Unrecht sei. Was für meine Begriffe nach einem Konstruktionsfehler klingt.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Lampe. »In dem Punkt bin ich mit dem

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