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Gast im Weltraum

Gast im Weltraum

Titel: Gast im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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oder vielmehr die Kette solcher Träume, die wochenlang immer wiederkehrten, quälte mich so sehr, daß ich zum erstenmal in meinem Leben Schlafmittel einnahm, um die Tätigkeit der Hirnrinde auszuschalten. Ich sank in einen bleischweren Schlaf; sobald ich aber den Gebrauch der Medikamente einstellte, waren all die peinigenden Traumbilder wieder da.
    Zu meinen Sprechstunden im Ambulatorium erschienen immer häufiger Patienten, die über Alpdrücken klagten. Verlegen brachten sie ihre scheinbar geringfügigen Beschwerden vor und taten, als wäre es eine Grille, eine Laune und nicht ein quälendes Leiden. Da ich durch eigene Erfahrungen auf diesem Gebiet aufmerksam geworden war, hörte ich sie geduldig an und verschrieb ihnen die Mittel, die ich selbst einnahm. Häufig stieß ich auf Ablehnung. Wir lieben es nämlich nicht, Medikamente zu schlucken.
    Vor allem wollten meine Patienten nicht in tiefen Schlaf versinken, sie wollten träumen, aber von… der Erde! Allerdings gestanden sie es nur unter vier Augen ein.
    „Leider können wir Träume noch nicht nach Wunsch hervorrufen“‚ war das einzige, was ich darauf antworten konnte. Ich mußte sie mit leeren Händen fortschicken. Nur einen guten Rat konnte ich ihnen mit auf den Weg geben: mehr Leichtathletik zu treiben und sich länger an der „frischen“ Luft aufzuhalten. Die Erwähnung des Parks der Gea rief häufig Widerwillen, ja Entrüstung hervor. Dieses Werk, auf das die Videoplastiker so stolz waren, wurde zu einem Stein des Anstoßes. Einmal wurde erwogen, unseren Garten umzugestalten. Sowohl der natürliche Teil als auch die videoplastische Umgebung sollten ein anderes Gesicht erhalten. Eine Umfrage ergab indessen, daß im Grunde niemand es wünschte. Dafür wurden abfällige Bemerkungen laut. Der Regen sei künstlich, und man sehe gleich, daß er nicht echt sei, sagten die einen; andere beschwerten sich darüber, daß das Fehlen der Vögel jede Illusion zerstöre; einige warfen den Videoplastikern vor, der Himmel und die Wolken seien ganz anders als auf der Erde und man durchschaue den Betrug auf den ersten Blick. Durch diese Vorwürfe fühlten sich die Videoplastiker verletzt. Sie versicherten, die von ihnen hervorgezauberte Täuschung sei ausgezeichnet, denn sie hätten alle Faktoren in Betracht gezogen, die auf die menschlichen Sinne einwirken. Die Apparatur arbeite noch ebenso einwandfrei wie zu Beginn des Fluges. Überdies hätten sich alle bei ihrer Ankunft an Bord der Gea anerkennend über den Park geäußert.
    Ende des ersten Jahres unserer Reise durch das Weltall tauchten unter meinen Patienten Leute auf, die an Störungen des geregelten Wechsels von Schlafen und Wachen litten. Ihr Arbeitsrhythmus verschob sich. Manche hatten ein starkes Schlafbedürfnis in den frühen Abendstunden und wurden lange vor Tagesanbruch munter. Andere wollten lieber bis spät in die Nacht hinein arbeiten und vormittags schlafen. Die Unordnung im Arbeitsablauf der Kollektive, die dadurch entstand, wurde größer und drohte die Arbeitsgemeinschaften zu zerrütten.
    Vor allem in den Nachmittagsstunden traf man in den Gängen immer mehr Menschen, die ziel- und zwecklos umherschlenderten. Begonnene Gespräche langten bald auf einem toten Punkt an. Die Leute liefen allein auf den Decks hin und her, mieden aber die Sterngalerie. Als ich einige Tage vor Neujahr das Promenadendeck zu einer Zeit betrat, zu der früher der größte Andrang geherrscht hatte, begegnete ich dort nur zwei Piloten, die sich mit Ameta über eine Gestirnkonstellation unterhielten.
    Alle diese Ereignisse fielen mit der kompliziertesten Phase meines Verhältnisses zu Anna zusammen. Ich widmete ihnen daher nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätten.
    In gewissen Zeitabständen fanden Beratungen der Astrogatoren statt. Eines Tages wandte sich Ter Akonian mit der Bitte an mich, über den psychischen Gesundheitszustand der Expeditionsteilnehmer zu berichten. Ich setzte mich einige Stunden an den Schreibtisch und arbeitete ein ellenlanges Referat aus.
    Zu der Beratung kam ich etwas zu spät. Einer der Freunde von Nils, der unternehmungslustige Liebhaber von Zuckerschaum, war bei einer Kletterei auf dem Flugplatz von einem der Stützmaste gefallen und hatte sich den Fuß verstaucht, den ich ihm wieder einrenken mußte. Als ich den Sitzungsraum betrat, sprach gerade Lena Behrens. Ich drückte mich in einen der Sessel in der letzten Reihe.
    Das Kollektiv der Felicitologen an Bord der Gea hält unter

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