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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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bedingt durch Feuer oder eine andere Ursache, in unmittelbarer Lebensgefahr befinden, begeben Sie sich zum nächstgelegenen Notausgang, dessen Lage Sie nebenstehendem Fluchtplan entnehmen können. Nicht laufen.«
    Der nächstgelegene Notausgang befand sich rechts von den Aufzügen und führte zu einer Feuertreppe; aber als Vanna versuchte, ins Treppenhaus zu gelangen, ging die Tür nicht auf.
    »Zu Ihrer Sicherheit und Bequemlichkeit«, erklärte ihr das Elektrische Türschloß, »ist dieser Notausgang vorübergehend geschlossen worden. Bitte versuchen Sie es über eine Ausweichfluch troute. Nicht laufen.«
    Die nächste Ausweichfluchtroute führte über eine Tür in der Südwestecke des Gebäudes, am anderen Ende des Cortex. Vanna machte sich in die entsprechende Richtung auf und sah zwei schwarze Vogelscheuchen zwischen den Schreibtischen und Terminals herumstehen.
    »Was glaubste, Arnos?« fragte die erste Vogelscheuche. »Ob die läuft?«
    »Ach was, Andy«, erwiderte die zweite. »Ich glaub, die fliegt.«
    Andy gluckste: »Ich hab noch nie ne Frau fliegen sehn. Ich hab Fliegen fliegen sehn ...«
    »Ich hab gebratene Tauben fliegen sehn«, sagte Arnos. »Ich hab die Fetzen fliegen sehn ...«
    Vanna packte den Monitor eines Cray PC und versuchte, damit zu werfen. Durch ein Gewirr von Kabeln an ein halbes Dutzend andere Geräte gefesselt, flog der Monitor ganze hundert Zentimeter weit, bevor er ruckartig abgebremst wurde und zu Boden krachte.
    »Mh, mh, mh«, gluckste Andy. »Das sieht mir nich nach Fliegen, Tauben oder Fetzen aus.«
    Arnos krümmte einen Finger in Richtung Vanna. »Komm her, Schätzchen.« Vanna schmiß mit einem Faxgerät nach ihm, hüpfte dann hoch und fing an, im Zickzack von Schreibtisch zu Schreibtisch zu springen. Arnos griff sich ein Telefon und schleuderte es ihr wie eine Bola nach; sie wich aus, aber ein zweites Geschoß, diesmal von Andy, wickelte sich ihr um die Knöchel und brachte sie zu Fall. Sie flog längelang hin und knallte mit der Wucht eines Footballspielers gegen einen Trinkwasserkühlbehälter.
    »Mh, mh, mh«, wiederholte Andy, während er dort hinschlenderte, wo sie gestürzt war. Als Vanna versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, verpaßte er ihr einen Klaps gegen die Schläfe, der sie betäubte. Er packte sie bei den Armen, und Arnos nahm die Beine; sie hoben sie an beiden Enden hoch und fingen an, sie hin- und herzuschwingen und dazu im Singsang zu leiern: »Enten tauchen ...«
    »... Pflaumen fallen ...«
    »... Köpfe rauchen ...«
    »... Bäuche knallen ...«
    Sie schleuderten Vanna in einer flachen Flugbahn gegen das Panoramafenster des Cortex. Sie prallte dröhnend dagegen, aber das Glas hielt stand.
    »Kacke«, sagte Andy.
    »Stabil«, sagte Arnos.
    Eine Explosion riß ein Loch in die Fensterwand. Eine Fensterputzergondel rollte auf gutgeölten Schienen von unten herauf ins Bild; deren einzige Passagierin trug zum Schutz gegen fallende Glasscherben einen umgestülpten Eimer auf dem Kopf.
    »Ah«, sagte Arnos. »So was hab ich noch nie gesehn.«
    Kite pustete ihm den Brustkorb weg.
    Andy warf sich den Bruchteil einer Sekunde vor ihrem nächsten Schuß in Deckung; das Explosivgeschoß pfiff über die Schöße seiner Anzugjacke weg und demolierte einen Laserdrucker. Andy fiel hinter einen Schreibtisch und verschwand.
    Mit einer Feueraxt erweiterte Kite das Loch in der Fensterscheibe. Dann setzte sie den Eimer ab, stieg ein und ging zu Vanna, die wie ein Lumpensack auf dem Boden lag. Die Regulatorin war bei Bewußtsein, aber sie war schwer angeschlagen und blutete aus den Ohren; sie erinnerte Kite an das erste Kriegsopfer, das sie in ihrem Leben gesehen hatte, einen jungen Husky, den sie bei einem Scharmützel gegen die Monctoner Postkutsche verloren hatte.
    »Können Sie mich verstehen?« fragte sie leise; Vanna rang sich ein schwächliches Nicken ab und unternahm dann einen halben Versuch, sich aufzusetzen, war aber zu taumelig für die Vertikale. »Hier«, sagte Kite und drückte ihr den Colt in die Hände. »Für den Fall, daß mir was passieren sollte. Was natürlich nicht der Fall sein wird.«
    Arnos hatte sich hintenüber auf einen Xeroxkopierer geflegelt, und Kite nahm ihn sich als nächsten vor. Als sie die Uberreste seines Jacketts aufschlug, fand sie in seiner Westentasche ein Rasiermesser, aber keinerlei Schußwaffen, was ihr Grund zur Hoffnung zu geben schien. Sie drehte sich zum Schreibtisch um, hinter dem Andy verschwunden war. Andy, der auf dem Boden

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