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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Ihre Waffen nieder, und kommen Sie heraus, wo ich Sie sehen kann.«
    Jemand - wahrscheinlich ein Marine mit schlechten Erinnerungen an die libysche Luftkavallerie - gab hinterrücks einen Schuß auf den Hubschrauber ab. Die Kugel prallte von einem Stahlträger ab und traf den Erschütterungsdetektor. Die Lämpchen gingen an und blieben an; mit einem Knall wie von einem zweiten Gewehrschuß flog unter der Plattform eine Klappe auf und ließ ein zerbrechliches Faß auf eine Rampe fallen. Der Behälter fing an zu rollen und nahm stetig Geschwindigkeit auf.
    Die holographische Darstellung der Rampe, die Hoover Joan gezeigt hatte, war eine grobe Vereinfachung gewesen; weit davon entfernt, geradeaus abwärts zu verlaufen, war die echte Rampe wie eine Achterbahn angelegt, die sich durch die ganze Baustelle schlängelte. Wie das Faß so kreuz und quer von einem Ende des Turms zum anderen rasselte, zog es die Aufmerksamkeit weiterer Heckenschützen auf sich. Zweimal wurde es um ein Haar getroffen; zweimal gingen die Kugeln daneben. Als es um die letzte Kurve bog, prallte eine Gewehrgranate vor ihm an der Rampe ab, jedoch ohne zu explodieren. Das Faß ging in die Zielgerade, die am Rande des Abgrunds wie abgesägt endete.
    An ebendiesem Ende der Rampe tauchte der Kopf eines Soldaten auf. Ein Elektro-Bein pedalte im Leeren; Maxwell stemmte sich hoch und nahm eine riskante Fängerstellung ein. Der Virusbehälter war schwer, und im Laufe seiner Achterbahnfahrt hatte er ein beträchtliches Tempo aufgebaut, aber Maxwell wappnete sich mit ledernackiger Sturheit und hielt die Stellung. »Erwischt!« sagte er, als das Faß ihm in die Arme rollte.
    Ein Schrei ertönte von unten herauf, als die Marines ihren Ablenkungsangriff einleiteten. Stoßtrupp eins benutzte einen Raketenwerfer, um mutmaßliche feindliche Stellungen auszuräuchern. Stoßtrupp zwei bewies gleich großen Enthusiasmus, aber geringeren Sachverstand, indem er zu diesem Zweck einen Mörser einsetzte: eine an Orten mit Querbalken wenig taugliche Waffe. Die Granate ging direkt unter Maxwell los und sprengte den letzten Träger der Rampe; das Endstück der Rutschbahn brach weg und stürzte seitwärts in die Tiefe, bis es auf einem Kranarm aufschlug und dort liegenblieb. Doch Maxwell war nicht aufzuhalten.
    »Das Gebäude ist umstellt!« warnte Agent Vogelsang. »Das Gebäude ist umstellt! Sie sind alle verhaftet!«
Der Spieler
    Auf einer inexistenten Insel voll kleiner rosa Fläuschen landete derweil ein Hubschrauber der USCN (Umweltschutz-Cosa-No-stra) auf dem Rasen vor einer weißen Eiscremefabrik. Vier uniformierte Vollstreckungskräfte sprangen heraus und drohten mit ihren Schlagstöcken dem Qualm, der aus den Fabrikschloten herausquoll (wozu eine Eiscremefabrik Schlote brauchen sollte, wußten die Götter, aber da das Ganze sowieso reine Illusion war, brauchte es auch nicht in allen Einzelheiten zu stimmen) . Die Vollstrecker schleiften den Fabrikdirektor aus seinem Büro heraus und schlugen mit ihren Stöcken auf ihn ein; er kroch auf allen vieren in die Fabrik zurück, und der Schadstoffausstoß ging vorübergehend um fünfzig Prozent zurück.
    Harry Gants Eltern hatten wieder etwas Luft. Nicht so Plarry; das nächste, was die USCN-Völlstrecker taten, war, auf die andere Seite der Insel zu .seiner Eiscremefabrik zu fliegen und die
    Bezahlung ihrer Dienste zu verlangen. Sie waren teuer; er mußte einen seiner Lastwagen verpfänden, um die verlangte Summe aufzubringen. Dann bestach der Elektro-Gant einen korrupten Banker, das Darlehen zu kündigen und den Laster einzuziehen, wodurch Harry mit einem Schlag ein Zehntel seiner laufenden Einnahmen einbüßte.
    Er war am Verlieren. Das schien ihm nicht allzuviel auszumachen, wenn man bedachte, was für ihn auf dem Spiel stand -aber andererseits war es von vornherein offensichtlich gewesen, von dem Augenblick an, als Roy ihm die neuen, absolut unfairen Spielregeln erklärt hatte, daß er gar nicht gewinnen konnte. Ja, die Chancen standen für ihn so schlecht, daß es ihm nicht einmal etwas genützt hätte, seine Eltern zu opfern: Es hätte ihm höchstens ein paar Minuten mehr eingebracht, in denen er sich dann wie ein Rabensohn hätte fühlen können.
    Das Wissen um die Unausweichlichkeit der Niederlage kann befreiend sein. Wie Edward Abbey einmal bemerkte: Wenn die Situation hoffnungslos ist, besteht kein Grund zur Sorge. Und Harry war ohnehin nie jemand gewesen, der sich groß Sorgen machte. Gestützt auf sein angeborenes

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