Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
Schießmechanismus
mit einem weichen Tuch.
Milo
holte ein paar in Folie verschweißte Proviantrationen hervor und schlang sie
mit ein paar Schlucken Wasser aus seiner Feldflasche hinunter. Ihm fiel auf,
dass seine Hände schmutzig vom Staub waren, aber das störte ihn nicht.
Er
klappte den Faltplan von Ouranberg auf, den jeder von ihnen bekommen hatte,
studierte ihn eingehend und stellte Wege zusammen.
»Hast
du geschlafen?«, fragte er, indem er zuerst ihren Arm berührte, um sie darauf
aufmerksam zu machen, ihn anzusehen.
»Etwas.«
»Genug?«
»Ich
hatte einen Traum«, sagte Nessa, während sie weiter an ihrem Gewehr arbeitete.
»Einen
Traum?«
»Ich habe
geträumt, Oberst Corbec und Sergeant Soric kamen uns suchen. Sie waren am
Leben.«
»Das
sind sie wahrscheinlich auch«, sagte Milo. »Ich meine, wir wissen es nicht.«
»Nein,
aber sie waren bei unserem Aufbruch dem Tode nah. Es ist eine Sache, jemanden
in der Schlacht zu verlieren. Es ist eine ganz andere, sie in diesem Schwebezustand
zu verlassen und dann nie zu erfahren ... nie herauszufinden ...«
»Wir
werden es herausfinden. Bei unserer Rückkehr werden sie uns erwarten. Soric
wird viele Witze reißen und furchtbar stolz auf dich sein. Corbec wird eine Flasche
Sacra geöffnet haben und verlangen, dass ich meinen Dudelsack hole und ein Lied
spiele oder auch zwei.«
»Warum
wird Soric stolz auf mich sein?«, fragte sie.
»Weil
du Slaith einen Schuss genau zwischen die Augen verpasst haben wirst.«
Sie
lachte. »Es ist schön zu wissen, dass du so großes Vertrauen in mich setzt. Und
dass du in die Zukunft sehen kannst, Brin.«
»Diese
Gabe habe ich.«
Sie
schüttelte schmunzelnd den Kopf und machte sich an das Zusammensetzen ihres
Gewehrs. Ihre Hände arbeiteten mit sparsamen, sicheren Bewegungen. Milo
bezweifelte, dass er ein Lasergewehr in der doppelten Zeit zusammensetzen
konnte.
Er
beobachtete sie. Sie wurde allgemein als die schönste Frau bei den Geistern
angesehen, obwohl die Männer alle spezielle Favoriten hatten: Muril, Arilla,
Banda, Solia, Ellan, Criid und, wenn sie betrunken oder leidend genug waren, um
es tatsächlich zuzugeben, Ana Curth. Criid und Banda galten insgesamt als am
verlockendsten, obwohl es Milo oft beeindruckte, dass Criid wegen ihrer
Verbindung mit Caffran sogar in Gesprächsfantasien allgemein als unberührbar
betrachtet wurde. Nessa war nicht auf die Art sexy, wie es Banda und Solia
waren. Teils lag es an ihrer Stille, die im Grunde eine Kriegsverletzung war.
Aber in der Hauptsache lag es an ihrem feinknochigen, umwerfenden Gesicht, den
perfekten Winkeln und Kanten ihrer Wangen und Nase und dem tiefen Blau ihrer
Augen. Ihre fließenden, glänzenden Haare waren immer als wesentlicher
Bestandteil ihrer Attraktivität erschienen. Jetzt waren sie nicht mehr da, und
sie war trotzdem noch wunderschön. Ihre Haare wuchsen wieder nach und bildeten
bereits einen daunenartigen Flaum. Das Fehlen der Haare betonte ihre wie
gemeißelt wirkenden Züge.
Ihr
Blick begegnete seinem. »Was ist so interessant?«, fragte sie.
Milo
schüttelte den Kopf.
Er
schaute weg und sah ein kleines Stück Pressspan an der Wand leimen. Eine
Messerspitze hatte die Worte »Nessa Bourah, 341.748 bis 225.771 M41«
eingeritzt.
»Was
ist das, verdammt?«, fragte er.
»Nur
eine Angewohnheit«, erwiderte sie.
»Das
ist ein verdammter Grabstein!«
»Entspann
dich, Brin. Im Krieg in der Vervunmakropole haben wir das jeden Tag gemacht.
Ich hab's mir einfach nicht abgewöhnen können.«
Milo
schüttelte verwirrt den Kopf. »Das musst du schon genauer erklären«, sagte er.
Sie
legte ihr Gewehr nieder und sah ihn an. »Wir sind jeden Tag gestorben. Jeden
Tag, den wir im Guerilla-Krieg in den Ruinen der Außenhabs der Vervunmakropole
verbrachten, sind wir gestorben. Die Sterberate war entsetzlich. Also haben wir
uns angewöhnt, in der wenigen verfügbaren freien Zeit unsere eigenen Grabsteine
zu schnitzen. Wenn wir also starben, gab es einen Grabstein. Leicht. Simpel.
Ein rasch gebuddeltes Loch in einem Graben, ein paar Schaufeln Erde über die
Leiche, ein Gebet ... und einen Grabstein, der bereits wartete.«
»Das
ist schrecklich.«
»Das
... war eben so.« Sie hielt inne und räusperte sich leise. Dann fuhr sie fort.
»Es wurde zur Routine, und die Leute fingen an, das Datum des nächsten Tages
einzutragen, als wollten sie das Schicksal herausfordern. Zuerst war es ein
Scherz. Ein schlechter, düsterer Scherz. Dann hat jemand, ich weiß nicht
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