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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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um den Griff der Pistole. Sie machte den Mund auf, um ihm eine Entgegnung ins Gesicht zu spucken, aber Floover kam ihr zuvor.
    »Ersparen Sie mir die Moralpredigt«, sagte er. »Von meiner Warte aus seid ihr allesamt minderwertig, gleichermaßen minderwertig, wenn Sie das irgendwie beruhigt. Nach welcher Wertskala ihr euch untereinander klassifiziert, ist für mich in etwa so interessant wie die soziale Organisation eines Termitenstaates. Aber John Hoover hats nicht so gesehen. Als ich ihn erst mal dahingehend manipuliert hatte, daß er auf die Idee kam, fand er, das sei eine geniale Eingebung: einen eugenischen Krankheitserreger zu erschaffen, der nur Neger tötete. Aber die alle.«
    »Außer solche mit grünen Augen ...«
    »Also das, das war wirklich seine Idee. Eine Absicherung.«
    »Gegen was?« sagte Joan. »Die Möglichkeit, daß das Virus mutieren und seinen Scharfblick einbüßen könnte?«
    »Die Möglichkeit, daß es einen zu großen Scharfblick entwickeln könnte. Sie haben von John Hoover nur ein Schwarzweißfoto gesehen, deswegen wissen Sies nicht: Er hatte grüne Augen. Und was wichtiger ist, er hatte eine Urgroßmutter gehabt, die Sklavin auf einer Plantage war.«
    Die Eröffnung traf sie unvorbereitet. »Hoover war teils schwarz?«
    »Historisch betrachtet. Aus biologischer Perspektive ist die Frage natürlich bedeutungslos, und die genetische Definition von Negertum, die ich für das Nanovirus erfunden hatte, ließ keinerlei Abstufungen zu: Für den Erreger der Seuche ist man entweder Neger oder Nichtneger.«
    »Und Hoover war -«
    »Nichtneger natürlich. Selbst auf einem Schwarzweißfoto sieht man, daß er als rein arisch durchgehen konnte.«
    »Und warum wollte er dann noch eine zusätzliche Absicherung?«
    »Weil er ein Rassist war. Dem Wissenschaftler in ihm war absolut klar, daß die Seuche ihm nichts anhaben konnte, aber das hielt ihn nicht davon ab, sich mit der Vorstellung zu ängstigen, daß es ihm wegen des nichtexistenten Negerblutes in seinen Adern doch etwas anhaben würde. Widersprüchlich und irrational, aber so wars nun mal.«
    »Also hat er Ihnen befohlen, das Virus dahingehend zu programmieren, daß es jeden, der grüne Augen hatte, verschonen würde.«
    Hoover nickte. »Es war ein viel zu weit gefaßtes Ausschlußkriterium«, fügte er hinzu. »Ich schlug eine individuellere Kombination genetischer Merkmale vor, die diese Sonderimmunität auf Hoover persönlich beschränkt hätte, aber das war ihm nicht genug. Er hatte sich auf die Idee fixiert, die grünen Augen seien der Beweis, daß er >wirklich< weiß war.«
    »Und wie viele Schwarze wurden aufgrund dieser fixen Idee verschont?« fragte Joan. »Einer von tausend? Einer von zehntausend?«
    Hoover zuckte die Achseln. »Das ist schwer zu sagen. Die Genfrequenz variiert von Region zu Region und von Gruppe zu Gruppe - aber selbst in Amerika, wo helläugige Nichtarier vergleichsweise weniger selten vorkommen, handelt es sich um einen verschwindend geringen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung.«
    »Aber selbst dieser verschwindend geringe Prozentsatz reicht aus, um Ihren Sonderbefehl zu annullieren, nicht wahr? Wie können Sie behaupten, eine Welt voll perfekter Idealneger geschaffen zu haben, solange noch Häretiker und vaterlandslose Gesellen wie Philo Dufresne herumlaufen?«
    »Gar nichts ist annulliert!« sagte Hoover, mit einemmal defensiv. »Die Paranoia meines Schöpfers hat eine Verzögerung bedingt, das ist alles - und das ist auch gut so, denn es ist meinem eigentlichen Anliegen, die Sache in die Länge zu ziehen, durchaus entgegengekommen. Aber John Hoover hat nicht gesagt, ich dürfe die grünäugigen Neger nie töten; er wollte nur keine Risiken eingehen, solange seine eigene Haut auf dem Spiel stand. Und da er jetzt tot ist -«
    »Da Sie ihn getötet haben«, sagte Joan.
    Der Android schwieg.
    »Klar«, fuhr Joan fort. »Was für ein ironischeres Schicksal wäre für einen Meister-Eugeniker auch vorstellbar? Er ist vierundachtzig Jahre alt, er geht ins Krankenhaus, und statt einem kostspieligen chirurgischen Eingriff unterzogen zu werden, der sein Leben wahrscheinlich ohnehin um nicht mehr als ein paar Monate verlängern würde, wird er eingeschläfert.«
    »Wenn ich mit der Ausführung eines direkten Befehls beschäftigt bin«, wiederholte Hoover, »bin ich autorisiert, sämtliche Verhaltensinhibitoren außer Kraft zu setzen. Es war längst an der Zeit, daß ich den alten Bastard in den Ruhestand versetzte.«
    »Warum

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