Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
verdammt!«, brüllte er.
Ächzend,
die Zähne zusammengebissen, bekam er einen Ellbogen auf den Träger, dann den
anderen, dann einen Stiefel. Schließlich wälzte er sich auf den Träger und
blieb zitternd und nach Luft schnappend mit dem Gesicht nach unten in einer
Masse zerquetschter Thermovoren liegen.
Er
blieb lange so liegen, während er versuchte, seinen rasenden Herzschlag zu
beruhigen, und sich fühlte, als müsse er jeden Moment sterben.
Schließlich
bewegte er sich wieder, als der Hautflügler auf seiner Schulter landete und
anfing, an der Halsmanschette zu nagen. Er fuhr herum, packte ihn am Kopf und
hielt ihn fest, während der Hautflügler sich wehrte und mit den Flügeln schlug.
Er hielt ihn lange genug fest, um sein Messer zu ziehen und ihn zu töten.
Mkoll
warf ihn in die Tiefe und sah ihn davontrudeln. Das verfluchte, verdammte Biest
hätte ihn beinahe getötet.
Kurz
bevor der Hautflügler in den Wolken tief unter Mkoll verschwand, tauchte ganz
kurz eine verschwommene Gestalt aus der Brühe auf, sehr viel größer als der
Hautflügler, schlank und schwarz, und schnappte ihn elegant aus der Luft, bevor
er wieder verschwand.
Mkoll
hatte keine Ahnung, was er soeben gesehen hatte. Aber plötzlich war er froh,
dass es nur ein Hautflügler gewesen war, der ihn zur Mahlzeit auserkoren hatte.
Er
erhob sich, unsicher und unter Schmerzen, wischte sich den Schleim von der
Vorderseite der Jacke und setzte seinen anstrengenden Weg fort.
Nessa
legte Milo die Hand auf den Mund, bevor sie ihn weckte.
Es kam
ihr ungerecht vor, ihn zu stören. Er schlief so tief und fest, wie ein Kind, so
schien es ihr.
Doch
es ging auf 20:00 Uhr Imperiale Standardzeit zu, und der Nachtzyklus begann.
Sie mussten sich aufmachen.
Milo erwachte
und sah zu ihr hoch. Sie lächelte beruhigend, nahm die Hand weg und deckte
damit ein Antwortlächeln auf.
Er
richtete sich auf und rieb sich das Gesicht mit den Händen.
»Alles
in Ordnung?«, flüsterte er.
Sie
antwortete nicht. Er senkte die Hände und wiederholte das Flüstern so, dass sie
seine Lippen lesen konnte.
»Ja«,
sagte sie. Dann fügte sie hinzu: »Zu laut?«
Sie
hatte Schwierigkeiten, die Lautstärke ihrer Stimme richtig einzuschätzen.
»Genau
richtig«, sagte er.
Sie
hatten sich von dem Sklaventrupp fortgestohlen, in dessen Schutz sie den Damm
überquert hatten, und sich bis zum frühen Nachmittag durch die Fabrikanlagen
und Arbeitshallen gearbeitet, wobei sie ständig den emsigen Suchtrupps des
Feindes hatten ausweichen müssen. Mittlerweile müde von den Strapazen und der
ständigen Anspannung, waren sie dann mitten am Nachmittag in ein verlassenes,
halb verfallenes Wohngebäude in den Außenbezirken der Alpha-Kuppel
eingebrochen, um sich ein paar Stunden Ruhe zu gönnen.
Keiner
von ihnen hatte die furchtbaren Ereignisse bei der Überquerung des Damms
erwähnt. Milo hatte Doyl nicht sonderlich gut gekannt, aber er wusste, dass die
Geister einen wertvollen und begabten Späher verloren hatten. Adares Tod traf
ihn auf einer direkteren, emotionaleren Ebene. Lhurn Adare, gewitzt,
selbstsicher und stark, war ein allgemein beliebter Tanither und ein
persönlicher Freund Milos. Er war einer von Oberst Corbecs Sacra-Kumpanen
gewesen, ein trinkfester Zechbruder, der den Morgen gern in Gesellschaft von
Varl, Derin, Cown, Domor, Bragg, Brostin und ihresgleichen grauen sah. Er war
Teil des innersten Kreises, des Herzens und Rückgrats des Ersten Tanith
gewesen. Milo hatte viele Kampfhandlungen an Adares Seite erlebt, von Anfang
an. Er erinnerte sich noch an die unablässigen Streiche, die Adare Baffels und
Cluggan gespielt hatte. Er erinnerte sich, wie er sich mit ihm sinnlos
betrunken hatte, in der Nacht, als Adare zum Sergeant befördert wurde. Er
erinnerte sich an Adares beständige gute Ratschläge.
Jetzt
waren beide nicht mehr da. Adare und Doyl. Tot, war Milo sicher. Wie all die
anderen. Baffels auf Haiga. Cluggan, schon lange, auf Voltemand gefallen.
Mkoll, in der Luft über Ouranberg.
Wie
lange noch, fragte sich Milo, bis die letzten Überbleibsel Taniths sich
aufgerieben haben würden?
Er
stand auf, streckte sich und versuchte die Traurigkeit abzuschütteln, damit
sein Verstand wieder arbeiten konnte. Der nackte Raum wurde durch eine
chemische Lampe erleuchtet, die Nessa anzuzünden gewagt hatte, weil die Fenster
mit Pressspanplatten vernagelt waren. Ihr Präzisionsgewehr lag auf ihrem
Tarnumhang, auseinander genommen. Sie polierte und ölte den
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