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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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zwischen den Seitenfächern kauerte, schleuderte ihr den Schreibtisch entgegen.
    »Mist, verdammter«, fluchte Kite. Sie mußte über den Kopierer flanken, um nicht zermalmt zu werden; der Schreibtisch landete auf Arnos, aber der ergonomische Drehstuhl, der ihm folgte, erwischte Kite voll und rüttelte sie ordentlich durch. Im Laufe ihrer Auseinandersetzung mit mehreren weiteren Büroeinrichtungsgegenständen verlor sie ihre Flandkanone.
    Sie fluchte und zog ihren Säbel. Andy pflanzte sich in einem Gang zwischen den Schreibtischen vor ihr auf und fuchtelte mit einer kurzen Machete herum. Sein Gesicht verzog sich zu einem bedrohlich sein sollenden Grinsen, aber Kite war zu wütend, um sich bedroht zu fühlen, und Andys braune, stumpfe, leblose Augen bargen für sie keinerlei Schrecken.
    »Na, dann komm«, sagte sie.
    Er kam, mit flinken mechanischen Schritten. Kite täuschte eine Parade vor, wich aber im letzten Moment wohlweislich aus; die Machete hackte ins Leere, und einen Augenblick lang war Andy ungedeckt. Ein Augenblick war alles, was Kite brauchte: Der Android mochte aus Stahl sein, wo sie aus Fleisch und Blut war, aber ihre Nerven waren ebenso wie die seinen elektrisch. Sie säbelte nach seinem ausgestreckten Arm, und ihre Klinge grub sich in Metall. Man hörte ein Geräusch wie von einer reißenden Klaviersaite, und Andys Finger erschlafften; die Machete fiel auf den Teppich. Kite riß den Säbel frei und holte zu einem Streich aus, der Andy den Kopf abrasieren sollte.
    Vanna klappte hoch und ballerte mit dem Colt drauflos. Wie Kite zielte sie auf Andys Kopf, aber sie war noch immer ziemlich benommen, und das ließ sich am Resultat ihrer Bemühungen ablesen. Die erste Kugel zog tatsächlich einen Scheitel in Andys Melone, aber die zweite knallte die Säbelklinge beiseite, und die dritte bohrte sich durch Kites Rippen.
    »Autsch!« sagte Andy. Vanna feuerte drei weitere Schüsse ins Blaue und fiel wieder hin.
    Den Kopf noch immer intakt, bückte sich Andy nach seinem Buschmesser.
    Kite lag blutend auf dem Rücken. Neben ihr lag ein umgefallener Papierkorb, und da sie momentan nichts Besseres zu tun hatte, warf sie einen Blick hinein und sah, daß er zerknülltes Papier, zwei Apfelbutzen, eine Coladose, eine Xerox-Tonerpatrone und eine Browning-Automatic-Handkanone Kaliber .70 enthielt.
    »Hallo, Pappkameradin«, sagte Andy, der herangekommen war und jetzt mit der Machete in der Hand über ihr aufragte. »Jetzt zur Abwechslung mal andersrum, wa?«
    Und Kite streckte den Arm aus, einen Arm, der mindestens eine Million Kilometer lang zu sein schien, und nahm den ganzen Papierkorb mitsamt der Kanone mit, hob ihn, bis der Papierkorb den hämisch grinsenden Dummy ausblendete, der im Begriffstand, sie in Stücke zu hacken. Sie drückte viermal ab.
    Andy verschwand.
    Der Papierkorb war eine Röhre um ihren Arm, nach beiden Seiten offen; sie spürte ihre Zehen nicht mehr. Sie hätte jetzt gern geschlafen, hielt es aber für keine so gute Idee, also versuchte sie statt dessen ein bißchen Konversation zu machen: »Ms. Domingo?«
    Irgendwo in der Nähe ertönte, gleichfalls auf Bodenniveau, Vanna Domingos Stöhnen.
    »Ms. Domingo«, sagte Kite, »ich weiß nicht, wie gut Sie mich hören können, aber ich hab mich grad gefragt... Wenn ich morgen noch am Leben bin - nicht, daß ich damit rechnen würde, aber falls ja-, würden Sie es dann in Betracht ziehen, mir einen Job zu geben?«
Der Detonator
    »Heiliger Jesus.«
    Der Raum war groß, aber nicht gigantisch, auch wenn sich hinsichtlich seiner genauen Ausmaße nur Vermutungen anstellen ließen. Früher hatte er irgendwelche Maschinen beherbergt - auf dem Fußboden waren hellere Rechtecke zu sehen und schartige Löcher, wo Apparate entwurzelt worden waren -, aber alles Gerät und Zubehör war herausgerissen worden, um für das Dynamit Platz zu schaffen. Drei Komma acht Tonnen davon, ringsum an den Wänden aufgeschichtet, deckenhoch und wer weiß wie tief.
    Es war in ordentlichen Bündeln zu je sieben Stangen verschnürt und anschließend zu einem Wabenmuster gestapelt, einem Nitroglyzerin-Bienenstock. Joan stellte im Kopf ein paar Berechnungen an: fünftausendsechshundert Pfund reines Dynamit, macht bei rund einem halben Pfund pro Stange und dreieinhalb Pfund pro Bündel, das macht... das macht einen gottverdammten Flaufen Bündel. Ihre Chemiekenntnisse reichten nicht aus, um die Stärke der Explosion auszurechnen, aber sie würde bestimmt, wie Hoover versprochen hatte,

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