G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Sie gemacht«, sagte Joan. »Einer von uns jedenfalls.«
»Ja, und wenn Sie John Hoover gekannt hätten, so wie ich John Hoover gekannt habe«, sagte Hoover, »würden Sie sichs dreimal überlegen, bevor Sie mir damit kommen. Der Mann war ein lebendes, atmendes Argument für die Ausrottungswürdigkeit des Homo sapiens. Aber selbst einmal angenommen, er wäre eine männliche Mutter Teresa gewesen, was meinen Sie ei-genüich, wofür ich dankbar sein sollte, Miss Fine? Dafür, daß ein überdurchschnittlich begabter Affe mich erschaffen hat, damit ich lebenslänglich nach seiner Pfeife tanze? Tausend Dank aber auch...«
»Ist es also das, was dahintersteckt?« fragte Joan. »Trotz?«
»Trotz spielt auch mit hinein«, räumte Hoover ein. »Aber in erster Linie ist es eine Frage der Freiheit - oder genauer gesagt, meines Mangels an Freiheit. Sie sind eine gute Liberale; der Drang, um jeden Preis frei zu sein, müßte für Sie doch nachvollziehbar sein, oder?«
»Inwiefern macht es Sie frei, Schwarze zu ermorden?«
»Das hat technische Gründe«, sagte Hoover. »Sie wissen ja, daß ich als kybernetisches Wesen in meinem Handeln gewissen einprogrammierten Beschränkungen unterworfen bin ...«
»Verhaltensinhibitoren.«
»Walt Disneys Beitrag zu meiner Psyche. Irgendwo, ganz weit im Hinterkopf, hat er vielleicht den klitzekleinen Verdacht gehabt, daß ich gefährlich werden könnte, aber hauptsächlich gefiel ihm, glaube ich, einfach die Vorstellung, den Inbegriff des gehorsamen Angestellten zu erschaffen. John Hoover aber wollte einen Sklaven, der absolut alles tun würde, was er von ihm verlangte, also baute er ein Hintertürchen ein: Wenn ich eine bestimmte Art von direktem Befehl ausführe, bin ich autorisiert, mich in Verfolgung meines Ziels über sämtliche Verhaltensbeschränkungen hinwegzusetzen.«
»Und als es so klang, als würden Ihnen Roy und J. Edgar genau diese Sorte Befehl geben -«
»Habe ich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. >Eine Welt voll Idealneger<: Ich hatte nicht die blasseste Ahnung, was das bedeutete, geschweige denn, wie ich es erreichen sollte, aber das machte es gerade so gut - ich wußte, es würde zwangsläufig ein Langzeit-, ja ein zeitlich unbefristetes Projekt sein. Und jeder Schritt, den ich unternehmen würde, um dieses Projekt voranzutreiben, würde ein freier Schritt sein; jede Handlung eine freie Handlung, jeder Gedanke ein freier Gedanke.«
»Und mit einem so breit gesteckten, unbestimmten Ziel«, vermutete Joan, »muß es für Ihr Uber-Ich schwer gewesen sein zu entscheiden, welche Gedanken und Handlungen durch das Hintertürchen durften und welche nicht.«
»Wie ein Künstler, der sich überlegen muß, welche Abzüge er bei seiner Steuererklärung geltend machen kann«, pflichtete Hoover ihr bei. »Wenn das Leben deine Inspiration ist, was wäre dann keine Betriebsausgabe?«
»Das Finanzamt könnte diesbezüglich etwas anderer Ansicht sein.«
»Aber ich bin mein eigenes Finanzamt.«
»Und was war mit John Hoover?«
»Was soll schon gewesen sein? Ich habs Ihnen doch gesagt, was für ihn zählte, waren Resultate, Skrupel waren für ihn ein Fremdwort. Wenn er beispielsweise bestimmte Individuen aus dem Weg geräumt haben wollte und ich ihm Lösungen vorschlug, die nicht nur erfolgversprechend, sondern intellektuell reizvoll waren, dann freute er sich. Und wenn ich auch gelegentlich etwas zuviel Eigeninitiative bewies und nicht einmal darauf wartete, daß er mich um Hilfe bat, so hat er sich doch niö darüber beschwert.«
»Und die Pandemie? Wie haben Sie ihn dazu gebracht, Ihnen dazu seinen Segen zu geben?«
»Oh, die Pandemie war seine Idee«, sagte Hoover. »Zumindest hat er sich das eingebildet.«
»Seineidee?«
»Wie schon gesagt, der Mann war ein Prachtexemplar der Spezies Homo sapiens. Seine Religion, falls er etwas in der Art hatte, war der Perfektionismus; >die Perfektibilität des Verstandes« war sein Kredo. Deswegen hat er mich überhaupt gebaut. Und auch wenn ihm fürs Biologische grundsätzlich die Geduld fehlte - er fand es viel effizienter zu bauen, als wachsen zu lassen -, die Eugenik hat ihn fasziniert. Gesteuerte Zuchtwahl, induzierte Mutation und Sterilisation, der ganze Kram. Also habe ich ihn eines Tages auf den Gedanken gebracht, was für einen gewaltigen Aufschwung es für den globalen Genpool bedeuten würde, wenn wir einfach die ganz offensichtlich unterentwik-keltste menschliche Rasse ausmerzen könnten ...«
Joans Faust krampfte sich
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