Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
einen gewaltigen Bums verursachen.
    Sie fing schon wieder an zu hyperventilieren, aber diesmal steckte sie sich keine Zigarette an. Sie machte sich auf die Suche nach dem Zeitzünder, um zu sehen, was für eine Frist man ihr gesetzt hatte, aber sie konnte ihn nicht finden. Mit sehr, sehr vorsichtigen Bewegungen näherte sie sich dem nächstgelegenen Stück Wabe und sah sich die Sache genauer an.
    In der mittleren Stange jedes Bündels steckte ein Zündhütchen, an dem eine zwanzig Zentimeter lange Zündschnur befestigt war. Die Zündschnüre standen steif ab, wie Wimpern; sie waren mit nichts verbunden. Verwundert zwirbelte Joan eine von ihnen behutsam zwischen Daumen und Zeigefinger, um festzustellen, ob es vielleicht etwas wie eine Antenne war. Aber nein, es war eine Zündschnur: Kordit, schnellbrennend.
    »Aber wo zum Teufel ist der Hauptzünder?« sagte Joan. »Wo ist der -« Sie erstarrte, als sie hinter sich ein metallisches Dröhnen hörte. Mit einemmal begriff sie. »O nein.«
    »O doch«, sagte Ayn Rand.
    Joan wandte sich um. Das Gittertor war zugeschlagen und hatte sie eingeschlossen.
    Die Lampe eingeschlossen.
    »Es ist mir lieber, loszuziehen und etwas zu tun, als gar nichts zu tun.« Joan spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. »Waren das meine Worte?«
    »Das waren Ihre Worte.«
    »Ich bin eine Aktivistin.« Sie sprach es aus wie ein Anwalt sein Schlußplädoyer. »Das ist meine Lebensphilosophie: Ich sehe ein Problem, ich trete in Aktion.«
    »Ja.«
    »Selbst wenn ich nicht weiß, was zum Teufel ich da eigentlich treibe, handle ich.«
    »Selbst wenn Sie wissen, daß Sie nicht wissen, was zum Teufel Sie da treiben«, sagte Ayn. »Selbst wenn man Sie gewarnt hat.«
    Joan nickte die ganze Zeit. »Und es ist wahr, was Sie mir gesagt haben: Sie sind nicht das Virus; Sie sind nicht die Bombe ...«
    »Nein.«
    »... Sie sind der Detonator.«
    »Eine Elektrische Thermit-Sprengladung«, sagte Ayn Rand. »Allerdings eine im höchsten Grade vernunftbegabte.«
    Joan schloß die Augen. »Thermit... Thermit setzt die Zündschnüre in Brand?«
    »Ja.«
    »Zündschnüre bringen die Zündhütchen zur Explosion ...«
    »Ja.«
    » ... Zündhütchen zünden das Dynamit, Dynamit bringt das Gebäude zum Wanken, Wanken setzt das Virus frei, Virus tötet Tausende von unschuldigen Menschen ...«
    »Ja, ja, ja und ja.«
    »Alles meinetwegen.«
    »Alles Ihretwegen«, bestätigte John Hoovers Stimme aus einem irgendwo in der Sprengstoffwabe vergrabenen Lautsprecher. »Und ich möchte Ihnen aufrichtig dafür danken, Miss Fine, welch wahrhaft heroische Anstrengungen Sie unternommen haben, um heute hierherzukommen. Ohne Sie hätte ich das Gebäude nicht sprengen können.«
Zwei Minuten
    Leuchtspurgeschosse legten Steppnähte zwischen die Stahlbalken und -träger der Babel-Baustelle. Nach dem ersten Angriff hatten sich die Androiden zur Nordseite des Turms zurückgezogen, während die Marines den Süden hielten; die zwei Gruppen lieferten sich seitdem einen weitgehend planlosen Schußwechsel. Das Ziel der Marines war nicht, den Feind zu vernichten, sondern ihn lediglich zu beschäftigen und ihm etwas zu denken zu geben, während ein Spezialkommando das Auge von Afrika in das Hydra-Kontroll-Center schaffte.
    In einer vergleichsweise ruhigen Ecke des 236. Stockwerks marschierte ein Mobil-Fernseher einen überdachten Fußweg entlang. Sein Monitor spielte alte Filmberichte aus dem Syrienkrieg von 09 ab: Ein fleischiger amerikanischer General sprach gerade zu einem Raum voller Reporter. »Meine Damen und Herren«, sagte der General und zeigte dabei auf einen eigenen Videobildschirm, »hier sehen Sie das Hauptquartier meines Gegenstücks.« Eine Welle von beifälligem Gelächter schwappte durch den Raum, als eine Kemo-Sabe-Rakete ein dreistöckiges Gebäude in die Luft jagte und alle darin befindlichen Menschen tötete. »Als nächstes zeigen wir Ihnen ein Videoclip über die Arabfamilie mit dem größten Schwein des Tages.« Ein Paar mit Kinderwagen erreichte die andere Seite einer Brücke, keine zwei Sekunden bevor eine lasergelenkte Bombe selbige halbierte. Ein Neiusweek-Reporter lachte so herzhaft, daß er vom Stuhl kippte. » Als nächstes eine Vergleichsstudie über die Fernzielgenauigkeit von syrischen und israelischen Panzerkanonen ...«
    Das Bild ging in Flimmern über, als der Steinerne Mönch den Fernseher mit einer magnetisierten Klaviersaite garrotderte; Maxwell stieß dem Fernseher ein Bajonett in die Brust und

Weitere Kostenlose Bücher