G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
konnte.
Der Neger war gigantisch, weit über zwei Meter groß. Mit nacktem Oberkörper und barfüßig, trug er eine weiße Sklavenhose aus Baumwolle, die mit einem Strick gegürtet war. Seine freie Hand - die eine, die nicht Joan festhielt - war um den Schaft einer Mistgabel mit rostigen Zinken geballt.
»Mandingo«, sagte Hoover in herrischem Ton, »Miss Fine möchte ein Bad nehmen.«
Der Elektro-Mandingo spannte seinen Bizeps an, und Joan flog durch die Luft. Sie landete zu kurz, vielleicht drei Meter vom Ufer des künstlichen Teichs entfernt, aber der Schwung ließ sie weiterschlittern, bis ganz an den Rand des Wassers. Von der Oberfläche stieg Dampf in weichen Schwaden auf. Auf den ersten Blick hielt Joan ihn für Nebel, aber dann sah sie die Blasen, die aus dem Wasser stiegen. Der Teich köchelte.
»Nein«, sagte Joan. »N-nh.« Sie rollte sich auf den Rücken; der Mandingo kam mit stolzierendem Gang auf sie zu.
»Rein«, befahl er ihr und machte eine entsprechende Bewegung mit der Mistgabel.
»Nein«, sagte Joan. Sie streckte den Arm aus, winkelte das Handgelenk an; Kites Derringer fuhr ihr aus dem Ärmel in die Hand, und ihr Finger krümmte sich um den Abzug.
Der Mandingo guckte bestürzt auf das Löchlein hinunter, das sich zwischen seinen Brustmuskeln aufgetan hatte. »Ich dacht, du bist anners als die andern«, beklagte er sich und warf Joan einen vorwurfsvollen Blick zu. »Aber du bis ... echt... weiß!« Er wankte; die Mistgabel bohrte sich dreißig Zentimeter von Joans Unterleib entfernt in den Kunstrasen. Joan setzte sich auf, packte den Holzschaft mit beiden Händen und rammte dem Mandingo das stumpfe Ende unters Kinn, daß der Kopf des Negers ins Genick klappte.
»DU BIS ECI -IT WEISS!« grölte der Mandingo. »DU BIS ECHT WEISS!« Immer weniger imstande, seine Bewegungen zu kontrollieren, vollführte er eine eckige halbe Pirouette und tanzte rückwärts in den Teich. Er versank unter viel Gezisch; kochendes Wasser ergoß sich in seine Mundhöhle, und ein Kurzschluß ließ seine Wehklagen verstummen. John Hoover applaudierte. »So ists recht!« krähte er. » Sic semper Aethiopibus!«
Joan sprang auf und stürzte sich auf ihre andere Waffe. Hoover unternahm keinen Versuch, sie aufzuhalten oder wegzulaufen.
»Sie werden Verständnis haben, wenn ich Ihnen diesmal kein Taxi rufe, Miss Fine«, sagte er und blickte wieder gelassen in die Mündung der Flandkanone. »Da Sie sich jetzt auf einem Kreuzzug befinden, ist es wirklich nur gerecht, wenn Sie sich von hier an allein durchschlagen. Ich habe mir die Freiheit genommen, der örtlichen Polizei Ihr Foto zu faxen, samt der Mitteilung, Sie hätten einen Spielkasinokassierer niedergeschossen, so dürfte es für Sie nicht langweilig werden.«
»Blasen Sie die Sache ab«, sagte Joan.
»Was?«
»Den Völkermord. Blasen Sie ihn ab.«
»Ich habe es Ihnen doch gesagt, Miss Fine, es liegt nicht mehr in meiner Hand. Sie haben jetzt die Macht. Blasen Sie die Sache ab.«
»Nein, Sie blasen sie ab. Wenn Sie Ihrem Uber-Ich die Stirn bieten wollen, dann tun Sie's doch jetzt. Weigern Sie sich, Ihren Sonderauftrag bis zu Ende durchzuführen.«
»Aber ich will mich nicht weigern.«
»Aber ich will, daß Sie's tun. Ich verlange es von Ihnen.«
Hoover zuckte ein letztes Mal die Achseln. »Warum verlangen Sie nicht gleich den Mond, wenn Sie schon dabei sind?«
»Wie Sie wollen«, sagte Joan und erschoß ihn. Das 17,8-Milli-meter-Geschoß drückte Hoover den Brustkasten ein. Jede Spur von Lebendigkeit verließ ihn schlagartig; er fiel stocksteif um, wie eine Statue. Nicht zufrieden damit, ging Joan näher heran und gab noch sechs weitere, sorgfältig gezielte Schüsse ab, die die Androidenleiche in ihre Grundbestandteile zerlegten; Getriebeteile und Servomotoren flogen auseinander und verstreuten sich über den Kunstrasen.
»Was für ein unglaubliches Scheusal«, sagte Ayn Rand, als das letzte Zahnrad zum Stillstand gekommen war.
Joan fuhr wie von der Tarantel gestochen herum. »Sie waren dafür unglaublich schweigsam«, sagte sie.
»Was hätte ich Ihrer Meinung nach sagen sollen?« fragte Ayn. »Er war ein Greuel; ich rede nicht mit Greueln.«
»Schön, aber mit mir werden Sie schon ein paar Takte reden«, sagte Joan.
»Uber was?«
Joan rammte das zweite Magazin in die Handkanone. »Warum fangen wir nicht mit der Frage an, auf wessen Seite Sie eigentlich stehen?«
»Wessen Seite? Ich stehe auf niemandes Seite; ich steh auf meiner eigenen
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